Dunkle Wünsche
gestampft kam.
Er blieb wie angewurzelt
stehen, als er mich sah, und sein Mund öffnete sich vor Überraschung. Dann wies
er anklagend mit dem Zeigefinger auf mich. »Der!« Die gequetschte Stimme klang
ehrlich entrüstet. »Wie, zum Teufel, kommt der hierher?«
»Das spielt keine Rolle«, sagte
Drury. »Die Frage ist, was hast du getan, nachdem du gestern abend die Bar
verlassen hast, in der du dich mit Lieutenant Wheeler getroffen hattest?«
»Ich stieg in den Wagen und
fuhr eine Weile herum, nur um sicher zu sein, daß er mir nicht folgte«, sagte
der Neandertaler. »Dann hielt ich vor einer Bar und trank zwei Bier, bevor ich
Sie abgeholt habe, wie Sie mir gesagt hatten.«
»Sie sind gar nicht in Masons
Wohnung gewesen?«
Das zerschlagene Gesicht sah
verdutzt drein. »Warum denn, zum Teufel?«
»Der Lieutenant hat einen
Zeugen, der behauptet, er habe dich dort gesehen.«
»Er ist ein verdammter Lügner,
oder er ist verrückt!« brüllte Big Mike.
»Okay.« Drury hob die Hand.
»Das ist alles, Mike.«
Der Neandertaler warf mir einen
gehässigen Blick zu, als er hinausging, als hielte er von vornherein alles für
meine Schuld; und die Tür bebte, als er sie hinter sich zuschlug.
»Sie haben sicher eine Unmenge
Fragen, Lieutenant«, sagte Drury leichthin. »Vielleicht versuche ich erst
einmal, ein paar Antworten vorweg zu geben, damit können wir uns viel Zeit
sparen. Gil Mason ist ein Zuhälter. Die Brooks hat für ihn gearbeitet. Es war
das übliche — er verschaffte ihr die Wohnung und kassierte wahrscheinlich achtzig
Prozent ihrer Einkünfte. Aber er verlor sie vor ein paar Wochen an einen
anderen Burschen — ich weiß das nur vom Hörensagen — verstehen Sie? — , und ich
habe keine Ahnung, wer dieser andere ist. Bei meiner Arbeitsmethode erfahre ich
eine Menge Dinge. Soviel ich gehört habe, fanden Sie einen Kalender, den das
Mädchen hinterlassen hat und in dem ein paar Namen standen, unter anderem auch
meiner. Sicher, ich habe sie besucht, aber ich habe sie nicht umgebracht, und
ich möchte nicht in die Nachforschungen dieses Mordfalls verwickelt werden. Mir
scheint, daß Mason der nächstliegende Verdächtige ist — er hatte ein Motiv und
ist plötzlich aus seiner ursprünglichen Wohnung verschwunden, um sich zu
verstecken. Als einer meiner Mitarbeiter herausfand, wo er sich eingenistet
hat, hielt ich es für das beste, Sie das wissen zu lassen. Deshalb habe ich Big
Mike geschickt.«
»Und könnte er nicht in bezug
auf das, was er nach Verlassen der Bar getan hat, gelogen haben?«
»Bestimmt nicht, Lieutenant. Er
würde Sie anlügen und alle möglichen Leute sonst, aber nicht mich.«
»Sie sind ein faszinierender
Mann, Mr. Drury«, knurrte ich. »Sie setzen sich über die Vorschriften hinweg,
weil Sie nicht mit der persönlichen Unannehmlichkeit einer Vernehmung belästigt
werden wollen, und dann versuchen Sie, mich bei meinen Nachforschungen in die
Richtung zu manövrieren, die Sie für die beste halten.«
Er spreizte weit die Hände.
»Ich wollte nur versuchen, Ihnen zu helfen.«
»Ich würde es eher als
Obstruktion bezeichnen«, sagte ich kalt. »Das verstößt gegen die Vorschriften.«
»Ich bin überzeugt, meine
Anwälte würden gegenteiliger Ansicht sein.« Er lächelte flüchtig. »Ich hege
eine förmliche Manie, mein Privatleben ungeschoren zu wissen — bis zu dem
Punkt, daß ich an verschiedenen Orten unter verschiedenen Namen meinen Wohnsitz
habe. Ich brauche Sie kaum daran zu erinnern, daß es nicht ungesetzlich ist,
einen anderen Namen anzunehmen, solange es nicht zum Zweck eines Verbrechens
geschieht. Sie hätten mich auch jetzt nicht gefunden, wenn nicht einer meiner
Mitarbeiter geredet hätte. Aber nachdem Sie nun hier sind, können wir ebenso
gut weitermachen. Fragen Sie mich, was Sie wollen.«
»Wo waren Sie zu der Zeit, als
das Mädchen umgebracht wurde, zwischen ein und zwei Uhr morgens?«
Er überlegte eine Weile und
schüttelte dann den Kopf. »Das kann ich nicht beantworten.«
»Sie meinen, Sie wollen es
nicht beantworten?«
»Nein, ich kann mich nicht
genau erinnern. Ich war entweder mit einem Freund zusammen oder auf der
Heimfahrt oder möglicherweise beides. Aber in Anbetracht meiner Einstellung zu
meinem Privatleben wünsche ich weder den Namen meines Bekannten noch die
Adresse der Wohnung, in die ich hinterher zurückgekehrt bin, anzugeben.«
Ich atmete tief aus. »Ich sehe
schon, ich muß den Distriktstaatsanwalt dazu bringen, sich mit Ihren
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