Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkler Fremder

Dunkler Fremder

Titel: Dunkler Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
eingebildet hatte, war er verloren.
      Er inhalierte den Rauch der Zigarette tief in die
Lungen und bemühte sich, wieder Herr seiner selbst zu werden.
Klar, es brauchte sich doch nur jemand den Schlüssel zur
Bodentür zu beschaffen. Jemand, der ein Interesse daran hatte, ihm
Furcht einzujagen, um ihn in die Flucht oder vielleicht in den Wahnsinn
zu treiben. Was auch der Grund gewesen sein mochte, der Betreffende
hatte reichlich Zeit gehabt, den Dachboden unbemerkt zu verlassen,
während er zu dem Portier hinuntergelaufen war.
      Er trat noch einmal in den Korridor hinaus und ging
hinunter bis zu seinem Ende. Er versuchte, die Bodentür zu
öffnen, aber sie war fest verschlossen. Gegenüber befand sich
eine weitere Tür, und als er sie öffnete, stand er vor einer
dunklen Treppe, die er schnell hinunterstieg.
      Muffiger Küchendunst schlug ihm entgegen, und von
irgendwoher aus dem trüb beleuchteten Gang vernahm er Stimmen und
hörte das Klappern von Geschirr. Er stieß wiederum eine
Tür auf, und als er sie öffnete, blickte er in die
Seitengasse neben dem Hotel hinaus. Er schloß die Tür wieder
und ging zurück auf sein Zimmer, während seine Gedanken
fieberhaft rasend arbeiteten.
      Es mußte jemand gewesen sein, mit dem er an
diesem Tag zusammengetroffen war, jemand, der ihm Furcht einjagen
wollte, weil der Betreffende selbst Angst hatte. Und dann kam ihm Adam
Crowther in den Sinn. Über seine Kontakte mit Steele hatte dieser
zweifellos die Unwahrheit gesagt, und wenn er nichts zu verbergen
hatte, warum war er dann einer Begegnung mit ihm, Shane, vor dem
Garland Club so auffällig ausgewichen?
      Eine Zeitlang blieb Shane mit nachdenklich gerunzelter
Stirn mitten in seinem Zimmer stehen und überdachte noch einmal
alles, was sich im Verlauf des Tages ereignet hatte. Dann faßte
er plötzlich einen Entschluß und ergriff seinen Mantel.
Gleich darauf verließ er sein Zimmer, schloß die Tür
hinter sich ab und eilte die Treppe hinunter.
      Um Zeit zu sparen, nahm er am nächsten Taxistand
ein Taxi. Crowther wohnte in einem ruhigen Viertel in der Nähe der
Universität, und Shane ließ den Fahrer ein paar
Häuserblocks früher anhalten, um den Rest der Strecke zu
Fuß zu gehen. Zum Schutz vor dem noch immer niedergehenden Regen
hatte er den Mantelkragen hochgeschlagen.
      Das Haus, nach dem er suchte, erwies sich als ein
Bungalow modernster Bauart; helle Ziegel, Holzverkleidungen in
Verbindung mit Naturstein. Es stand eingerahmt von zwei großen
Villen aus grauem Sandstein, die jede von einer gepflegten
Rasenfläche und üppigen Blumenbeeten umgeben war.
      Shane ging langsam die Auffahrt hinauf, und über
einige flache Stufen gelangte er auf eine Veranda. Er drückte den
Klingelknopf und wartete. Augenblicklich wurde die Veranda in helles
Licht getaucht. Flüchtig nahm er eine Bewegung hinter einem der
Fenster der Diele wahr. Ein Vorhang bewegte sich leicht, und als Shane
den Blick direkt dorthin wandte, zog sich eine Gestalt hastig in die
Dunkelheit des dahinterliegenden Raumes zurück, und eine Hand
schob den Vorhang wieder an seinen Platz.
      Shane wartete geduldig, daß die Tür
geöffnet werden würde, doch es geschah nichts. Nach einer
Weile drückte er nochmals auf den Klingelknopf, preßte den
Finger fest darauf und hörte den schrillen Ton durch das Haus
schallen. Kaum hatte er den Finger vom Klingelknopf gelöst,
hörte er Schritte sich von drinnen der Haustür nähern,
und sie wurde geöffnet.
      Eine sympathische, dunkelhaarige junge Frau mit offen
blikkenden grauen Augen und einem schmallippigen Mund sah ihm fragend
entgegen: »Ja, Sie wünschen?«
      »Mrs. Crowther?« fragte Shane, und als sie
bestätigend nickte, fuhr er fort: »Mein Name ist Shane
– Martin Shane. Ich bin ein alter Freund Ihres Mannes. Wäre
es möglich, daß ich ihn
    sprechen kann?«
      Sie zögerte, und ihr Gesicht verriet
Unsicherheit. »Ich fürchte, daß es im Augenblick nicht
möglich ist, Mister Shane«, antwortete sie. »Adam kam
heute abend mit Fieber aus der Universität nach Hause und hat sich
sofort hingelegt. Im Augenblick schläft er fest.«
      »Oh, wie bedauerlich«, erwiderte Shane. »Hoffentlich ist es nichts Ernstes?«
      »Ich hoffe nicht«, entgegnete sie hastig.
»Ein leichter Grippeanfall, glaube ich.« Sie strich eine
Haarsträhne aus dem Gesicht zurück. »Es tut mir leid,
daß Sie den Weg vergeblich gemacht haben, Mister Shane.
Vielleicht rufen Sie Adam in zwei oder drei

Weitere Kostenlose Bücher