Dunkle Wünsche
Anwälten
über Ihre Einstellung zu Ihrem Privatleben zu unterhalten, Mr. Drury.«
Er lächelte und nickte. »Warum
tun Sie das nicht?«
»Weil ich nichts als meinen
Verstand zu verlieren habe«, sagte ich finster. »Also frage ich weiter. Wie
sieht Mason aus?«
»Etwa einen Meter
fünfundachtzig groß, stämmig«, antwortete er prompt. »Grauwerdende
kurzgeschnittene Haare, und er trägt immer eine sehr vulgäre Krawattennadel.«
»Ich bin froh, daß Sie mir
nicht seine Augenfarbe gesagt haben«, knurrte ich. »Ich wäre vor Schreck glatt
umgefallen.«
»Ich verstehe nicht.«
»Macht nichts«, sagte ich.
»Kennen Sie jemanden namens Wagner, Frank Wagner?«
»Nein, ich glaube nicht.«
»Wie steht’s mit Lubell ?«
»Tom Lubell, der diese
gräßliche Striptease-Kneipe leitet?«
»Ja, dieser Lubell«, bestätigte
ich.
»Ich kenne ihn ganz gut. Ich
habe sogar einen kleinen Anteil an seinem Unternehmen. Oh!« In seinen Augen
funkelte es plötzlich auf. »Auf diese Weise haben Sie mich gefunden?«
»Ich mußte ihm ein bißchen den
Arm verdrehen«, brummte ich, »wenn Ihnen das ein Trost ist.«
»Keineswegs, aber es spielt
jetzt keine Rolle.«
»Meinen Sie, Lubell könnte
einen Grund gehabt haben, das Mädchen umzubringen?«
Er schüttelte den Kopf.
»Absolut keinen. Ich habe Ihnen bereits mitgeteilt, wen ich für den
wahrscheinlichen Täter halte, Lieutenant.«
»Gil Mason, und er ist wieder
verschwunden«, sagte ich. »Wo wohnte er, bevor er sich in diesem
Absteigequartier in der Vierten Straße versteckte?«
»Ich erinnere mich nicht an die
genaue Adresse, aber ich kann sie Ihnen besorgen.« Er drückte erneut auf den
Knopf. »Margo? Erkundigen Sie sich bei Mr. Kramer nach der Adresse eines Mr.
Gil Mason — nach der, wo er gewohnt hat, bevor er in die Vierte Straße zog. Dann
schreiben Sie sie auf und geben den Zettel Lieutenant Wheeler, wenn er
hinausgeht.« Er ließ den Knopf los und betrachtete mich aufmerksam. »Noch
weitere Fragen, Lieutenant?«
»Kennen Sie einen Nigel
Slater?«
»Sehr gut!« Zum erstenmal, seit
ich sein Büro betreten hatte, blickte er milde überrascht drein. »Er arbeitet
hier.«
»Als was?«
»Wir haben eine Reihe
Grundstücksinvestitionen vorgenommen und wollen dieses Gebiet noch ausbauen.
Slater hat das Ganze unter sich.« Er studierte die sorgfältig manikürten Fingernägel
seiner rechten Hand. »Ist er irgendwie in diese Angelegenheit verwickelt?«
»Er ist nur der Freund von
Elinor Brooks’ bester Freundin«, erklärte ich. »Auf diese Weise habe ich ihn
kennengelernt. «
Seine Brauen hoben sich. »Sie
ist doch nicht zufällig in derselben Branche tätig wie Elinor?«
»Nein.« Ich stand auf. »Im
Augenblick habe ich keine Fragen mehr, Mr. Drury. Ich nehme an, ich kann mich
über dieses Büro hier jederzeit mit Ihnen in Verbindung setzen?«
»Ganz sicher, Lieutenant«,
sagte er in betont großzügigem Ton.
»Es ist angenehm, Sie als
wirklich respektablen Bürger kennengelernt zu haben.« Ich grinste bedächtig.
»So wie Big Mike dahergeredet hat, klang es ganz so, als ob Sie der maßgebliche
Mann bei jedem Verbrecherunternehmen in der Stadt seien!«
Er erwiderte mein Grinsen.
»Mike ist ein unverbesserlicher Romantiker. Man sollte es nicht für möglich
halten, wenn man ihn ansieht, aber hinter diesem zerstörten Gesicht verbirgt
sich ein kindlich romantisches Gemüt, das auch ein paar hundert Kämpfe im Ring
nicht zertrümmern konnten.«
»War er Schwergewichtler?«
»Ja.« Ein nachdenklicher Ton
der Erinnerung lag in Drurys Stimme. »Sein großes Problem war seine Fußarbeit,
er war einfach nie schnell genug. Zeitweise konnte ich gar nicht zusehen, weil
er soviel einstecken mußte. Er wollte das Boxen nie aufgeben, aber es blieb ihm
dann keine andere Wahl.«
»Was geschah?«
»Er brachte einen Mann um. Es
war natürlich ein Unfall, aber es passierte in irgendeinem Kuhdorf, und der
andere war der Sohn eines dortigen Politikers.«
»Hat er ihn im Ring
umgebracht?«
»In einer Bar«, sagte er kurz.
»Der andere Mann war betrunken, ebenso groß wie Mike, und wahrscheinlich wollte
er den übrigen zeigen, was für ein grandioser Bursche er war, indem er einen
Berufsboxer niederschlug. Mike ließ sich schrecklich viel von ihm gefallen,
bevor er schließlich die Geduld verlor und seinerseits zuschlug. Er schlug ihn
nur einmal unters Herz, und dummerweise war das Herz dieses Burschen nicht in
Ordnung. Es hörte für alle Zeiten auf zu schlagen.« Er zuckte
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