Dunkler Dämon
Bordsteinkante, fuhren kurz mit der linken Seite auf dem Bürgersteig und knallten dann wieder auf die Straße. »Sehr schön«, bemerkte ich, während Deborah erneut Gas gab. Und höchstwahrscheinlich hätte sie sich die Zeit genommen und mir für mein Kompliment gedankt, wenn sich nur der weiße Lieferwagen nicht im selben Moment entschlossen hätte, den Vorteil aus unserer vorübergehenden Langsamkeit zu ziehen, sich neben uns zu setzen und zu rammen. Das Heck unseres Wagens brach aus, aber Deborah zwang ihn wieder zurück auf die Straße.
Der Lieferwagen rammte uns erneut, härter dieses Mal, direkt hinter meiner Tür, und als ich mich von dem Aufprall wegduckte, sprang die Tür auf. Unser Wagen geriet ins Schleudern, und Deborah bremste. Vielleicht nicht die beste Taktik, denn im selben Augenblick beschleunigte der Lieferwagen, und dieses Mal erwischte er meine Tür so schwer, dass sie sich löste, durch die Luft flog und dem Lieferwagen eine ordentliche Beule nahe dem Hinterreifen verpasste, ehe sie wie ein deformiertes Rad funkensprühend davonrollte.
Ich sah den Lieferwagen leicht schwanken und hörte das ratternde Geräusch eines geplatzten Reifens. Dann rammte uns der Weiße ein letztes Mal. Unser Wagen bockte heftig, brach nach links aus, holperte über den Bordstein und brach durch eine Absperrung, die die Seitenstraße von einer Abfahrt der I-95 trennte. Wir drehten uns um uns selbst, als wären die Reifen aus Butter. Deborah kämpfte mit dem Steuer, zeigte die Zähne, und beinahe hätten wir es über die Abfahrt geschafft. Aber natürlich war ich in dieser Woche
nicht
in der Kirche gewesen, und als unsere Vorderreifen gegen die Bordsteinkante auf der anderen Seite der Abfahrt prallten, knallte ein großer roter Geländewagen gegen unser Heck. Wir flogen über die grasbewachsene Fläche innerhalb der Kreuzung, in deren Mitte sich ein großer Teich befand. Mir blieb nur ein kurzer Moment, um festzustellen, dass der geschorene Rasen den Platz mit dem Nachthimmel zu tauschen schien. Dann setzte der Wagen hart auf, und der Beifahrerairbag explodierte in mein Gesicht. Ich fühlte mich wie nach einer Kissenschlacht mit Mike Tyson; ich war noch immer benommen, als das Auto sich aufs Dach drehte, in den Teich stürzte und Wasser hereinzuströmen begann.
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20
I ch bin nicht so schüchtern, meine bescheidenen Talente zu verheimlichen.
Zum Beispiel gestehe ich fröhlich, besser als der Durchschnitt schlaue Bemerkungen machen zu können, und außerdem besitze ich die Begabung, Menschen dazu zu bringen, mich zu mögen. Aber um mir vollkommene Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, bin ich stets bereit, auch meine Unzulänglichkeiten zu bekennen, und eine rasche Runde Seelenforschung zwang mich zu dem Geständnis, dass ich noch nie gut darin gewesen war, unter Wasser zu atmen. Während ich benommen in meinem Sicherheitsgurt hing und beobachtete, wie das Wasser hereinströmte und um meinen Kopf strudelte, begann diese Unfähigkeit wie ein sehr großer charakterlicher Makel zu wirken.
Der letzte Blick, den ich auf Deborah geworfen hatte, ehe sich das Wasser über ihr schloss, war ebenfalls nicht ermutigend gewesen. Sie hing reglos in ihrem Sicherheitsgurt, mit geschlossenen Augen und offenem Mund, genau das Gegenteil ihrer üblichen Haltung, was vermutlich kein gutes Zeichen war. Und dann flutete das Wasser über meine Augen, und ich konnte nichts mehr sehen.
Auch bilde ich mir gerne ein, auf gelegentliche unerwartete Notfälle gut zu reagieren, deshalb bin ich ganz sicher, dass meine augenblickliche benommene Apathie die Folge des Herumschleuderns und des Schlags mit dem Airbag war. Wie auch immer, ich hing hier scheinbar schon sehr lange Zeit kopfüber im Wasser, und ich muss beschämt gestehen, dass ich sie zum größten Teil damit verbrachte, mein Hinscheiden zu betrauern. Teurer dahingeschiedener Dexter, so großes Potenzial, so viele dunkle Reisekameraden, die es noch zu sezieren galt, und nun so tragisch dahingerafft in der Blüte seiner Jahre. Ach, Dunkler Passagier, ich kannte ihn gut. Und zu allem Überfluss stand der arme Junge auch noch im Begriff, sich zu vermählen. Wie mehr als traurig – ich stellte mir Rita ganz in Weiß vor, wie sie am Altar weinte, während zwei kleine Kinder zu ihren Füßen klagten. Süße kleine Astor, das Haar zu einer Wolke aufgebauscht, ihr blassgrünes Jungfernkleid durchnässt von Tränen. Und der stille Cody in seinem winzigen Smoking, der auf den Kircheneingang
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