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Dunkler Fremder

Dunkler Fremder

Titel: Dunkler Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Schweißperlen auf die Stirn. »Colonel Li«, flüsterte er heiser.
      Crowther schüttelte nachsichtig den Kopf.
»Der ist doch lange tot, Shane. Schon sehr, sehr lange.« Er
lächelte begütigend. »Du brauchst einen Arzt, mein
Freund.«
      Wie ein Vulkanausbruch wurde Shanes Inneres von kaltem
nackten Entsetzen gepackt, und seine Hände begannen zu zittern.
»Du bist es gewesen«, flüsterte er. »Du
mußt es gewesen sein.«
      Mrs. Crowther tat ein paar Schritte auf ihn zu und
legte eine Hand auf seinen Arm. In ihren Augen stand so etwas wie
Mitleid, als sie zu ihm aufsah. »Aber mein Mann sagt die
Wahrheit, Mister Shane«, versicherte sie. »Er hat den
ganzen Abend nicht das Haus verlassen.«
      Einen Lidschlag lang blickte Shane in diese ehrlichen
grauen Augen, bemüht, seine innere Leere zu durchbrechen, und dann
erinnerte er sich. Er packte ihren Arm und zog sie näher an sich
heran. »Ich bin eben in der Garage gewesen«, knurrte er.
»Ich habe Ihren Wagen kontrolliert. Er ist noch naß vom
Regen. Das haben Sie nicht bedacht.«
      Sie stöhnte plötzlich auf und stieß
ihn mit ihrer freien Hand gegen die Brust. »Lassen Sie mich los.
Sie tun mir weh.«
      Mit einem Wutschrei machte Crowther einen Satz
vorwärts. Shane schob die Frau zur Seite und wandte sich ihm zu.
Er duckte sich unter Crowthers Arm, machte eine schnelle Drehung und
stieß ihn wuchtig in den Rücken, so daß Crowther durch
das Zimmer taumelte und gerade noch die Kante des Sekretärs zu
fassen bekam, um sein Gleichgewicht wiederzugewinnen.
      Als Shane sich ihm näherte, wich Crowther auf die
andere Seite des Schreibtischs aus, riß eine Schublade auf und
nahm einen Revolver heraus, den er auf Shane richtete.
      Dieser blieb wie erstarrt stehen und rang nach Luft.
»Hast du dafür auch einen Waffenschein?« fragte er
dann übertrieben gleichgültig.
      Crowther hielt die Mündung des Revolvers direkt
auf ihn gerichtet, seine Augen verrieten Angst und Verzweiflung.
»Wenn du dir Ärger ersparen willst, verschwinde von hier,
bevor dieses Ding losgeht.«
      Mrs. Crowther näherte sich Shane laut
schluchzend, ergriff seinen Arm und sagte flehend: »Gehen Sie
jetzt bitte. Gehen Sie bitte, bevor er etwas tut, was uns allen nur
leid tun würde.«
      Shane warf einen kurzen Blick in ihr
verängstigtes Gesicht. Dann zog er sich langsam aus dem Zimmer und
in die Diele zurück. Mrs. Crowther folgte ihm, öffnete die
Tür zur Veranda, und Shane ging langsam hinaus. Als er sich
umdrehte, sah er Crowther in der Diele stehen, den Revolver in seiner
schlaff herabhängenden Hand. Er sagte mühsam nach Atem
ringend: »Komm nicht noch einmal zurück, Shane. Komm nie
wieder hierher. Verschwinde für immer aus Burnham.«
      Für einen Augenblick sahen sie sich hart in die
Augen, dann wandte Shane sich ab, stolperte die Stufen hinunter und
verschwand in Richtung Gartentor im Nebel. Er hörte noch, wie die
junge verängstigte Frau laut zu weinen begann.
      Ihr Schluchzen verfolgte ihn auf seinem Weg
zurück ins Hotel. In seinem Zimmer angekommen, ließ er sich
aufs Bett fallen. In seinem Kopf drehte sich alles. Er war nicht
fähig, einen Sinn in dem zu erkennen, was er erlebt hatte.
      Er zündete sich eine Zigarette an, starrte in die
Dunkelheit, bis ihn nach geraumer Zeit ein leises Klopfen an der
Tür aufstörte. Er fuhr sich mit den Fingern durch das Haar
und richtete sich auf. Als er die Tür öffnete, stand Laura
Faulkner vor ihm.
      Er trat verblüfft zur Seite, um sie eintreten zu
lassen. Er schloß die Tür hinter ihr und fragte erstaunt:
»Wie haben Sie mich gefunden?«
      Sie zuckte mit den Schultern. »Das war nicht
schwierig. Ich habe mir das Telefonbuch vorgenommen und der Reihe nach
    alle in Frage kommenden Hotels angerufen.«
      Er runzelte die Stirn. »Dann muß es etwas
sehr Dringendes sein, weshalb Sie mich sprechen wollen.«
      »Ich habe mir Ihretwegen Sorgen gemacht«,
antwortete sie. »Besonders nach Ihrem Anruf heute
nachmittag.«
      Er lachte auf. »Das hat nichts zu bedeuten. Ich
hatte geglaubt, ich hätte Sie in der Stadt gesehen, und wollte
mich nur vergewissern. Das war alles.«
      Sie trug einen weiten, offenstehenden Mantel über
einem schwarzen Cocktailkleid, das ihre Figur vorteilhaft hervorhob.
Ihr dunkles Haar fiel bis auf die Schultern hinab, rahmte ihr apartes
Gesicht ein. Der schwache Hauch eines betörenden Parfüms
umschmeichelte sie, der Shane in Erregung versetzte.
      »Wer

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