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Dunkle Wünsche

Dunkle Wünsche

Titel: Dunkle Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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trinken, und der Barkeeper
brachte es ihm. Ein paar Minuten später verließ der andere Bursche die Bar.«
    »Wir haben seine Beschreibung«,
brummte Kylie. »Er war groß, klein, dünn...«
    »Ich weiß«, wimmerte ich. »Und
wie saßen sie in der Nische?«
    »Sie saßen einander am Tisch
gegenüber, als der Barkeeper den Drink brachte.«
    »Also muß der Mörder um den
Tisch herumgegangen sein und sich neben Mason gesetzt haben, bevor er ihm das
Messer zwischen die Rippen stoßen konnte«, sagte ich scharfsinnig. »Was können
wir also daraus schließen, Sergeant?«
    »Nichts, Lieutenant.«
    »Sie haben recht«, pflichtete
ich bei. »Haben Sie sich je überlegt, ob Sie nicht Ihren Beruf wechseln
wollen?«
    »Im Augenblick habe ich daran
gedacht«, sagte er.
    »Die Verzweiflung großer
Geister gleicht sich«, sagte ich. »Wie war’s, wenn Sie hier alles
zusammenpacken und nach Hause gehen würden?«
    »Gern, Lieutenant.« Sein
Gesicht erhellte sich ein wenig. »Ich dachte, ich würde hier bis zum Morgen
aufgehalten werden.«
    »Das ist einer der leichten
Fälle«, sagte ich. »Man kann auf Anhieb feststellen, daß er hoffnungslos ist.«
    »Fahren Sie ins Büro des
Sheriffs zurück?«
    »Auf keinen Fall.« Ich
schüttelte energisch den Kopf. »Ich gehe in ein Striptease-Lokal.«
    Die Fahrt von Jimmy‘s Place bis zum Jazzy Chassis dauerte zehn Minuten.
Das ließ mir genügend Zeit, über den Burschen nachzudenken, der mit Mason
zusammen die Bar betreten und ihn umgebracht hatte, um anschließend wieder zu
verschwinden. Es mußte jemand gewesen sein, der Mason gekannt und dem er
vertraut hatte. Es war die nächstliegende Schlußfolgerung, und sie befriedigte
mich für zwei Minuten, bis mir Masons Befürchtungen, er würde verfolgt,
einfielen. Also spielte ich das Nehmen-wir-mal-an-Spiel. Angenommen, er hatte
in dem, der ihm gefolgt war, den Burschen erkannt, der ihm Elinor Brooks’
Ermordung in die Schuhe schieben wollte? Angenommen, er hatte beschlossen zu
bluffen, den anderen zu einem Drink und einer kleinen Unterhaltung in die Bar
einzuladen, im Bewußtsein der Tatsache, daß ich wenige Minuten später kommen würde
und er den Burschen mir ausliefern und sich zugleich rehabilitieren könnte? Das
ergab wenigstens ein klein wenig Sinn, aber nach wie vor tappte ich im dunklen.
    Der ehemalige Hinausschmeißer,
der als Empfangschef verkleidet war, begrüßte mich mit der traurigen Botschaft,
daß ich mir soeben den »Tanz des gefallenen Engels« hatte entgehen lassen. Ich
erklärte ihm, ich würde in Miss Palmers Garderobe Trost suchen und ich wüßte
den Weg dorthin. Eine halbe Minute später klopfte ich an die Tür und hörte ihre
Stimme, die mich zum Hineinkommen aufforderte. Sie saß vor ihrem
Ankleidespiegel und war im Begriff, die Klebeblume von ihrer linken Brustwarze
abzuziehen. Sie blickte auf, lächelte vage und ließ sich nicht stören.
Vermutlich erforderte die Etikette in einer solchen Situation, daß ich den
Blick abwandte, aber Mädchen von Angelas Figur gibt es nicht allzu häufig, und
es geschah ohnehin alles im Zuge dienstlicher Verpflichtung.
    »Sie sagten, Slater wohne Ihnen
genau gegenüber«, sagte ich. »Können Sie mir seine Adresse geben?«
    »Klar«, sagte sie. »Wollen Sie
ihn denn so spät noch besuchen?«
    »So spät — .« Mir kam plötzlich
ein Gedanke. »Sie haben nicht zufällig einen Schlüssel zu seiner Wohnung,
oder?«
    Sie wandte mir das Gesicht zu,
und ihre Augen weiteten sich ein wenig. »Das hatte ich ganz vergessen — und der
lausige Mistkerl hat noch einen Schlüssel zu meiner Wohnung, den ich auch noch
nicht zurückbekommen habe!«
    »Kann ich mir vielleicht diesen
Schlüssel zu seiner Wohnung ausleihen?«
    »Warum nicht?« Sie zuckte
leicht die nackten Schultern. »Aber Sie müssen warten, bis ich angezogen bin,
denn er liegt irgendwo in der Kommodenschublade in meiner Wohnung.«
    »Ich fahre Sie nach Hause«,
sagte ich. »Wie lange dauert es, bis Sie angezogen sind?«
    »Zehn Minuten.«
    »Okay, ich komme dann zurück.«
    Ich ging zum Ende des langen
Korridors, klopfte an die mit Manager bezeichnete Tür, öffnete sie und trat ins Büro. Lubell saß hinter seinem
Schreibtisch, eine Zigarre fest zwischen die Zähne geklemmt, und alles sah wie
eine Wiederholung meines ersten Besuches aus, nur daß er diesmal kein Geld
zählte.
    »Sie sind wieder da,
Lieutenant?« Nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen war er nicht entzückt.
»Hat Ihnen denn Ihr Sergeant nicht erzählt,

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