Dunkler Engel
hustete.
»Zanus hat das getan«, sagte sie. »Er hat Sampson so zugerichtet und diese ... schreckliche Nachricht hinterlassen. Er wird meinen Freundinnen etwas antun, wenn ich nicht mit ihm kooperiere. Wie ist er bloß in mein Apartment hineingekommen? Sie hatten heute keinen Dienst, oder?«
Derek schüttelte den Kopf. Er konnte schlecht an zwei Orten gleichzeitig sein, und selbst wenn er im Dienst gewesen wäre und nicht auf Rachel aufgepasst hätte, so wäre er dennoch nicht in der Lage gewesen, den Erzfeind aufzuhalten, der ihre Wohnung auf unzählige Arten betreten haben konnte. So war es beispielsweise möglich, dass er sich in eine Spinne verwandelt hatte und durch das Fenster hineingekrochen war oder in eine Rauchwolke, die durch das Schlüsselloch hineingezogen war.
»Ich wünschte, ich wäre da gewesen, aber ich glaube nicht, dass das irgendeine Rolle gespielt hätte«, sagte Derek »Er wäre wahrscheinlich sowieso nicht durch den Vordereingang hereingekommen, Rachel. Er hätte irgendeinen anderen Weg hineingefunden.«
»Ich vermute, dass Sie recht haben.« Rachel seufzte. »Ich habe keine andere Wahl«, sagte sie verzweifelt. »Ich werde machen müssen, was er von mir verlangt. Es ist mir egal, was aus mir wird. Ich kann es nicht zulassen, dass er meine Freundinnen verletzt.«
»Lassen Sie ihn nicht gewinnen, Rachel«, sagte Derek. »Halten Sie durch. Seien Sie stark. Ich werde mit meinen Leuten sprechen. Die werden etwas tun, um Ihnen zu helfen. Sie müssen etwas tun!«
Er beugte sich hinunter, um Sampson zu streicheln.
Rachel sah Derek aufmerksam an. »Sie lieben ihn, nicht wahr?«
Sampson zwinkerte Derek zu.
»So weit würde ich vielleicht nicht gehen«, sagte Derek verdrießlich. Er streckte die Hand aus, um die Katze hinter den Ohren zu kraulen. »Aber er ist eine feine Katze. Ich bin glücklich, dass er wieder auf die Beine kommt.«
»Sie sind so gut und freundlich zu mir gewesen, und ich war ein kompletter Feigling, als ich Sie da in diesem Club alleingelassen habe. Das tut mir leid.«
Sie lehnte sich an ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
»Danke, Derek.«
Sie nahm die Katze, die immer noch in Dereks Jacke eingewickelt war, in ihre Arme. Derek nahm den Zettel, zerknüllte ihn und warf ihn in einen Papierkorb. Er streckte seine Hand aus und berührte vorsichtig ihre Wange - er konnte noch die
Berührung ihrer Lippen spüren. Er wünschte, er könnte ihre Schmerzen lindern, aber das konnte er nicht. Alles, was er tun konnte, war, auf sie aufzupassen und sie zu lieben.
Aber wenigstens hatte er Sampson geholfen. Er hatte dem Himmel und der Hölle die Stirn geboten.
Er und Rachel gingen schweigend zurück zu ihrem Apartment.
Derek konnte fast die Schatten der schwarzen Flügel sehen, die über ihr schwebten. Er legte den Arm um sie und hielt sie fest, während sie gingen. Er musste mit William sprechen, aber erst einmal würde er dafür sorgen, dass Rachel und Sampson sicher nach Hause kamen.
»Lassen Sie ja niemanden hinein«, warnte er sie, als er sich zum Gehen wandte.
»Ich bin wohl ziemlich sicher«, sagte Rachel mit einem scheuen Lächeln. »Zanus wird mir nichts antun. Er braucht mich.« Ihre Lippen zitterten. »Es sind meine Freunde, um die ich mir Sorgen mache.«
»Er wird Ihnen nichts antun. Wenn er es tut, dann hat er nichts mehr gegen Sie in der Hand«, sagte Derek. »Und wie Sie schon gesagt haben, braucht Zanus Sie. Ich werde jetzt gehen und mit meinen Leuten reden.«
Rachels Verstand war nach wie vor in Aufruhr, und erstaun-licherweise dachte sie nicht an Zanus oder die Gefahr, in der sie steckte. Ihre Gedanken konzentrierten sich auf Derek.
Sampson war dem Tode nahe gewesen. Rachel hatte ihn kurz zu Gesicht bekommen, bevor Derek ihn in seine Jacke gewickelt hatte, und der kleine Körper war schrecklich zugerichtet gewesen, viel schlimmer als die wenigen oberflächlichen Kratzer, die sie jetzt behandelte.
Sie wegzuschicken, um Wasser zu holen, war ein Vorwand gewesen.
Das wusste sie. Er wollte, dass sie wegging, damit sie nicht mitbekam, wie ihre Katze starb, zumindest hatte sie das zu diesem Zeitpunkt vermutet. Aber als sie wieder zurückkam, hatte sie Derek beobachtet, wie er Sampson auf dem Arm hielt, und plötzlich war er nicht mehr Derek gewesen. Er war ein strahlendes Wesen, stark und kraftvoll, in Weiß gekleidet und in ein herrliches Licht getaucht, das die sterbende Katze einhüllte. Dann blinzelte sie, das Bild verschwand, und er war wieder
Weitere Kostenlose Bücher