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Dunkler Dämon

Dunkler Dämon

Titel: Dunkler Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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Fäuste.
    »Ich hätte dich warnen müssen«, sagte Deborah. »Er ist ziemlich gut.«
    Chutsky stieß die Luft aus und schüttelte den Kopf. »Ja«, bestätigte er. Mit sichtlicher Anstrengung lehnte er sich zurück und knipste sein Lächeln wieder an. »Verdammt gut, Kumpel. Wie bist du darauf gekommen?«
    »Ach, ich weiß nicht«, antwortete ich bescheiden. »Es schien offensichtlich. Schwieriger ist es, herauszufinden, welche Rolle Sergeant Doakes dabei spielt.«
    »Herrgott noch mal«, fluchte er und ballte wieder die Fäuste. Deborah sah mich an und lachte, nicht genauso, wie sie für Kyle gelacht hatte, aber dennoch, es war gut zu wissen, dass sie sich hin und wieder daran erinnerte, dass wir für dieselbe Mannschaft spielten. »Ich habe dir gesagt, dass er gut ist«, meinte sie.
    »Herrgott noch mal«, sagte Kyle wieder. Er beugte unbewusst den Zeigefinger, als drückte er einen unsichtbaren Abzug, dann wandte er die Sonnenbrille in Deborahs Richtung. »Da hast du Recht«, sagte er und wandte sich wieder zu mir. Er sah mich einen Moment scharf an, möglicherweise um festzustellen, ob ich einen Satz zur Tür machen oder beginnen würde, Arabisch zu sprechen, und dann nickte er. »Was ist das mit Sergeant Doakes?«
    »Du versuchst nicht einfach nur, Doakes in die Scheiße zu reiten, oder?«, erkundigte sich Deborah.
    »In Captain Matthews’ Konferenzraum«, erwiderte ich. »Als Kyle Doakes zum ersten Mal sah, dachte ich einen Moment lang, dass sie sich wiedererkennen.«
    »Das ist mir gar nicht aufgefallen«, sagte Deborah stirnrunzelnd.
    »Du warst damit beschäftigt, rot anzulaufen«, warf ich ein. Sie errötete wieder, was ich ein wenig überflüssig fand. »Abgesehen davon wusste Doakes, als er den Tatort sah, wen man anrufen musste.«
    »Doakes weiß einiges«, räumte Chutsky ein. »Aus seiner Militärzeit.«
    »Was für Dinge?«, fragte ich. Chutsky sah mich lange an, oder zumindest seine Sonnenbrille tat das. Er klopfte mit diesem albernen rosa Ring auf den Tisch, und das Sonnenlicht blitzte in dem riesigen Diamanten in der Mitte. Als er endlich redete, fühlte es sich an, als sei die Temperatur an unserem Tisch um zehn Grad gefallen.
    »Kumpel«, sagte er. »Ich will dir keine Schwierigkeiten machen, aber du musst die Finger davon lassen. Hör auf. Such dir ein anderes Hobby. Sonst steckst du tief in der Scheiße – und jemand wird dich runterspülen.« Der Kellner materialisierte sich neben Kyles Ellenbogen, bevor mir eine wunderbare Antwort einfallen konnte. Chutsky richtete die Sonnenbrille einen langen Augenblick auf mich. Dann reichte er dem Kellner die Karte. »Die Bouillabaisse hier ist wirklich gut«, sagte er.
     
    Deborah verschwand für weitere zwei Tage, was meine Selbstachtung doch sehr beeinträchtigte, denn auch wenn ich es ungern zugebe, ohne ihre Hilfe steckte ich fest. Mir fiel absolut keine andere Möglichkeit ein, um Doakes loszuwerden. Er war nach wie vor da, parkte unter dem Baum auf der gegenüberliegenden Straßenseite, folgte mir zu Rita, und ich hatte keine Lösung. Mein einst so stolzer Verstand jagte seinen eigenen Schwanz und fing nichts außer heißer Luft.
    Ich konnte spüren, wie der Dunkle Passagier sich wand und winselte und darum kämpfte, auszusteigen und das Steuer zu übernehmen, aber da war Doakes, der uns durch die Windschutzscheibe belauerte, der mich zwang, mich zu bremsen und noch eine Dose Bier zu trinken. Ich hatte zu lange und zu schwer an meinem vollkommenen, kleinen Leben gearbeitet, um es jetzt zu ruinieren. Der Passagier und ich konnten noch ein wenig länger warten. Harry hatte mich Disziplin gelehrt, und mit ihrer Hilfe würde ich es überstehen, bis wieder glücklichere Zeiten anbrachen.
     
    »Geduld«, hatte Harry gesagt. Er unterbrach sich und hustete in ein Kleenex. »Geduld ist wichtiger als Gerissenheit, Dex. Gerissen bist du schon.«
    »Danke«, sagte ich. Und ich meinte es höflich, wirklich, weil ich es dort in Harrys Krankenhauszimmer nicht im Geringsten angenehm fand. Der Geruch nach Medikamenten, Desinfektionsmitteln und Urin in dieser Atmosphäre beherrschten Leidens und klinischen Tods ließ mich wünschen, ich wäre irgendwo anders. Selbstverständlich stellte ich mir als unreifes junges Ungeheuer nie die Frage, ob Harry nicht genauso empfand.
    »In deinem Fall musst du
noch
geduldiger sein, weil du denken wirst, du wärst gerissen genug, um davonzukommen«, sagte er. »Das bist du nicht. Niemand ist das.« Er unterbrach sich erneut,

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