Dunkler Fremder
mehr viel
spüren.«
Shane nahm alle seine schwindenden Kräfte
zusammen und spie Steele ins Gesicht. Steele stieß einen wilden
Fluch aus und sprang von seinem Sessel auf. Er wischte sich das Gesicht
mit
einem Seidentuch ab und grinste bösartig. »Ich habe dich
immer wie die Pest gehaßt, du Schweinehund.« Mit aller
Wucht trat er Shane von der Seite gegen den Hals. Shane schrie laut auf
und versank in tiefe Bewußtlosigkeit.
12
Eine scharfe Flüssigkeit rann ihm brennend durch
die Kehle, und er würgte und versuchte sich zu wehren, doch eine
Hand stieß ihn gegen die Brust, drückte ihn fest
zurück, so daß er mit dem Kopf gegen die Wand schlug.
Mühsam öffnete er die Augen und versuchte,
sie auf das Gesicht vor sich zu richten, gab sich alle Mühe, sich
daran zu erinnern, wer das war. Dann hörte er eine Stimme:
»Vielleicht hast du ihn zu hart getroffen, Frenchy.«
Ein Grunzen antwortete. Dann Frenchys Stimme:
»Und wenn schon. Er muß auf jeden Fall dran glauben.«
Mit festem Griff packte eine Hand Shane vorn am Mantel
und zerrte ihn in eine sitzende Stellung. Es war Frenchy. Er grinste
bösartig. »O.k., Jack. Nun nimm wie ein guter Junge deine
Medizin.«
Die Öffnung einer Flasche wurde Shane zwischen
die Zähne gezwängt, und Whisky rann ihm in die Kehle.
Übelkeit überkam ihn. Sein Körper zuckte krampfhaft, und
er übergab sich in einem prustenden Strahl.
Fluchend sprang Frenchy zurück und trat ihm
brutal in den Leib. »Das Schwein versaut mir meine Jacke«,
fluchte er. »Den Gestank von dem Zeug bekomme ich nie wieder
raus.« Wütend schleuderte er die Flasche gegen die Mauer, wo
sie klirrend zerschellte. »Ich gehe eine andere Flasche holen.
Wenn Joe mit dem Wagen kommt, pack den Goldjungen hinten rein und wart
auf mich.« Dann schlug eine Tür hinter ihm zu.
Bis auf das Plätschern des Regens war es still,
und Shane öffnete vorsichtig die Augen und sah sich um. Er lag in
einem gepflasterten Hof, und wenige Schritte von ihm entfernt stand,
der Tür zugewendet, ein Mann in einem Trenchcoat. Der Hof
mußte irgendwo hinter dem Garland Club liegen.
Er fühlte sich sterbenselend. Der Kopf drohte ihm
zu platzen, und im Magen verspürte er eine Übelkeit,
daß er jeden Augenblick fürchtete, sich zu übergeben.
Er war völlig erschöpft, und seine letzten
Kräfte schienen ihn verlassen zu haben, aber er war sich dessen
deutlich bewußt, daß er in tödlicher Gefahr schwebte.
Falls er noch hilflos hier am Boden lag, wenn Frenchy zurückkam,
würde ihn nichts mehr retten können.
Der Mann vor der Tür zog eine Zigarettenpackung
aus der Tasche und nahm eine zwischen die Lippen. In diesem Augenblick
schloß Shanes Hand sich um einen lockeren Pflasterstein.
Verzweifelt grub er mit den Fingern in den umgebenden Fugen, um ihn
ganz zu lösen. Der Stein kam so plötzlich frei, daß er
gegen die Wand zurückfiel. Er holte tief Luft und stemmte sich an
der Wand hoch.
Der Mann an der Tür riß gerade ein
Zündholz an, um seine Zigarette anzuzünden, und schützte
die Flamme mit den hohlen Händen gegen den Luftzug. Dabei neigte
er sich vor, und Shane taumelte auf ihn zu, schmetterte mit dem Rest
seiner Kräfte den Pflasterstein dem sich vorbeugenden Mann in den
ungeschützten Nacken. Der Mann brach lautlos zusammen, und Shane
floh mit schleppenden Schritten über den Hof und durch eine
schmale Öffnung in der Mauer davon.
Er gelangte in die Seitengasse, die an dem
Clubgebäude entlangführte, und als er plötzlich hinter
sich einen wütenden Aufschrei hörte, hatte er gerade den
Platz erreicht. Schwankend hastete er über den Bürgersteig
und bog in die erste Querstraße ein, die er erreichte.
Schließlich hielt er aus purer Erschöpfung irgendwo inne,
nachdem er zehn oder fünfzehn Minuten lang durch ein Gewirr von
schmalen und gewundenen Nebenstraßen und Hintergassen, so schnell
seine Kräfte es zuließen, gehetzt war. Er suchte Zuflucht in
der Einfahrt zu einem Schrottplatz und sank in deren Deckung auf die
Knie. Sein Magen revoltierte, und er mußte sich übergeben.
Es dauerte einige Zeit, bis er wieder klar denken
konnte. So gut er es vermochte, säuberte er sich und zündete
sich dann mit zitternden Händen eine Zigarette an. Er fühlte
sich wie von seiner Umgebung ausgestoßen, und als er
schließlich weiterschwankte, schienen die Häuser ringsum im
dünnen Nebel und dichten Regen zu schweben.
An der Stelle am Hals, wo Steele ihn
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