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Dunkle Wünsche

Dunkle Wünsche

Titel: Dunkle Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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holte aus.
    »Eine Freundin von ihm ist
letzte Nacht umgebracht worden«, sagte ich schnell.
    »Ermordet?« Der Aschenbecher
schwankte in der Luft, und dann fiel ihre Hand seitlich herab.
    »Ermordet«, bestätigte ich.
    »Eine Freundin?« Die
Saphiraugen glänzten gierig. »Eine Freundin! Wollen Sie behaupten, er hatte
eine Geliebte?«
    »So könnte man es vielleicht
nennen. Eine zeitweilige und auf Bargeldbasis.«
    »Ein Call-Girl! Mr. Wagner?« Der
für Frauen so typische jagdlüsterne Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. »Ich
glaube es nicht!« So wie sie ihre Unterlippe mit ihrer rosigen Zunge
befeuchtete, glaubte sie jedes Wort und genoß es. »Er hat einmal versucht, mich
zu zwicken, und als ich ihm die Hand wegschlug, kriegte er beinahe einen Herzanfall!
Nein — wer hätte geglaubt, daß dieser komische, fette kleine Mann ein
Doppelleben führt?«
    »Hoffentlich glaubt es seine
Frau nicht — um seinetwillen nicht«, sagte ich. »Jetzt muß ich gehen.«
    »Das können Sie nicht!« schrie
sie verzweifelt. »Ich habe überhaupt noch keine Einzelheiten gehört! Lassen Sie
ja nichts aus, Al Wheeler!«
    »Morgen abend«, sagte ich und
rückte zur Tür vor.
    »Versprechen Sie es?«
    »Ich rede — Sie spielen
Mannequin. Abgemacht?«
    »Sie sind pervers«, sagte sie
mit verzweifelter Stimme.
    »Und Sie von unersättlicher
Neugierde«, knurrte ich, »Damit sind wir quitt. Ich überlasse Ihnen die Wahl.«
    »Wenn Sie glauben, ich ließe es
mir zur Gewohnheit werden, in meiner Unterwäsche in Ihrer Wohnung
herumzustolzieren, Al Wheeler«, sie holte tief Luft, und die pulverblaue Spitze
spannte sich, »dann sind Sie nicht bei Trost.«
    »Also werde ich Sie morgen
vormittag nicht anrufen«, sagte ich und öffnete halb die Tür.
    »Warten Sie eine Minute!« Ihr
Gesicht war eine klassische Studie einander widersprechender Emotionen; dann
stieß sie einen langen gequälten Seufzer aus. »Ich werde um acht Uhr hier
sein.«
    »Wollen wir nicht zuerst essen
gehen?« schlug ich vor.
    »Ich möchte keine Zeit in einem
Restaurant vergeuden«, fuhr sie mich an. »Ich möchte alles ohne jede Unterbrechung
hören! Das Abendessen bringe ich mit, Sie müssen nur hier sein.«
    »Ich werde hier sein.« Ich
strahlte sie an. »Wie wär’s mit etwas in Blaßrosa? Ich halte das Pulverblau für
unschlagbar, aber ich möchte sicherheitshalber einmal einen Vergleich haben.«
    Sie schloß die Augen und stieß
einen schwachen Wimmerlaut aus. »Ich werde erpreßt! Und das von einem
Polizeilieutenant! Ich sollte Sie bei dem Verein für eine bessere Polizei oder
so was melden, Blaßrosa!« Sie schauderte und wurde zu einer Vision in
Pulverblau. »Tun Sie das mit allen Mädchen, die Sie in Ihre Wohnung einladen,
Al Wheeler?«
    »Nein«, sagte ich träumerisch.
»Ich lasse sie meistens nackt herumrennen und heidnische Liebesgesänge zum
besten geben.«
    Sie wog den Messingaschenbecher
in der rechten Hand, und ich machte mich aus dem Staub.
     
    Jimmys
Place war für
ernsthafte Trinker geschaffen, und nichts lenkte die Aufmerksamkeit des Gastes
von seiner zunehmenden Besäufnis ab. Die Bar nahm die ganze Länge einer Wand
ein, an der anderen befanden sich Nischen, jede einzelne von der anderen durch
eine hohe Holzwand getrennt, so daß Ungestörtheit garantiert war. Die
Beleuchtung reichte eben aus, um einen Fuß vor dem anderen zu sehen; denn der
Besitzer war ein Herzchen und wollte nicht, daß jemand stolperte und eventuell
hinfiel und liegenblieb, bevor er auch nur zu trinken begonnen hatte.
    Ich wartete, als ich
eingetreten war, ein paar Sekunden, um meine Augen an das düstere Innere zu
gewöhnen, und ging dann langsam die Reihe der Nischen entlang. Es war spät und
der Raum fast verlassen, bis auf zwei Burschen, die sich über die hohen Kosten
bei der gewerblichen Unzucht unterhielten, eine elegante weißhaarige
Großmutter, die, eine halbleere Flasche neben ihrem Glas, reinen Gin trank, und
einen jungen Burschen mit einem noch jüngeren blonden Mädchen, das schrill
kicherte und seine Hand wegschubste, als ich vorüberging. Dann fand ich ihn in
der zweitletzten Nische am anderen Ende des Raums.
    Mit Sicherheit war es
jedenfalls Mason. Die gleichlautende Beschreibung, die ich von ungefähr allen
erhalten hatte, schien ausgezeichnet auf ihn zu passen. Er war ungefähr so groß
wie ich, tadellos gekleidet, und sein kurzgeschnittenes Haar wurde an der
Schläfe grau. Das Tüpfelchen auf dem i war die Nadel in seiner Krawatte mit
ihrem allzu

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