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Dunkler Fremder

Dunkler Fremder

Titel: Dunkler Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Joes Frau – Bella«, stellte
sie sich vor. »Im Augenblick ist er nicht da, aber kann ich
irgend etwas für Sie tun?«
      In ihrem Ton lag eine unmißverständliche
Aufforderung, und er mußte lächeln. »Mein Name ist
Shane, Martin Shane«, antwortete er. »Ich war in Korea mit
Ihrem Mann zusammen. Da ich gerade auf der Durchreise hier bin, wollte
ich versuchen, ihn wiederzusehen.«
      »Oh, das ist aber nett«, sagte sie.
»Joe hat nie viel über seine Kriegserlebnisse
gesprochen.« Sie setzte sich auf die Bettkante und lächelte.
»Geben Sie mir eine Zigarette und setzen Sie sich
    zu mir und erzählen Sie mir alles, was Sie wissen.«
      Sie klopfte neben sich auf das Bett, und Shane folgte
der Aufforderung. Der grellfarbige Hausmantel, den sie trug, klaffte
auf, als sie die Knie übereinanderschlug, und enthüllte
schwarze Strümpfe und weißes Fleisch, das über deren
Saum quoll.
      »Sie waren also mit Joe zusammen in
Korea?« begann sie, als ihre Zigarette brannte. »Das ist
aber lange her.«
      Shane nickte. »Ich bin für eine ganze Reihe von Jahren im
      Ausland gewesen. Erst vergangene Woche bin ich nach England zurückgekommen.«
      Sie faßte nach seiner Hand und drückte sie.
»Das ist ein guter Anlaß für einen kleinen Drink, oder
meinen Sie nicht?« Sie stand auf, ging zu einem Büffet, aus
dem sie eine Ginflasche und zwei Gläser nahm, die sie füllte.
Sie reichte Shane das eine Glas und setzte sich auf das Bett.
»Auf unser Wohl«, sagte sie und leerte ihr Glas.
      Shane nahm einen kleinen Schluck und fragte
lächelnd: »Wo ist Joe heute nachmittag? Bei der
Arbeit?«
      Sie schüttelte den Kopf. »Nein, er arbeitet
abends als Barmann in einem Club in der Stadt. Nachmittags um diese
Zeit ist er immer da, wo er gerade ist. Trinkt ein Bier in irgendeiner
Kneipe in der Nähe.«
      Shane versuchte Mitgefühl zu zeigen. »Das muß für Sie aber ziemlich langweilig sein.«
      Sie lehnte sich an ihn, ihre Lippen öffneten sich
leicht, und sie legte eine Hand auf seinen Oberschenkel. »Sie
können sich nicht vorstellen, wie langweilig das sein kann«,
flüsterte sie leise.
      Die äußere Tür wurde plötzlich
lärmend aufgestoßen, und sie zog sich schnell von ihm
zurück, als Schritte durch den Gang
    stampften und Wilby hereinplatzte.
      Er war ein Bulle von einem Mann, mit Armen, die ihm
fast bis zu den Knien reichten. Sein Gesicht war mürrisch und vom
Alkohol verquollen. Er blieb schwankend stehen und betrachtete die
beiden mit einem gehässigen Funkeln in den Augen.
      »Das also geht hier vor, wenn ich mal gerade nicht da bin.«
      Bella trat auf ihn zu und sagte besänftigend:
»Das ist ein alter Freund von dir, Joe. Ich habe mich mit ihm
unterhalten, während du weg warst.«
      Er packte ihr Haar und zog ihren Kopf nach hinten
zurück. »Und das soll ich glauben?« entgegnete er.
Shane wandte sich Wilby zu, damit er sein Gesicht erkennen konnte.
      Einen Augenblick lang war es völlig still. Wilby
öffnete langsam den Mund, und sein Gesicht nahm eine
kränklich grüne Farbe an. »Shane«, stieß er
wie benommen hervor, »Martin Shane.«
      »Ja, Joe, ich bin's tatsächlich«, sagte Shane.
      Eine Weile noch starrte Wilby ihn an, dann stieß
er seine Frau durch die offenstehende Tür aus dem Zimmer und
schloß sie hinter ihr. »Ich hatte geglaubt, du bist
tot«, sagte er stokkend.
      Shane schüttelte freundlich den Kopf. »Du
mußt mich mit einem anderen verwechseln, Joe. Mit Simon Faulkner
vielleicht. Der ist doch tot, oder nicht?«
      Wie gebannt starrte Wilby ihn noch immer an, dann
griff er gierig nach der Ginflasche, ließ sich auf das Bett
sinken und setzte die Flasche an den Mund. Er wischte sich mit dem
Ärmel über die Lippen und sagte herausfordernd. »Ja,
Faulkner ist tot. Sie haben ihn vor meinem Fenster erschossen. Und was
weiter?«
      Shane lächelte nachsichtig. »Ich meine,
daß Faulkner tot ist, du aber nicht«, antwortete er.
»Weist das nicht auf eine gewisse Möglichkeit hin?«
      Wilbys Augen quollen weit aus den Höhlen hervor,
und er schleuderte die Flasche wütend gegen die Wand.
»Worauf, zum Teufel, willst du raus?« brüllte er.
»Weshalb bist du hergekommen? Du warst immer ein
hinterhältiger Schuft.« Er erhob sich mühsam und
deutete auf die Tür. »Raus. Mach, daß du rauskommst,
und zur Hölle mit dir.«
      Shane handelte schnell. Seine rechte Hand packte Wilby
beim Kragen, und er riß den großen schweren Mann
zurück

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