Dunkler Highlander: Sie waren unendlich weit entfernt – aber ihre Liebe überwand alles (German Edition)
meine Tochter beschützt, obwohl sie störrisch wie ein Esel ist.‹«
»Störrisch wie ein Esel? Vielen Dank!«
Egan verließ den Kamin und schritt ihr entgegen, so dass sie sich in der Zimmermitte trafen. Zarabeths Blick war die reinste Provokation, als sie zu ihm aufschaute.
»Als du herkamst, Mädchen, konnte ich die Zarabeth, die ich kannte, nicht mehr erkennen«, erklärte er. »Ich sah eine Frau, die sich hinter der Maske einer vornehmen Dame versteckte. Der Wildfang ist nicht mehr da, und ich frage mich, was du mit ihm gemacht hast.«
Sie wurde noch etwas röter. »Ich bin erwachsen geworden.«
»Zuerst dachte ich, du hast schlicht Angst, und das verstand ich. Aber es ist noch etwas anderes, nicht wahr?«
»Du weißt gar nichts«, erwiderte sie wütend. »Du bist damals weggegangen und nie wiedergekommen, weder zu meiner Hochzeit noch um meinen Vater zu besuchen. Und selbst als du zur Heirat von Penelope und Damien kamst, hast du nicht versucht, mich zu sehen.«
Sie schleuderte ihm die Worte entgegen, die ihn umso heftiger verletzten, als er wusste, dass sie recht hatte. Und er konnte ihr nicht erklären, warum er fortgeblieben war: weil er es nicht bei einer Freundschaft belassen könnte. Er hätte sein Ehrgefühl in den Wind geschlagen, sich nicht darum geschert, dass sie verheiratet war, und alles getan, um sie zu einer erbärmlichen Affäre zu überreden. Manche Nvengarianer führten offene Ehen, also hätte er ihr einzureden versucht, sie sollte das ebenfalls tun. Er begehrte Zarabeth damals wie heute, ja, die lange Zeit der Trennung schien sein Verlangen sogar noch gesteigert zu haben.
»Ich entsinne mich nicht, dich und deinen charmanten Gatten auf Damiens Hochzeit gesehen zu haben«, entgegnete er. »Dort habe ich nach dir Ausschau gehalten.« Das stimmte, und er hatte Angst gehabt, sie jeden Moment zu entdecken, Angst vor seiner Reaktion, wenn sie am Arm eines anderen Mannes erschien.
Sie blinzelte. »Selbstverständlich konnte er nicht hingehen. Es wäre wider seine politische Haltung gewesen. Sebastian hat den Reichsfürsten nie unterstützt. Er war auf der Seite des Großherzogs Alexander gewesen.«
»Und als Alexander sich offen für Damien aussprach?«
»Da hat Sebastian sich von ihm abgewandt. Nicht zur Hochzeit zu gehen war seine Art von offenem Protest.«
Nach dem, was Damien in seinen Briefen an Egan angedeutet hatte, gehörte Sebastian einer oppositionellen Partei an, die glaubte, dem Land ginge es ohne Reichsfürsten besser. Sebastian und seine Freunde hatten zunächst nur im herzöglichen Rat ihren Unmut geäußert, sich dann jedoch auf echte Rebellion verlegt – mitsamt Waffen und Attentatsplänen. Wie Zarabeth es herausfand, wusste Egan nicht, aber sie hatte sich mutig bei Nacht und Nebel von ihrem Ehemann weggeschlichen, um Damien zu warnen. Es brachte Egan schier um zu erfahren, was sie durchgemacht hatte und welchen Gefahren sie sich stellte.
»Warum hast du nicht nach mir geschickt, Mädchen?«, fragte er sie. »Warum hast du mir nicht erzählt, dass du unglücklich bist und Hilfe brauchst? Hattest du vergessen, dass ich dein Freund bin?«
Die Sorge in ihrem Blick traf ihn wie ein Messerstich ins Herz. »Du bist nie zurückgekommen.«
»Ich hatte keine andere Wahl, als in jener Nacht zu gehen.«
Er war drauf und dran gewesen, über die Tochter seines besten Freundes herzufallen, und das wenige Stunden nachdem Olaf ihm andeutete, welche Hoffnungen er sich auf eine günstige Heirat der achtzehnjährigen Zarabeth machte. In ihre Zukunft hatte kein Schotte gepasst, der sich in Whisky ertränkte und mit Bardamen vergnügte. Olaf wollte, dass Zarabeth einen Herzog oder vielleicht einen ausländischen Königsspross heiratete. Sie war eine Adlige, die noch weiter aufsteigen konnte.
Ein betrunkener Burgherr, dem regelmäßig das Dach über dem Kopf einstürzte, galt nicht als standesgemäß, zumindest nicht für Olaf. Egan MacDonald würde nie mit einer wunderschönen Prinzessin in einem Palast aus Zuckerwatte leben.
Nun starrte Zarabeth ihn wütend an, und ihre Augen schimmerten genauso blau und verführerisch wie in jener längst vergangenen Nacht. »Bist du weggegangen, weil ich dich schamlos angefleht hatte, mich zu küssen?«, wollte sie wissen. »Du hättest auch einfach lachen und mir sagen können, ich solle nicht albern sein. Dann wäre ich zwar verletzt gewesen, aber beizeiten wieder zur Vernunft gekommen.«
Seine Kehle war wie zugeschnürt, als er an den langen
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