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Dunkler Fremder

Dunkler Fremder

Titel: Dunkler Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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seiner Neonleuchtschrift und dem gestreiften Baldachin
über dem Eingang schien in dieser Umgebung fehl am Platze.
      Der St. Michaels Square war nahezu menschenleer, und
nachdem Shane die Stufen zu der gläsernen Eingangstür des
Clubs hinaufgestiegen war, mußte er feststellen, daß sie
verschlossen war. Im Inneren bemerkte er aber einen Mann in einer roten
Uniformhose und Hemdsärmeln, der den gefliesten Fußboden
wischte. Auf Shanes Klopfen kam er mit mürrischem Gesicht zur
Tür geschlurft und schloß auf.
      »Tut mir leid, Sir. Wir öffnen nicht vor acht.«
      Shane stellte rasch seinen Fuß in die Tür.
»Ich komme nicht als Gast«, erklärte er. »Ich
suche Mister Steele.«
      Der Mann brummte unfreundlich. »Sie vergeuden Ihre Zeit, Mister. Er kommt nie vor neun Uhr hierher.«
      »Wo kann ich ihn finden?« bohrte Shane
hartnäckig. »Es ist sehr dringend. Treffe ich ihn vielleicht
bei sich zu Hause an?«
      Der Mann schüttelte den Kopf.
»Gewöhnlich ist er um diese Zeit in seinem anderen Lokal. Es
heißt Club Eight.« Shane zog seinen Fuß zurück,
und der Mann verschloß die Tür und machte sich wieder an
seine Arbeit.
      Shane betrat die Telefonzelle auf der anderen Seite
des Platzes und suchte im Telefonbuch nach dem Club Eight. Er lag etwa
eine Meile weit entfernt am Rand des Stadtzentrums, und Shane
entschloß sich, zu Fuß dorthin zu gehen.
      Der Eingang zu dem Lokal befand sich in einer
schäbigen Seitenstraße neben der Niederlassung eines
Textilgroßhandels. Auf der anderen Seite des Hauses mündete
eine schmale Seitengasse. Er ging durch einen schmalen, kahlen Gang auf
eine Tür zu. Da sie sich nicht öffnen ließ, klopfte er.
      Eine winzige Klappe wurde geöffnet, und ein
hartes Augenpaar blickte ihm scharf entgegen. »Mitgliedskarte
bitte«, forderte eine schroffe Stimme.
      Shane schüttelte den Kopf. »Ich habe keine«, antwortete er.
    »Ich bin ein Freund von Mister Steele.«
      Die Klappe fiel klirrend zu, und gleich darauf wurde
die Tür geöffnet. Der Mann, der ihn einließ, trug einen
angeschmuddelten Smoking über einem schmutzigen weißen Hemd
und einen schwarzen Querbinder. »Wenn der Boß Ihnen gesagt
hat, daß Sie kommen können, dann geht das wohl in
Ordnung«, sagte er. »Tragen Sie sich bitte im
Gästebuch ein.«
      Shane beugte sich über das schäbige
Schreibpult, zögerte aber einen Augenblick, bevor er sich
schwungvoll als Raymond Hunt eintrug. »Ist Mister Steele schon
da?« fragte er dann.
      »Noch nicht«, antwortete der Mann.
»Das macht zehn Schilling Mitgliedsbeitrag.« Shane gab ihm
eine Pfundnote und sagte, er könne den Rest behalten. Grinsend
zeigte der Mann gelbe Stummelzähne. »Ich bringe Ihnen die
Mitgliedskarte in die Bar, Sir«, verkündete er und zog sich
in ein winziges Büro zurück.
      Shane ging durch eine Tür am Ende des Ganges und
stand vor einer nach unten führenden Treppe. Unten lag eine
Tanzfläche, die von dicht nebeneinander stehenden Tischen
eingerahmt wurde. Eine Vier-Mann-Combo auf einem kleinen Podest
versuchte angestrengt ihr Bestes zu geben. Er stieg die Stufen hinunter
und ging zur Bar hinüber, die sich in einer Ekke befand.
      Der Club war nur spärlich besucht, und auf den
ersten Blick schienen mehr Frauen als Männer anwesend zu sein.
Shane setzte sich auf einen Hocker am Ende der Bar, mit dem Rücken
zur Wand. Der Barmann stand über das Spülbecken gebeugt und
spülte Gläser. Als er sich aufrichtete, erkannte er zu seiner
Überraschung Joe Wilby.
      Zunächst zeigte Wilbys Gesicht unverhohlene
Verblüffung, die aber gleich einem mürrischen Ausdruck wich.
Er kam zu Shane herüber und beugte sich über die Bar.
»Wer, zum Teufel, hat dir gesagt, daß ich hier
arbeite?« wollte er aufgebracht wissen. »War das etwa
Bella?«
      »Das braucht mir keiner zu sagen«,
antwortete Shane gleichmütig. »Ich brauche nur meiner Nase
zu folgen.«
      Wilbys kräftige Hände umschlossen krampfhaft
die Kante der Barplatte, und Shane fuhr unbekümmert fort.
Ȇbrigens bin ich heute nachmittag einem deiner Freunde
begegnet. Er hat mich gebeten, dir etwas mitzuteilen. Er habe einen
leichten Unfall erlitten, meinte er, und sei deshalb nicht in der Lage,
den versprochenen Fünfer bei dir zu kassieren.«
      Wilbys Gesicht lief dunkelrot an, und seine Augen
funkelten mordlüstern. »Schon gut, du Klugscheißer. Du
bekommst noch bald genug, was du verdienst.«
      Shane zündete sich eine Zigarette an und

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