Dunkler Dämon
sagte gar nichts, und ich schaute erwartungsvoll zurück, und ich nehme an, wir wären so stehen geblieben, bis Tauben auf unseren Köpfen nisteten, wenn nicht die Sanitäter gewesen wären. »Okay, Jungs«, sagte der Senior, und wir rückten beiseite, damit sie Frank herausholen konnten. Der hagere Sanitäter schien jetzt wieder völlig in Ordnung, als wäre er hier, um einem Jungen mit gebrochenem Knöchel eine Schiene anzulegen. Sein Partner wirkte jedoch nach wie vor ziemlich elend, und selbst aus sechs Schritt Entfernung konnte ich ihn atmen hören.
Ich stand neben Doakes und sah zu, wie sie Frank auf die Trage schoben und ihn davonrollten. Als ich mich zu Doakes umdrehte, starrte er mich wieder an. Einmal mehr bedachte er mich mit seinem unangenehmen Lächeln. »Jetzt nur noch du und ich«, sagte er. »Und bei dir bin ich mir nicht sicher.« Er lehnte sich gegen den verbeulten weißen Lieferwagen und verschränkte die Arme. Ich hörte, wie die Sanitäter die Türen des Krankenwagens zuschlugen, und einen Moment später begann die Sirene zu heulen. »Nur du und ich«, sagte Doakes wieder. »Und kein Schiedsrichter mehr.«
»Gehört das wieder zu Ihren ländlichen Weisheiten?«, fragte ich, denn hier stand ich, hatte einen kompletten linken Schuh geopfert, ein sehr hübsches Hemd, von meinem Hobby, Deborahs Schlüsselbein und einem sehr guten Dienstwagen ganz zu schweigen – und er stand da, hatte nicht einmal eine Knitterfalte im Hemd und machte rätselhafte, feindselige Bemerkungen. Ehrlich, der Mann war einfach eine Zumutung.
»Ich traue dir nicht«, sagte er.
Ich hielt es für ein wirklich gutes Zeichen, dass Sergeant Doakes sich öffnete und seine Zweifel und Gefühle mit mir teilte. Doch hatte ich das Gefühl, ihn zum Wesentlichen zurückführen zu müssen. »Das ist egal. Uns läuft die Zeit davon«, sagte ich. »Jetzt, wo er Frank vollendet und ausgeliefert hat, wird Danco sich Kyle vornehmen.«
Er legte den Kopf auf die Seite und wiegte ihn dann bedächtig. »Kyle ist nicht wichtig. Kyle hat gewusst, worauf er sich einließ. Wichtig ist nur, den Doktor zu fassen.«
»Meiner Schwester ist Kyle wichtig«, sagte ich. »Nur aus diesem Grund bin ich hier.«
Doakes nickte erneut. »Ziemlich gut«, sagte er. »Könnte es fast glauben.«
Aus irgendeinem Grund kam mir in diesem Moment die Idee. Ich gebe zu, dass Doakes monumental aufreizend war – und das lag nicht nur daran, dass er mich von meinen wichtigen persönlichen Recherchen abhielt, obwohl das eindeutig schlimm genug war. Aber nun kritisierte er sogar meine Schauspielkunst, und das lag jenseits der Grenze jeglichen zivilisierten Benehmens. Vielleicht war Verärgerung die Mutter der Idee; es schien nicht im Mindesten poetisch, aber so war es. Jedenfalls öffnete sich eine kleine Tür in Dexters staubigem Schädel, und dahinter schimmerte ein winziges Licht; ein Stück echter geistiger Arbeit. Natürlich war es möglich, dass Doakes nicht viel davon hielt, es sei denn, ich konnte ihm behilflich sein zu erkennen, wie gut die Idee war. Darum versuchte ich es.
Ich kam mir ein bisschen vor wie Bugs Bunny, der versucht, Elmer zu einem tödlichen Manöver zu überreden, aber der Mann war selbst schuld. »Sergeant Doakes«, sagte ich. »Deborah ist meine einzige Angehörige, und es ist nicht richtig von Ihnen, mein Engagement zu bezweifeln. Zumal«, sagte ich und musste den Drang unterdrücken, bugsbunnymäßig meine Fingernägel zu studieren, »Sie bis jetzt nicht den geringsten Scheiß geleistet haben.«
Was auch immer er war, eiskalter Killer und so, Sergeant Doakes war anscheinend doch zu Gefühlen fähig. Vielleicht war das der große Unterschied zwischen uns, der Grund, warum er seinen weißen Hut so fest auf seinen Kopf zementiert hatte und das bekämpfte, was seine eigene Seite hätte sein sollen. Jedenfalls konnte ich sehen, wie eine Woge des Zorns über sein Gesicht rauschte, und tief in seinem Inneren grollte beinahe hörbar sein inwendiger Schatten. »Nicht den geringsten Scheiß«, wiederholte er. »Das ist gut.«
»Nicht den geringsten Scheiß«, bestätigte ich fest. »Deborah und ich haben die gesamte Laufarbeit erledigt und das volle Risiko getragen, und das wissen Sie.«
Einen Moment lang traten seine Kiefermuskeln vor, als wollten sie aus seinem Gesicht springen und mich erdrosseln, und das gedämpfte innere Grollen steigerte sich zu einem Röhren, dessen Echo bis zu meinem Dunklen Passagier drang, der sich aufrichtete und
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