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Dunkler Fremder

Dunkler Fremder

Titel: Dunkler Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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immer
näher kam.
      Shane ging durch den Nebel darauf zu. »Wer ist
da?« rief er laut. Die Schritte verhielten und es folgte Stille.
Shane selbst verharrte tief erregt, versuchte mit den Augen den Nebel
zu durchdringen, wandte sich dann abrupt ab und rannte so schnell ihn
seine Beine trugen in der anderen Richtung davon.
      An der nächsten Straßenecke hielt er wieder
inne, lehnte sich erschöpft gegen eine Hausmauer und rang
schweratmend nach Luft. Und da war es wieder, ganz in seiner Nähe
– durch den Nebel gedämpft – das Schlurfen des
Klumpfußes, das über das Pflaster schleifend sich ihm wieder
näherte.
      Jetzt packte ihn völlige Panik, und er rannte
durch die nächste Straße davon, als ob sämtliche Hunde
der Hölle hinter ihm her hetzten. Als er in die schmale
Nebenstraße einbog, die zu seinem Hotel führte, explodierte
der Schmerz in seinem Kopf und laut stöhnend taumelte er weiter.
      Er bemerkte schwach, daß links neben ihm eine
Gestalt aus dem Nebel auftauchte und ein Bein ausstreckte, so daß
er der Länge nach auf das Pflaster stürzte. Er wälzte
sich zur Seite, wich einem Tritt aus, der nach seinem Kopf zielte, und
war gleich wieder auf den Beinen. Eine mörderische Wut
erfaßte ihn. Das war etwas Greifbares, etwas, gegen das er
kämpfen konnte.
      Er erkannte ein hartes brutales Gesicht mit kalten
Augen über der plattgedrückten Nase wie der eines Preisboxers
und wich dem Schlag einer Faust aus, so daß sie seine Wange nur
streifte. Shane holte mit einem Fuß aus und trat dem Angreifer
mit voller Wucht in den Bauch. Der Mann schrie vor Schmerz auf und
krümmte sich zusammen, während er gegen die Hauswand
zurücktaumelte. Er packte ihn vorn am Mantel und schleuderte ihn
gegen die Ziegelmauer. »Wer hat dich auf mich gehetzt?«
schrie er wild.
      Der Mann rang mit vorquellenden Augen nach Luft.
»Wilby«, stöhnte er. »Er hat mir einen
Fünfer dafür geboten, daß ich Sie fertigmache.«
      Shane versetzte ihm noch einen harten Schlag, der den
Fremden kopfüber in den Nebel eintauchen ließ, dann wandte
er sich ab und eilte seinem Hotel zu. Mit Wilby würde er
später abrechnen. Im Augenblick mußte er Wichtigeres
erledigen.
      Die Treppe hinauf zu seinem Hotelzimmer schien kein
Ende nehmen zu wollen, und er fürchtete schon, er würde es
nicht schaffen. Als er schließlich die Tür zu seinem Zimmer
öffnete, waren die Schmerzen in seinem Kopf so unerträglich
geworden, daß er glaubte, der Schädel müsse ihm
bersten. Er taumelte ins Badezimmer, suchte nach dem kleinen
Röhrchen mit den roten Pillen, stopfte sich vier davon in den Mund
und spülte sie mit Wasser hinunter.
      Schwankend ging er in sein Zimmer zurück und warf
sich aufs Bett. Farbige Lichter begannen in seinem Kopf zu explodieren,
und ein großer dunkler Teich breitete sich um ihn aus, in den er
sich hineinfallen ließ.

    7

      Vollkommene Dunkelheit war hereingebrochen, als Shane
wieder zu sich kam. Er blieb noch ein paar Minuten regungslos auf dem
Bett liegen, starrte ins Leere und fragte sich, wo er sich befand. Nach
einer Weile begann sein Verstand wieder zu arbeiten, und er erinnerte
sich.
      Er richtete sich auf, setzte die Füße auf
den Boden und knipste die Lampe neben dem Bett an. Als er auf seine
Armbanduhr blickte, stellte er zu seiner Überraschung fest,
daß es erst sechs Uhr dreißig war. Er hatte nur etwas
über eine Stunde geschlafen und fühlte sich überraschend
erfrischt. Die bohrenden Schmerzen in seinem Kopf waren völlig
verflogen.
      Er hatte noch seinen feuchten Trenchcoat an. Er legte
ihn ab und ging ins Bad. Während er heißes Wasser in das
Waschbekken laufen ließ, betrachtete er sein Gesicht prüfend
im Spiegel. An seiner rechten Wange bemerkte er eine leichte Schramme,
wo der Angreifer ihn mit der Faust gestreift hatte. Er betastete sie
behutsam, zuckte zusammen, weil es schmerzte. Er dachte an Joe Wilby,
und ihn packte die Wut.
      Schnell wusch er sich das Gesicht und zog ein frisches
Hemd an. Fünf Minuten später verließ er das Zimmer und
ging die Treppe hinunter. Draußen war der Nebel noch dichter
geworden, und es regnete noch immer. Er stellte den Mantelkragen hoch
und schlug die Richtung zum Stadtzentrum ein.
      Der Garland Club lag am St. Michaels Square in einem
ruhigen Viertel in der Nähe des Rathauses. Ansehnliche
Gebäude im georgianischen Stil beherbergten vorwiegend die
Kanzleien von Rechtsanwälten und gleichartiger Berufe. Der Garland
Club mit

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