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Dunkle Wünsche

Dunkle Wünsche

Titel: Dunkle Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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wenn es an Qualität
nicht dem Haus entsprach, in dem Elinor Brooks ihr Gewerbe ausgeübt hatte. Ich
klopfte aus alter Gewohnheit an die Tür und war mir nicht sicher, wer überraschter
war — ich oder der Bursche, der sie etwa fünf Sekunden später öffnete. Er war
winzig, hatte einen roten Haarschopf, und seine braungesprenkelten Augen lagen
zu eng beisammen. Es ging auf drei Uhr nachmittags zu, aber er trug einen
zerknitterten Pyjama und sah so aus, als ob er eben dem Bett entstiegen sei.
    »Mr. Mason?« fragte ich.
    »Mr. Mason ist nicht hier«,
sagte er mit einer Art winselndem Krächzen. »Er ist auf Urlaub. Ich kümmere
mich hier nur um seine Wohnung.«
    »Johnny Ferano?« sagte ich mit
elementarer Logik.
    Seine Augen weiteten sich ein
wenig. »Wer, zum Kuckuck, sind Sie denn eigentlich?« Der Anblick meiner
Dienstmarke erhellte diesen Nachmittag in keiner Weise. »Also die Polente.
Werde ich wegen irgendwas gesucht?«
    »Nur von der verblichenen
Blonden, die Ihnen in der Vierten Straße gegenüber wohnt, glaube ich«, sagte
ich.
    Er schauderte sichtbar. »Diese
klatschmäulige Säuferin! Ich mußte tatsächlich jede Nacht meine Tür
zuschließen. Junge, Junge! Bin ich froh, daß ich vor der ein bißchen Ruhe habe!«
Seine Augen rollten, und ich stellte fest, daß seine Augäpfel ebenso rot waren
wie sein Haar. »Wenn Sie Mason sprechen wollen, so ist er, wie gesagt, auf
Urlaub.«
    »Stört es Sie, wenn ich einmal
nachsehe?«
    »Bitte.« Er zuckte gereizt die
dünnen Schultern. »Aber bringen Sie in der Wohnung nichts durcheinander. Ja?«
    Ich ging an ihm vorbei und
durchforschte die Zimmer. Das Bett war nicht gemacht und sah so aus, als ob
Ferano eben daraus herausgekrochen sei. Als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte,
war er eben damit beschäftigt, sich Whisky einzugießen. Er bot mir keinen an,
aber das machte mir nicht so viel aus, da ich erst vor einer halben Stunde zu
Mittag gegessen hatte.
    »Wohin ist er gefahren?« fragte
ich.
    »Auf Urlaub. Wohin, hat er mir
nicht gesagt. Er kam vorbei und sagte, ich könne einen Monat lang bei ihm
wohnen, so lange würde er weg sein, und mich ein bißchen um die Wohnung
kümmern. Ich war dankbar dafür, ich habe nicht gefragt, wohin er fährt, und er
hat mir’s auch nicht erzählt.«
    »Ich kann Ihnen jedenfalls
sagen, wo er sich bis gegen sechs Uhr gestern abend aufgehalten hat«, erklärte
ich ihm mit kalter Stimme. »In Ihrer Wohnung in der Vierten Straße.«
    »Wirklich?« Seine Hand mit dem
Glas zuckte nervös, und er trank ein wenig von dem Whisky, um zu verhindern,
daß er verschüttet wurde.
    Ich setzte mich auf eine
Seitenlehne der Couch, zündete mir gemächlich eine Zigarette an und starrte Ferano mit Polizistenblick an — mit jenem Blick, den man im
Polizeirekrutenkurs täglich eine Stunde trainieren muß. Er drang zu ihm durch,
und sein Glas begann erneut zu schwanken.
    »Tun Sie sich selber den
Gefallen, Johnny, und bringen Sie mich nicht dazu, Sie genauer unter die Lupe
zu nehmen«, sagte ich schließlich.
    »Hm?« Seine Augen rollten. »Ich
verstehe Sie nicht, Lieutenant.«
    »Ganz sicher sind Sie
vorbestraft«, sagte ich mit müder Stimme. »Ganz sicher verdienen Sie sich nicht
auf ehrliche Art und Weise Ihren Lebensunterhalt. Ich bin im Augenblick mit
Nachforschungen in einem Mordfall beschäftigt, und ich möchte mit Mason sprechen.
Wenn ich meine Zeit damit verschwenden muß, über Sie Erkundigungen einzuziehen,
so werde ich mich möglicherweise enttäuscht fühlen. Und wenn ich enttäuscht
werde, dann werde ich niederträchtig, Johnny, und setze Ihnen zu.«
    »Hören Sie, Lieutenant!« Der
winselnde Unterton in seiner Stimme wurde eine Spur schriller. »Ich weiß
überhaupt nichts, ehrlich. Ich weiß nur, daß Gil mich gebeten hat...«
    »Diese verwelkte Blonde auf der
anderen Seite des Flurs war ziemlich wütend, weil sie glaubte, Sie seien ihr
davongerannt«, knurrte ich. »Ich wette, sie kann mir ein paar Kleinigkeiten
über Johnny Ferano mitteilen. Oder nicht?«
    »Okay, okay.« Diesmal wurde der
Whisky wirklich verschüttet. »Gil kam also und sagte, er stecke in der Klemme
und er wolle für zwei Wochen verschwinden. Wir vereinbarten, die Wohnungen zu
tauschen, und es sprang auch ein Hunderter für mich raus. Alles, was ich zu tun
brauchte, war, hier zu wohnen und allen, die zu ihm kommen wollten, zu sagen,
er sei für vier Wochen auf Urlaub gefahren und ich wüßte nicht, wohin.«
    »Was für eine Klemme?«
    »Das hat er nicht gesagt.

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