Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkler Fremder

Dunkler Fremder

Titel: Dunkler Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
seiner
Ecke. Shane wandte sich ab und ging mit schnellen Schritten davon.
      Als er den Busbahnhof erreichte, fuhr dort gerade ein
Bus in Richtung Hampton ab. Er rannte hinterher und konnte gerade noch
auf die Plattform aufspringen, als der Bus aus der Parkbucht
ausscherte. Er stieg zum Oberdeck hinauf und setzte sich in die
vorderste Reihe, rauchte und dachte über Steeles mögliche
Absichten nach. Was auch geschehen würde, er hatte die feste
Absicht, Laura Faulkners Briefe an sich zu bringen und Antworten auf
ein paar weitere Fragen zu erhalten.
      Es war annähernd halb zehn, als er aus dem Bus
stieg und den Feldweg einschlug, den Jenny ihm beschrieben hatte. Er
konnte Licht durch die Bäume schimmern sehen, als er sich dem Haus
näherte. Es war eine einsame, gespenstische Gegend. Der Fluß
rauschte nur wenige Meter entfernt unterhalb eines niederen Steilufers
an dem Grundstück vorüber.
      Shane folgte dem Weg um
das Haus auf die Rückseite und fand dort auf einem gepflasterten
Hof einen Daimler vor. Hinter dem Küchenfenster brannte kein
Licht, und er griff nach der altmodischen Türklinke und
öffnete die Hintertür. Leise schlich er durch einen kurzen,
mit Steinplatten ausgelegten Gang. Unter der Tür an dessen Ende
war ein Lichtschein zu sehen. Shane zögerte kurz, dann stieß
er die Tür entschlossen auf und trat schnell ein.

    13

      Steele saß vor einem lodernden Kaminfeuer. Auf
einem Tischchen neben ihm stand eine halbgeleerte Flasche Whisky.
Über seinen Knien lag eine kostbare Doppelflinte, die er mit einem
öligen Lappen reinigte.
      Auf dem Sofa ihm gegenüber lag eine Frau, die
sich rasch aufrichtete und die Beine auf den Boden schwang, als Shane
auftauchte. Auch sie hielt ein Glas in der Hand. Ihre Bluse war vorn
aufgeknöpft und gab den Blick frei auf ihre nackten Brüste.
Sie griff nach der Flasche, und ihr Blick begegnete dem Shanes. Sie
öffnete erstaunt den Mund und sagte mit empörtem Ton zu
Steele: »Heh, Reggie, ich dachte, wir sind heute abend unter
uns!«
      Auch Steele sah überrascht auf, dann zwang er
sich zu einem schiefen Lächeln. »Hallo, Shane. Welch
unerwartete Freude.« Der Blick seiner Augen war glasig, und seine
Worte kamen schleppend und angetrunken undeutlich.
      Shane lehnte sich gegen die Tür und zündete
sich eine Zigarette an. »Wir hatten leider keine
Möglichkeit, unser Gespräch zu Ende zu führen, als wir
uns das letzte Mal sahen.«
      Steele griff nach der Flasche und schenkte sich sein Glas
    halb voll. »Wie ist es dir gelungen, meine kleine Zufluchtsstätte zu finden?«
      Shane hob die Schultern. »Ich habe Freunde. Das ist mehr, als du von dir behaupten kannst.«
      Steele nahm einen Schluck und stellte das Glas dann
vorsichtig auf das Tischchen zurück. »Was ist aus Frenchy
geworden?«
      Shane lachte grimmig. »Er wurde mir
lästig«, erwiderte er. »Aber ich glaube nicht,
daß er so bald wieder jemandem lästig werden wird.«
      Es folgte ein kurzes Schweigen, das nur von dem
Geräusch der gegen die Scheiben prasselnden Regentropfen gebrochen
wurde. Steele sagte mit trunkener Stimme: »Ich erkenne langsam,
daß wir dich unterschätzt haben, Shane.«
      »Das kann man wohl sagen«, meinte Shane,
aber ein sechster Sinn veranlaßte ihn, schnell hinter sich nach
der Klinke der Tür zu greifen.
      Steele lächelte liebenswürdig. »Und
ich sehe schon, daß es mir nicht erspart bleiben wird, drastische
Maßnahmen zu ergreifen.« Er hob die Doppelflinte und
feuerte den einen Lauf auf Shane ab.
      Shane hatte sich schon halb durch die Tür in den
Gang zurückgeworfen und sich geduckt, dennoch spürte er den
scharfen Schmerz, als einige weitstreuende Schrotkörner ihr Ziel
fanden. Er rannte durch den Gang nach hinten in den Regen hinaus.
Steele folgte ihm dicht auf den Fersen.
      Wieder knallte ein Schuß, doch Shane hatte sich
zu Boden geworfen, und die Ladung zischte wirkungslos über seinen
Kopf hinweg. Steele schrie hinter ihm her: »Warte nur, du
Bastard. Ich erwische dich noch. Ich habe reichlich Munition.«
Jetzt klang seine Stimme gar nicht mehr betrunken.
      Shane rannte in die Deckung der Bäume. Er kauerte
sich nieder, als die Flinte wieder losging, verlor aber den Halt unter
seinen Füßen und rollte über den kurzen Uferhang zum
Wasser hinunter. Er versuchte sich irgendwo anzuklammern, fand aber
keinen Halt. Er rutschte über die Uferkante und stürzte mit
einem unterdrückten Schrei in den Fluß.
      Gut zwanzig

Weitere Kostenlose Bücher