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Dunkle Wünsche

Dunkle Wünsche

Titel: Dunkle Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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fesseln konnte, gab es nichts, was sie davon hätte abhalten können.
    Das Wohnzimmer blieb auch nach
zehnminütigem Suchen unergiebig, und so wandte ich mich, Angela hart auf den
Fersen, dem Schlafzimmer zu. Sie sah zu, wie ich bei der obersten
Kommodenschublade begann, dann konnte sie es nicht mehr länger aushalten. »Kann
ich helfen?« fragte sie erwartungsvoll.
    »Warum nicht?« brummte ich.
»Ich weiß ohnehin nicht, wonach ich suche.«
    Sie sah sich schnell im Zimmer
um, wobei sie schwer atmete wie ein Bluthund, der eine Spur gewittert hat, und
ging dann zur Kleiderkammer. Ich konzentrierte mich auf die Kommode und war
etwa fünf Minuten später bei der untersten Schublade angelangt, als ich aus der
Kleiderkammer einen langgezogenen stöhnenden Laut hörte. Dann wimmerte sie:
»Al!« Einen Augenblick lang kam mir die Wahnsinnsidee, Slater habe sich die
ganze Zeit über in der Kleiderkammer versteckt gehalten und sei nun im Begriff,
sie zu erdrosseln. Aber als ich dorthin kam, war alles leer bis auf Angela,
die, mit dem Rücken gegen die Wand und die Hand an den Mund gepreßt, dastand
und am ganzen Leib hemmungslos zitterte.
    »Was ist los?« krächzte ich.
    »Hier!« Sie wies auf einen
Koffer, der an der hinteren Wand stand. Sein Deckel war zugeklappt, aber er war
nicht verschlossen. »Ich dachte, ich wollte mal seine Koffer durchsuchen und«,
sie schluckte geräuschvoll, »da habe ich sie gefunden!«
    Ich klappte den Deckel auf und
stellte fest, daß der Koffer bis auf ein Paar Schuhe leer war. Ich nahm sie
heraus, hielt sie in der Hand und betrachtete sie verdutzt. Sie waren für
Slater bei weitem zu klein und entsprachen auch sonst keineswegs seinem
Bekleidungsstil — spitz, mit dünnen hohen Absätzen — , und es hätte schon eines
sehr entschlossenen Mannes bedurft, Schuhe zu tragen, die über dem Rist mit
Straß besetzt waren.
    »Erkennen Sie sie?« fragte ich.
    Angela nickte krampfhaft. »Sie
haben Elinor gehört. Sie hat sie erst vor einem Monat gekauft. Ich erinnere
mich, wie ich sie noch geneckt habe, denn es war das erstemal, daß sie sich ein
Paar mit Spike-Absätzen gekauft hat.« Sie hielt inne und blieb mit geöffnetem
Mund stehen, während ihr die volle Bedeutung dessen, was sie gesagt hatte,
aufging. »Spike-Absätze?« flüsterte sie. »Um Himmels willen!«
    Ich ergriff sie am Ellbogen und
schob sie ins Wohnzimmer zurück und zur Couch hin. Sie plumpste darauf, und
ihre Augen starrten ins Leere. Ich ließ die Schuhe auf ein Kaffeetischchen
fallen, ging zum Barschrank auf der anderen Seite des Zimmers, goß eine
tüchtige Portion Cognac in ein Glas und brachte es zur Couch zurück. Angela
trank etwa die Hälfte des Inhalts, ohne daß sich ihr Gesichtsausdruck
veränderte. So, wie sie dreinsah, hätte der dritte Weltkrieg in diesem
Wohnzimmer ausbrechen können, und sie hätte es nicht einmal bemerkt. Dann hörte
ich, wie in der Wohnungstür ein Schlüssel umgedreht wurde, und ein paar
Sekunden später trat Slater ins Zimmer.
    Er blieb wie angewurzelt
stehen, als er uns erblickte, und sein Schnurrbart zuckte ein wenig. »Was, zum
Teufel, habt ihr in meiner Wohnung zu suchen?« fragte er kalt.
    »Wir warten auf Sie«, sagte
ich. »Was haben Sie mit dem Messer gemacht?«
    »Messer?« Er blickte mich
verdutzt an. »Ich habe keine Ahnung, wovon, zum Kuckuck, Sie reden.«
    »Von dem Messer, mit dem Sie
Mason heute abend in der Bar umgebracht haben«, sagte ich bereitwillig. »Aber
setzen Sie sich ruhig zuerst, Sie sehen ziemlich erledigt aus.«
    Er ließ sich steif in einem
Sessel nieder und starrte mich mit hölzerner Miene an. Sein Gesicht war
eingefallen, und selbst das schwarze Haar schien seinen Glanz verloren zu
haben. Mord konnte unter Umständen eine erschöpfende Tätigkeit sein, schien
mir.
    »Angela war Ihre Freundin, und
sie hatte wiederum eine beste Freundin namens Elinor Brooks«, sagte ich mit
ruhiger Stimme. »Vielleicht haben Sie versucht, sie herumzukriegen, oder
vielleicht hatte der Gedanke, Sie Angela unter deren eigener Nase
wegzuschnappen, etwas allzu Verlockendes für Elinor. Wie das war, ist auch
nicht wichtig. Aber nachdem Sie es sich beide eben recht gemütlich gemacht
hatten, klärte Elinor Sie über die harten Tatsachen im Leben eines Mädchens
auf, die auch ihren Zuhälter, Gil Mason, umschlossen. Und da kam einer von
Ihnen beiden auf die glänzende Idee, Sie könnten seinen Platz einnehmen und all
das gute Geld auf die Sparkasse tragen, das in seine Tasche

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