Dunkler Engel
drin ist ein Mann ziemlich übel zugerichtet worden. Sie werden wahrscheinlich einen Rettungswagen rufen müssen.«
Die Polizisten nickten und stürmten an ihnen vorbei. Das Erste, was ihnen in die Augen fiel, war William, der auf dem Boden lag und vor Schmerzen stöhnte. Die Leute, die um ihn herumstanden, schrien durcheinander. Der Wachmann wollte sich auf Derek stürzen, aber der Polizist hielt ihn zurück.
»Nicht so schnell...«
Derek und Rachel gingen durch die Hoteltür hinaus. Sie hielten nicht an, sondern gingen zügig weiter. Rachel blickte durch das Fenster und sah, wie Zanus eindringlich auf den Polizisten einredete.
Wütend klopfte der Wachmann mit dem Finger gegen die Eingangstür. Die Polizisten wirkten unsicher, und dann erschien plötzlich Lana, wedelte mit ihrem Presseausweis und fing an zu plaudern.
»Ich glaube, sie kommen hinter uns her«, sagte Rachel panisch.
»Lassen Sie uns ein Taxi nehmen!«
»Keine Zeit«, sagte Derek grimmig. »Wir müssen erst mal ein Stück rennen.«
In der Ferne hörten sie weitere Sirenen. Derek zog das Revers seines Dienstmantels hoch, steckte sein Kinn hinein und fing an, den Bürgersteig hinunterzulaufen. Rachel stürmte hinter ihm her. Die Leute starrten sie an und traten zur Seite, um ihnen aus dem Weg zu gehen.
»Sie denken wahrscheinlich, wir sind Bonnie und Clyde und haben dieses Hotel überfallen.« Rachel wurde gerade von einem heftigen Drang gepackt, laut loszulachen. Das war alles so grotesk.
Sie rannte weiter, fiel aber hinter ihn zurück. Und dann rutschte sie aus, verstauchte sich den Knöchel und schrie vor Schmerzen auf.
Derek schaute über seine Schulter und kam zu ihr zurückgelaufen.
»Möchten Sie geschnappt werden? Kommen Sie weiter!«, befahl Derek ihr.
»Falls Sie es noch nicht bemerkt haben sollten, ich versuche, auf acht Zentimeter hohen Absätzen zu rennen!«, blaffte sie ihn an.
»Ziehen Sie die blöden Schuhe aus. Hier, geben Sie sie mir.« Er streckte ihr seine Hand entgegen.
»Sind Sie verrückt? Das sind Jimmy Choos. Die haben vierhundert Dollar gekostet, die werde ich für niemanden ausziehen.«
Sie versuchte zu rennen, aber sie konnte kaum laufen. Derek legte seinen Arm um ihre Taille und stützte sie, als sie an seiner Seite weiterhumpelte.
»Sind sie noch hinter uns her?«, fragte sie ängstlich.
Er sah sich um. »Keine Spur von ihnen. Wir sollten trotzdem weitergehen, wenn Sie das irgendwie schaffen.«
»Kein Taxi in Sicht«, murmelte Rachel.
Also gingen sie weiter. Während Rachel so an Dereks Arm hing und vor sich hin humpelte, konnte sie nicht glauben, was sie gerade getan hatte. Sie war vor der Polizei weggelaufen, und vor Zanus, der sie nur beschützen wollte, und mit dem Typen abgehauen, der sie belästigte. Ergab das irgendeinen Sinn?
Sie würde Zanus das morgen irgendwie erklären müssen, aber sie wollte sich darüber im Augenblick keine Gedanken machen. Sie war so durcheinander und aufgeregt, dass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte. Alles, was Rachel wusste, war, dass es ihr ein sicheres und warmes Gefühl gab, sich an Dereks muskulösen Körper anzulehnen, und dass sein Arm um ihre Taille sich beruhigend anfühlte.
»Haben Sie tatsächlich vierhundert Dollar für ein Paar Schuhe ausgegeben?«, fragte er sie plötzlich. »Sie können darin ja kaum laufen.«
»Ja, aber die Absätze lassen sich ziemlich gut als Waffe einsetzen«, sagte Rachel brüsk. »Was glauben Sie, wie ich meinen Mantel gerettet habe?«
Sie schaute auf in seine Augen, seine blauen Augen, die nicht länger eisblau waren, sondern so blau und einladend wie das Karibische Meer an einem Sommertag. Er lächelte sie an, und sie konnte nicht anders, als zurückzulächeln.
»Es tut mir wirklich leid, was passiert ist«, sagte Derek. »Das war alles meine Schuld. Es ist einfach ... Ich scheine den Kopf zu verlieren, wenn Sie in meiner Nähe sind.« Er schaute sie an. »Sie bringen mich zur Verzweiflung.«
Rachel war sich nicht sicher, ob sie das als Kompliment oder als Beleidigung auffassen sollte. Sie war gerade dabei, das herauszufinden, als ihr Handy klingelte. An dem Klingelzeichen erkannte sie, wer es war.
»Haben Sie vor dranzugehen?«, fragte Derek.
»Nein«, antwortete sie.
Das Klingeln hörte auf, aber nur, um zwei Minuten später wieder anzufangen.
»Halten Sie mal kurz an«, sagte sie.
Derek blieb stehen. Sie griff in ihre Tasche, holte das Handy heraus und schaltete es aus.
»Zanus?«, erriet er grimmig.
»Ich
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