Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkler Dämon

Dunkler Dämon

Titel: Dunkler Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
Vom Netzwerk:
Alligatorenfarm sein mochte.
    »Wäre vielleicht eine gute Idee, sie nicht länger zu belästigen«, äußerte Chutsky plötzlich, und ich benötigte einen Moment, bis ich begriff, dass er immer noch von Deborah sprach. »In meinem jetzigen Zustand wird sie sicher nichts mehr mit mir zu tun haben wollen, und ich brauche kein Mitleid, von niemandem.«
    »Mach dir keine Gedanken«, sagte ich. »Deborah ist vollkommen mitleidslos.«
    »Du sagst ihr, es ginge mir gut, und ich kehre nach Washington zurück«, sagte er. »So ist es am besten.«
    »Das mag für dich besser sein«, erwiderte ich. »Aber mich wird sie umbringen.«
    »Das verstehst du nicht«, sagte er.
    »Nein,
du
verstehst das nicht. Sie hat mir befohlen, dich zurückzuholen. Sie hat sich entschieden, und ich würde es nicht wagen, ihr nicht zu gehorchen. Sie hat einen sehr harten Schlag.«
    Er schwieg eine Weile. Dann hörte ich ihn tief seufzen. »Ich weiß einfach nicht, ob ich das schaffe«, sagte er.
    »Ich könnte dich zurück zur Alligatorenfarm bringen«, schlug ich munter vor.
    Danach sagte er nichts mehr, und ich bog auf die Alligator Alley ab, wendete bei der ersten Möglichkeit und fuhr zurück in Richtung des orangefarbenen Schimmers am Horizont, der Miami war.

[home]
    26
    I n tiefem Schweigen legten wir die Strecke bis zu den ersten Ausläufern der Zivilisation zurück, einem Neubaugebiet nebst einer Reihe von Einkaufszentren ein paar Meilen hinter der Mautstelle. Dort setzte Chutsky sich auf und starrte auf die Lichter und Gebäude. »Ich muss telefonieren«, sagte er.
    »Du kannst mein Handy benutzen, wenn du die Gebühren übernimmst«, bot ich an.
    »Ich brauche eine Festnetzverbindung«, sagte er. »Ein Münztelefon.«
    »Du hast aber wirklich den Anschluss verpasst«, sagte ich. »Ein Münztelefon dürfte nur schwer zu finden sein. Sie werden überhaupt nicht mehr genutzt.«
    »Nimm die nächste Ausfahrt«, sagte er, und obwohl es mich kein bisschen näher an meinen wohlverdienten Schlaf brachte, scherte ich auf die Abfahrt aus. Innerhalb einer Meile fanden wir einen kleinen Lebensmittelladen, neben dessen Eingang noch ein Münztelefon hing. Ich war Chutsky behilflich, zum Telefon zu hoppeln, wo er sich gegen die Verkleidung lehnte und den Hörer abnahm. Er warf mir einen kurzen Blick zu und sagte: »Warte bitte dort drüben«, was ein bisschen herrisch von jemandem schien, der nicht einmal ohne fremde Hilfe gehen konnte, aber ich trollte mich zum Auto und hockte mich auf die Motorhaube, während Chutsky plauderte.
    Ein altertümlicher Buick tuckerte auf den Platz neben mir. Eine Gruppe kleiner, dunkelhäutiger Männer in schmutziger Kleidung stieg aus und ging zum Laden hinüber. Sie starrten Chutsky auf seinem einen Bein und mit dem äußerst rasierten Schädel an, waren aber zu höflich, um eine Bemerkung zu machen. Sie traten ein, und die Glastür schloss sich zischend hinter ihnen. Ich spürte, wie der lange Tag seinen Tribut forderte; ich war müde, meine Nackenmuskeln waren steif, und ich hatte nichts, was ich umbringen konnte. Ich war äußerst gereizt, und ich wollte nach Hause und ins Bett.
    Ich überlegte, wohin Dr. Danco Doakes gebracht haben mochte. Es schien nicht wirklich wichtig, nur müßige Neugier.
    Aber während ich über die Tatsache nachdachte, dass er ihn wirklich irgendwohin gebracht hatte und bald beginnen würde, dem Sergeant einige unwiderrufliche Dinge anzutun, wurde mir bewusst, dass dies die erste gute Nachricht seit langer Zeit war, und ein warmes Glühen breitete sich in mir aus. Ich war frei. Doakes war fort. Stück für Stück verabschiedete er sich aus meinem Leben und erlöste mich aus der unfreiwilligen Leibeigenschaft auf Ritas Sofa. Ich konnte wieder leben.
    »He, Kumpel«, rief Chutsky. Er winkte mir mit dem Stumpf seines linken Arms zu, und ich erhob mich und ging zu ihm hinüber. »In Ordnung«, sagte er. »Dann mal los.«
    »Gern«, sagte ich. »Wohin?«
    Er starrte in die Ferne, und ich konnte sehen, wie sich seine Kiefermuskeln spannten. Die Parkplatzbeleuchtung ließ seinen Overall schimmern und spiegelte sich auf seinem kahlen Schädel. Erstaunlich, wie verändert ein Gesicht aussieht, wenn man die Augenbrauen abrasiert. Es bekommt dann etwas Irres, wie die Masken in einem billigen Science-Fiction-Film, und Chutsky, der doch eigentlich zäh und entschlossen wirken sollte, wie er so in die Ferne starrte und die Kiefermuskeln anspannte, sah stattdessen aus, als warte er auf einen das Blut

Weitere Kostenlose Bücher