Dunkler Fremder
mit seinem Tritt
getroffen hatte, verspürte er einen dumpfen Schmerz, und sein Kopf
schien anzuschwellen wie ein Ballon, der aufgeblasen wird. Vor seinen
Augen begannen farbige Lichter zu tanzen. Er hielt an, klammerte sich
an einen Laternenpfahl, sank daran zu Boden und blieb im Regen liegen.
Nach einer Weile fühlte er sich etwas besser.
Für den Weg zurück zu Jennys Wohnung
brauchte er über eine halbe Stunde, und als er das Haus
schließlich erreichte, parkte vor dem Eingang eine dunkle
Limousine. Ein unbestimmter Verdacht ließ ihn stehenbleiben und
den Wagen genau in Augenschein nehmen, doch dann betrat er das Haus und
schleppte sich die Treppe hinauf.
Als er oben durch den Korridor auf Jenny Greens
Tür zuging, vernahm er einen schwachen Schmerzensschrei, der
unterdrückt und wie aus weiter Ferne klang. Einen Augenblick lang
blieb Shane bewegungslos lauschend stehen, eilte dann lautlos den
Korridor entlang bis zum Fenster an seinem Ende und öffnete es.
Ein nicht sehr breites Sims führte gut einen
halben Meter unter der Fensterkante an dem Haus entlang auf Jenny
Greens Wohnzimmerfenster zu.
Regen trommelte ihm ins Gesicht, und jeder Muskel in
seinem Körper schien zu zittern, als er sich vorsichtig
vorwärts bewegte, bis er schließlich durch das Fenster
spähen konnte.
Neben der Tür stand ein Mann in einem schmutzigen
braunen Regenmantel, die Arme unbeteiligt über der Brust gekreuzt
und ohne jeden Ausdruck in seinem hölzernen Gesicht. Jenny Green
kauerte nahe dem Kamin auf dem Fußboden, ihr fassungsloses
Gesicht war tränenüberströmt. Sie hatte nichts
außer einem knappen schwarzen Slip am Leib; ihre übrigen
Kleidungsstücke lagen im Zimmer verstreut.
Vor ihr saß Frenchy in einem Sessel neben dem
Feuer, in dem er einen Schürhaken erhitzte. Ein
lüstern-bösartiges Grinsen verzerrte sein Gesicht, als er
Jenny mit der Fußspitze anstieß und etwas sagte. Sie
schüttelte heftig den Kopf, worauf er ihr mit der flachen Hand ins
Gesicht schlug.
Shane tastete sich auf dem schmalen Sims weiter zum
Schlafzimmerfenster, während eine unbändige,
haßerfüllte Wut in ihm aufstieg. Er erinnerte sich,
daß Jenny das Fenster in der vergangenen Nacht einen Spalt breit
hatte offenstehen lassen, und hoffte, daß es noch immer so war.
Einmal rutschte er beinahe aus, er preßte sich
verzweifelt gegen die Hauswand und konnte sein Gleichgewicht gerade
noch wahren.
Endlich bekam er mit der rechten Hand den
Fensterrahmen zu fassen, klammerte sich mit beiden Händen an dem
ersehnten Spalt fest, und dann gelang es ihm, das Fenster fast lautlos
zu öffnen und ins Zimmer zu klettern.
Neben dem Bett stand eine Stehlampe, deren Fuß
aus einer kunstvoll geformten Kognakflasche bestand. Er entfernte den
Schirm und Birne, nahm die Flasche als Keule in die Hand und
näherte sich der Tür zum Wohnzimmer. Lautlos öffnete er
sie und spähte hinein.
Frenchy hatte das Schüreisen gerade aus dem Feuer
genommen. Es war rotglühend. Er wandte sich dem Mädchen zu
und sagte rauh: »Jetzt pack endlich aus. Ich weiß,
daß du dich mit diesem Shane eingelassen hast. Du brauchst mir
nur zu sagen, wo er sich versteckt halten kann, dann brauche ich das
Ding hier nicht an dir auszuprobieren.«
Der andere Mann an der Tür trat einen Schritt
vor, um besser sehen zu können. Shane drang mit einem Sprung in
das Zimmer ein und schleuderte die Flasche mit aller Kraft gegen ihn.
Sie traf den Mann unmittelbar unter dem rechten Ohr am Hals. Er
stieß einen unterdrückten Schrei aus und stürzte
rückwärts zu Boden. Seine Finger suchten kratzend Halt an der
Wand, dann glitt er vollends zu Boden und blieb bewegungslos liegen.
Shane hörte Jennys Warnschrei und duckte sich
noch rechtzeitig, als das Schüreisen zischend über seinen
Kopf sauste. Als Frenchy auf ihn zukam, rammte Shane ihm das Sofa gegen
die Beine und schickte ihn taumelnd zu Boden. Mit einem Sprung setzte
Shane über das Sofa hinweg und führte einen wuchtigen Tritt
nach Frenchys ungeschützten Kopf, doch der wälzte sich
rechtzeitig zur Seite und bekam ihn am Knöchel zu fassen und
riß ihn zu sich herunter.
Ringend wälzten sie sich auf dem Boden hin und
her, schlugen mit Armen und Beinen um sich, während Shane
versuchte, seinen Gegner an der Kehle zu packen, doch dann schaffte es
Frenchy, ihm einen Faustschlag gegen das Kinn zu versetzen.
Shane wälzte sich zur Seite, und es gelang ihm,
auf die Beine zu kommen
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