Dunkler Dämon
hatte. Er stand oben an der Straße unter einem großen Baum, der das Licht der Straßenlaternen abschirmte. Es war etwas, das ein Mann tun würde, der versuchte, sich zu verstecken, und gleichzeitig konnte Dr. Danco darauf vertrauen, sich anschleichen zu können, ohne entdeckt zu werden.
Ich schlenderte zum Wagen hinüber, und das Fenster glitt herunter. »Er ist noch nicht da«, sagte Doakes.
»Sie sollten einen Moment hereinkommen, um etwas zu trinken«, sagte ich.
»Ich trinke nicht.«
»Sie gehen offensichtlich auch nicht auf Partys, sonst wüssten Sie, dass man nicht richtig feiern kann, wenn man in einem Auto auf der anderen Straßenseite sitzt.«
Sergeant Doakes erwiderte nichts, aber das Fenster wurde hochgekurbelt, und die Tür öffnete sich, und er stieg aus. »Was würden Sie machen, wenn er jetzt käme?«, fragte er mich.
»Darauf vertrauen, dass mein Charme mich rettet«, erwiderte ich. »Nun kommen Sie schon rein, solange da drin noch jemand bei Bewusstsein ist.«
Wir überquerten gemeinsam die Straße. Wir hielten nicht gerade Händchen, aber angesichts der seltsamen Umstände hätten wir es genauso gut tun können. Auf halbem Weg bog ein Auto um die Ecke und fuhr auf uns zu. Am liebsten wäre ich losgerannt und in eine Oleanderhecke gehechtet, war aber sehr stolz auf meine eiskalte Ruhe, als ich stattdessen nur einen kurzen Blick auf das entgegenkommende Fahrzeug warf. Es rollte gemächlich dahin, und Sergeant Doakes und ich hatten längst die Straße überquert, als es auf unserer Höhe ankam.
Doakes drehte sich um, um das Auto zu mustern, und ich tat es ebenfalls. Fünf mürrische Teenagergesichter blickten uns entgegen. Einer von ihnen drehte den Kopf und sagte etwas zu den anderen, und sie lachten. Der Wagen fuhr an uns vorüber.
»Gehen wir lieber rein«, meinte ich. »Die sahen gefährlich aus.«
Doakes reagierte nicht. Er beobachtete den Wagen, bis dieser am Ende der Straße abbog, dann setzte er seinen Weg zu Vinces Haustür fort. Ich folgte ihm und holte ihn gerade noch rechtzeitig ein, um ihm die Eingangstür aufzuhalten.
Ich war nur wenige Minuten draußen gewesen, aber die Zahl der Opfer war beeindruckend angestiegen. Zwei der Polizisten vom Springbrunnen lagen ausgestreckt auf dem Boden, und einer der South-Beach-Flüchtlinge übergab sich soeben in eine Plastikschüssel, die bis vor kurzer Zeit noch Partysalat enthalten hatte. Die Musik dröhnte lauter als je zuvor, und in der Küche hörte ich Vince, unterstützt von einem Chor rauer Stimmen, »Banzai!« brüllen. »Lasst alle Hoffnung fahren«, sagte ich zu Sergeant Doakes, und er murmelte etwas, das klang wie »kranke Wichser«. Er schüttelte den Kopf und trat ein.
Doakes wollte nichts trinken, und er tanzte auch nicht. Er fand eine Ecke, in der kein bewusstloser Körper lag, und stellte sich dort hin, wobei er wirkte wie die Billigversion eines Sensenmannes auf einer Verbindungsparty. Ich fragte mich, ob ich ihm behilflich sein sollte, in Stimmung zu kommen. Vielleicht konnte ich Camilla Figg zu ihm schicken, damit sie ihn verführte.
Ich beobachtete den guten Sergeant, wie er in seiner Ecke stand und sich umsah, und ich fragte mich, was er wohl dachte. Es war eine reizende Metapher. Doakes schweigend und allein in seiner Ecke, während um ihn das menschliche Leben tobte. Vermutlich wäre in mir ein Quell des Mitgefühls entsprungen, hätte ich denn fühlen können. Die ganze Sache schien ihn überhaupt nicht zu berühren, er reagierte nicht einmal, als zwei Mitglieder der South-Beach-Bande nackt an ihm vorbeirannten. Sein Blick fiel auf den nächsten Bildschirm, der einige wirklich verblüffende und originelle Szenen zeigte, bei denen auch Tiere mitwirkten. Doakes sah ohne jegliches Interesse oder Gefühl zu; nur ein Blick, dann wanderten seine Augen weiter, zu den Polizisten auf dem Boden, Angel unter dem Tisch und zu Vince, der eine Conga-Schlange anführte, die aus der Küche tanzte. Sein Blick wanderte den ganzen Weg hinüber zu mir, und er sah mich mit genau demselben Mangel an Ausdruck an. Er durchquerte den Raum und blieb vor mir stehen.
»Wie lange müssen wir bleiben?«, fragte er.
Ich schenkte ihm mein freundlichstes Lächeln. »Es ist ein bisschen viel, nicht? Dieser ganze Frohsinn und Spaß – muss Sie nervös machen.«
»Ich hab nur das Gefühl, ich müsste mir die Hände waschen«, gab er zurück. »Ich warte draußen.«
»Ist das wirklich eine gute Idee?«, fragte ich.
Er wies mit dem Kopf auf
Weitere Kostenlose Bücher