Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Wünsche

Dunkle Wünsche

Titel: Dunkle Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
die Schultern.
»Sein Vater, der Politiker, begann allen die Hölle heiß zu machen, und eine
Weile sah alles recht übel aus — die Fäuste eines Berufsboxers seien tödliche
Waffen und so weiter.«
    »Ist er freigesprochen worden?«
    »Ich brachte zwei gerissene
Anwälte aus New York hinaus, die ihn verteidigten, und ein paar andere Burschen
— strikte anonym — , die es fertigbrachten, eine Menge widerwärtig schmutziger
Dinge über den Politiker auszugraben. Das half. Wir plädierten schließlich auf
Totschlag, und Mike wurde zu sechs Monaten Zwangsarbeit verurteilt.«
    »Wieso waren Sie so an ihm
interessiert?«
    »Ich pflegte früher ein paar
Jahre lang seine Kämpfe zu besuchen — Mike wurde eine Art Maskottchen für mich,
so wie er dastand und verprügelt wurde und niemals aufgab. Wenn ich Pech hatte,
dann pflegte ich mir immer zu sagen, wenn er es ausgehalten hat, dann kann ich
es auch aushalten.« Er grinste und schüttelte den Kopf. »Irgendwo hat jeder
seine Verrücktheiten, Lieutenant! Jedenfalls hielt mich Mike hinterher für
Robin Hood und widmete den Rest seines Daseins seiner Rolle als Little John.
Deshalb habe ich Ihnen auch gesagt, er habe nicht gelogen. Er lügt mich eben
einfach nicht an.«
    »Es muß problematisch sein, ihn
in eine solche Organisation einzufügen, nicht wahr?« fragte ich.
    »Er fügt sich nicht ein. Er ist
eher so etwas wie ein persönlicher Assistent. Er erledigt Besorgungen für mich
und ist eine große Hilfe.«
    »Ich halte Mike für einen
geradezu überzeugenden Faktor, wenn jemand aus Ihrer Kollegenschaft zu einer
Meinungsänderung bewogen werden soll. Habe ich recht?« sagte ich beiläufig.
    »Das ist ein Gedanke«, sagte er
in noch beiläufigerem Ton. »Das muß ich mir merken. Vielen Dank, Lieutenant.«
    »Gern geschehen«, sagte ich.
     
    Beim Hinausgehen reichte mir
die Silberblonde am Empfang einen Umschlag mit Masons früherer Adresse, wobei
sich ihre Oberlippe kräuselte. Ich wollte ihr eben etwas Freundliches und
Witziges zum Abschied sagen, entschied mich dann aber dagegen, vorwiegend weil
mir nichts Freundliches und Witziges einfiel, aber auch, weil ich nach meiner
Unterhaltung mit Drury fast überzeugt war, daß zwischen uns keine innere
Beziehung mehr bestand.
    Annabelle warf mir, als ich
etwa zwanzig Minuten später das Büro betrat, einen grübelnden Blick zu, als
wisse sie etwas, was ich nicht wußte; und das bestätigte nur, daß sie mich seit
langem recht gut kannte. Es gibt Tage, an denen mich ein einziger Blick auf
solche Gedanken bringen kann.
    »Jemand hat schon den ganzen
Morgen über versucht, Sie telefonisch zu erreichen«, sagte sie in frostigem
Ton. »Eine Frau natürlich.«
    »Ja?« sagte ich vorsichtig.
    »Ihrer Stimme nach muß sie
wirklich scharf auf Sie sein.«
    »Kann ich mir vorstellen«,
sagte ich. »Nach dem, was gestern nacht geschehen ist.«
    Nun war sie an der Reihe, »Ja?«
zu sagen, und ihrem Ton nach verfügte ich über die Moral eines Superkarnickels.
    »He, Lieutenant!«
    Die vertraute grobe Stimme
veranlaßte mich, den Kopf zu wenden, während Sergeant Polnik auf mich zustürzte
wie ein wildgewordener Stier, dem eben klargeworden ist, daß der Matador eßbar
sein könnte.
    »Sergeant?« sagte ich nervös.
    »Ich habe überall nach diesen
Schuhen gesucht.« In seiner Stimme lag ein kläglicher Unterton. »In diesem
Strandhaus drinnen und draußen auch. Ich habe sogar am Strand nachgesehen,
und«, seine Stimme wechselte vom Kläglichen ins Schmerzliche, »so ein
Frauenzimmer in einem Bikini, die sich dort in der Sonne braten ließ, sagte,
wenn ich nicht wegginge, riefe sie die Polizei. Puhh!«
    »Sie haben also die Schuhe nicht
gefunden?«
    »Ich habe nur Sand in die
Socken bekommen, und als ich nach Hause kam, wollte meine Alte nicht glauben,
daß ich gearbeitet habe! Jetzt glaubt sie, ich sei einer von diesen Playboys — Sie
wissen schon — , die den ganzen Tag am Strand liegen, ein Frauenzimmer in der
einen Hand und solch einen neumodischen Drink in der anderen.«
    »Neumodischer Drink?« Sein
Cromagnon-Gehirn übte eine nie nachlassende Faszination auf mich aus.
    »Ja, Sie wissen doch. So was
wie Camp Harry und Soda.«
    »Mir neu, daß Campari zu den
neumodischen Drinks gehört«, sagte ich interessiert. »Aber wie dem auch sei,
Sie brauchen nicht länger nach den Schuhen zu fahnden und können jetzt in einem
Striptease-Bums arbeiten.«
    Ein paar Sekunden lang
verrieten seine glitzernden Augen, daß er gern bereit war,

Weitere Kostenlose Bücher