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Dunkler Fremder

Dunkler Fremder

Titel: Dunkler Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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verzogen
sich, wie vom Regen aufgesogen, die letzten Nebelschwaden. Doch die
Schmerzen in seinem Kopf waren unverändert heftig. Er drückte
fest auf den Klingelknopf, und augenblicklich wurde die Tür von
Graham selbst geöffnet.
      »Komm herein, Shane, komm herein«, sagte
er. »Ich habe dich die Auffahrt heraufkommen sehen. Heute
muß ich ohne Mrs. Grimshaw auskommen. Ich fürchte, daß
sie sich erkältet hat.«
      Er nahm Shane den Mantel ab und hängte ihn in der
kleinen Garderobe neben der Diele auf einen Haken. Dann führte er
Shane die Treppe zum Gewächshaus hinauf. Sie nahmen in den
Korbsesseln Platz, und Graham bot ihm eine Zigarette an.
      Es vergingen ein paar Minuten, bis Shane sagte:
»Ich nehme an, daß du die Sache mit Wilby in der Zeitung
gelesen hast.«
      Grahams Gesicht blieb nichtssagend. »Ich habe
eine kurze Meldung über seinen Selbstmord in der gestrigen
Abendzeitung gelesen, aber mehr weiß ich nicht.«
      Shane lehnte sich in dem Korbsessel zurück und
starrte durch das Glasdach in den regengrauen Himmel hinauf. »Er
hat eine Notiz hinterlassen, die besagt, ich hätte wegen der
Ereignisse in Korea Jagd auf ihn gemacht. Er erklärte, daß
er das nicht länger ertragen könne.«
      »Und hast du auf ihn Jagd gemacht?« fragte Graham behutsam.
      Shane seufzte. »Vermutlich könnte man es so
nennen. Ich hatte vorgestern mit ihm in seiner Wohnung ein
Gespräch. Ich erklärte ihm, daß es mir ernst sei. Er
war zu Tode verstört. Er hat sogar jemanden dafür bezahlt,
mich zusammenzuschlagen.«
      »Haben die Untersuchungen über die Todesursache schon stattgefunden?« fragte Graham.
      Shane nickte. »Heute vormittag um zehn Uhr, und
der Richter hat nicht gezögert, mir die Schuld an dem Vorfall
allein zuzuschieben. Ich bin sogar von der Polizei nachdrücklich
aufgefordert worden, die Stadt unverzüglich zu verlassen.«
      »Und wirst du dem Folge leisten?«
      Shane schüttelte den Kopf. »Nein. Deswegen
bin ich ja hier. Ich habe mein Hotelzimmer aufgegeben, um sie von
meiner Spur abzulenken, aber ich brauche Zeit, um in der Sache Klarheit
zu gewinnen. Ich habe mich gefragt, ob ich vielleicht bei dir bleiben
könnte.«
      »Hältst du das für klug?« meinte
Graham zweifelnd. »Schließlich und endlich, weshalb willst
du noch länger in der Stadt bleiben? Die ganze Geschichte ist doch
jetzt durch Wilbys Tod geklärt.«
      Shane stand auf und trat vor die Glaswand.
»Meiner Meinung nach nicht. Als ich vor ein paar Tagen mit Wilby
sprach, war unverkennbar, daß er Angst hatte, aber nicht vor mir.
Es gab dafür einen anderen gewichtigeren Grund. Davon bin ich
überzeugt.«
      »Bist du etwa der Ansicht, daß er nicht Selbstmord begangen hat?«
      Shane drehte sich um und sah Graham lange an.
»Nach dem Urteil des Richters war Wilby betrunken, als er seinen
Kopf in diesen Gasofen steckte. Vielleicht aber wurde er auch mit dem
Kopf in den Ofen hineingeschoben.«
      Graham schüttelte unwillig den Kopf. »So
geht das nicht, Martin. So geht das wirklich nicht. Ich glaube,
daß die Polizei recht hat. Du solltest abreisen.«
      »Selbst wenn ich wollte, könnte ich das
nicht«, entgegnete Shane schroff. »Ich habe noch einen
weiteren Grund zu bleiben. Es geht dabei um Simon Faulkners Schwester.
Sie hat sich mit Steele vor ein paar Jahren auf eine äußerst
dumme Geschichte eingelassen. Sie hat ihm einige sie selbst
kompromittierende Briefe geschrieben, und seitdem wird sie von ihm
erpreßt.«
      Graham setzte sich mit einem Ruck auf. »Bist du dessen absolut sicher?«
      Shane nickte. »So sicher, daß ich fest
entschlossen bin, ihm diese Briefe abzunehmen, und wenn ich ihm dabei
seinen verdammten Hals umdrehen müßte.«
      Graham schüttelte nachdrücklich den Kopf.
»Das könnte sich als schwieriger erweisen, als du dir
vorstellst. Du kannst kaum erwarten, daß er dir die Briefe
widerspruchslos aushändigen wird.«
      »Ich glaube schon, daß es mir gelingen
wird, ihn dazu zu bringen«, erwiderte Shane. Er drückte
seine Zigarette in einem Aschenbecher aus und holte tief Luft.
»Nun, wie steht es, Graham? Kann ich ein paar Tage
hierbleiben?«
      Graham seufzte auf und erhob sich von seinem Sessel.
»Ich fürchte, nein, Martin. Ich meine, Laura Faulkner sollte
diese Erpressungsgeschichte der Polizei übergeben, und ich finde,
du solltest dich zurückziehen, das ist das einzige, was du unter
den gegebenen Umständen tun kannst.«
      Shane zuckte mit den

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