Dunkle Wünsche
können.«
»Sparen Sie sich bitte alles
auf, bis wir uns getroffen haben«, flehte ich ihn an. »Wo sind Sie?«
»Im Augenblick in einem
Drugstore«, sagte er. »Da gefällt es mir. Eine Menge Lichter und Leute. Hier
kommt keiner rein und rennt mir ein Messer in den Leib.«
»Okay, ich komme in den
Drugstore«, sagte ich.
»Das ist nichts. Wenn ich
damit, daß ich beschattet werde, recht habe, dann wartet draußen jemand auf
mich. Wenn er einen Polypen in den Drugstore gehen sieht, gerät er vielleicht
in Verzweiflung und nimmt jedes Risiko auf sich. Ich hänge ihn erst mal ab und
treffe mich dann mit Ihnen in einer Bar. Kennen Sie die Kneipe, die Jimmy’s Place heißt?«
»Ja«, sagte ich.
»Also treffen wir uns dort in
einer halben Stunde.«
»Gut«, sagte ich. »Aber seien
Sie vorsichtig.«
»War das Ihr Ernst?« Er lachte
schrill. »Ich bin im Augenblick so nervös, daß ich zwanzig Meter hoch springe,
wenn nur eine Katze aus einer Seitenstraße herausläuft.« Er legte schnell auf,
und ich blieb mit dem stummen Hörer in der Hand stehen.
Nancy Lewis war aufgestanden,
als ich mich wieder der Couch zuwandte, und auf ihrem Gesicht lag ein
resignierter Ausdruck. »Wenn ich mir nicht die Finger in die Ohren stecken
wollte, mußte ich ja wohl oder übel alles mit anhören«, sagte sie. »Die Pflicht
ruft wohl, Al?«
»Ich würde sagen, der Teufel
soll das Ganze holen, aber dieser Bursche ist sehr menschenscheu, und wenn ihm
nach Reden zumute ist, muß ich wohl zuhören«, sagte ich in entschuldigendem
Ton.
»Natürlich«, sagte sie. »Ich
verstehe. Jedenfalls vielenDank
für den hübschen Abend.«
»Treffen wir uns bald wieder?«
sagte ich erwartungsvoll. »Vielleicht morgen abend?«
Sie biß sich nachdenklich auf
die Unterlippe. »Rufen Sie mich doch morgen vormittag an. Und verlieren Sie
jetzt keine Zeit, ich kann mir ein Taxi besorgen.«
»Danke«, sagte ich. »Und ich
werde Sie morgen vormittag gleich als erstes anrufen — gegen elf Uhr.«
»Du lieber Himmel — stehen Sie
immer so früh auf?«
Ihre Brauen senkten sich für
einen Augenblick, aber ihre Augen waren ernst, wenn nicht gar verzweifelt. »Nur
noch eins, bevor Sie gehen, Al.« Ihre Stimme klang sehnsuchtsvoll. »Sie ziehen
wohl gar nicht in Betracht, meine unersättliche Neugierde in bezug auf Mr.
Wagner zu befriedigen?«
»Die Fortsetzung der Geschichte
des Don Juan der Wäschebranche?« sagte ich vergnügt. »Schalten Sie morgen abend
rechtzeitig für die nächste faszinierende Episode ein, Süße. Nichts erhöht die
Spannung so sehr, als wenn es einem gelingt, Neugierde zu erwecken, sage ich
immer. Was meinen Sie dazu?«
Nach dem Ausdruck ihres
Gesichts zu schließen, blieb das besser ungesagt, und so winkte ich ihr
freundlich zu und wandte mich zur Wohnungstür. Ich war schon halbwegs dort
angelangt, als ich hinter mir ein explosives Schnauben hörte.
»Na gut, verdammt noch mal!«
sagte sie mit heiserer Stimme. »Sie haben gewonnen.«
Ich blickte gerade rechtzeitig
über meine Schulter zurück, um zu sehen, wie sie mit einem heftigen Ruck den
Reißverschluß ihres Hemdkleides bis zur Taille öffnete. Dann bewegte sie
ungeduldig die Schultern, und das ganze Ding löste sich in einen ihre Knöchel
umgebenden Silberlaméhaufen auf, von dem her mich die rosafarbenen und weißen
Pailletten hell anblinkerten. Sie trat mit zarter Anmut heraus und blieb dann,
die Hände in die Hüften gestützt, mich finster anstarrend, stehen. Ihr
pulverblauer Büstenhalter bestand gänzlich aus Spitze und war äußerst sparsam
gearbeitet; er umfaßte mit knapper Not die Fülle ihrer kleinen, aber
wohlgerundeten Brüste. Das dazu passende Höschen hatte Bikinigröße und, so wie
es sich um ihre runden Hüften klammerte, große Angst vor dem Gesetz der
Schwerkraft. Ihre langen schlanken Beine erstreckten sich in schöner Symmetrie
von den straffen wohlgeformten Schenkeln bis hinunter zu den zarten Knöcheln.
Sie drehte sich einmal auf einem Absatz um sich selber, so daß ich für einen
flüchtigen und blendenden Augenblick die Ansicht ihres gerundeten pulverblauen
Hinterteils genießen konnte, dann sah sie mich wieder an.
»Nun«, sagte sie mit
schrecklicher Stimme, »wollen Sie mir von Mr. Wagner erzählen?«
»Ich würde es ja gern tun«,
sagte ich heiser, »aber im Augenblick bin ich vor Bewunderung sprachlos.«
Etwas wie ein
Sioux-Kriegsschrei drang tief aus ihrer Kehle, dann griff sie nach dem schweren
Messingaschenbecher auf dem Tisch und
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