Dunkler Highlander: Sie waren unendlich weit entfernt – aber ihre Liebe überwand alles (German Edition)
Eine volle Minute lang rührte sie sich nicht, sondern sah ihn bloß mit weit aufgerissenen Augen an. Dann entwand sie sich ihm und schlug heftig mit ihren Fäusten gegen einen der Steine.
»Wie konnte er?«, rief sie. »Wie konnte er?«
Egan hatte keine Ahnung, ob sie Sebastians Sturm auf die Stadt meinte oder Damien, der zuließ, dass seine Männer ihn erschossen. Als er auf sie zugehen wollte, hielt Olaf ihn zurück. »Nicht. Sie hat es verdient, ihre Wut herauszulassen.«
Eine Weile trommelte sie auf den Stein ein. Dann hörte sie auf und lehnte sich zitternd gegen den Monolithen.
Egan konnte nicht länger stillhalten. Er ging zu ihr und nahm sie sanft in die Arme. »Schhh, ist ja gut«, sagte er, während er ihr über das Haar strich. »Ruhig, Liebes.«
Eigentlich hätte er erwartet, dass sie tobte und erklärte, sie wäre froh, dass Sebastian tot war, dass er ihr nichts bedeutete. Aber so entsetzlich ihr Ehemann auch gewesen war, hatte sie doch fast fünf Jahre mit ihm zusammengelebt, mit ihm Tisch und Bett geteilt …
Er sah zu Olaf, in dessen Augen sich all die Gefühle spiegelten, die in ihm selbst miteinander fochten – Wut, Liebe, Schuld, Erleichterung.
»Olaf, mein alter Freund«, flüsterte er, »ich würde deine Tochter gerne heiraten.«
Olaf schien erstaunt, und Egan rechnete damit, dass er ablehnte und ihm erklärte, er wolle eine bessere Partie für Zarabeth. Egan war zwar ein Burgherr, verfügte also über einigen Grundbesitz, doch war er weder ein Clan-Chef, noch besaß er einen Titel. Seinem Vater war einst ein Grafentitel angeboten worden, den er jedoch wutentbrannt ablehnte: Kein MacDonald seiner Linie würde ein Almosen von dem verdammten englischen König annehmen. Nicht zu vergessen, dass Egan kein Nvengarianer war. Wenn Zarabeth ihn heiratete, würde sie weit, weit weg von ihrem Vater leben.
Olaf zögerte lange Zeit, ehe er nickte. »Ich hätte euch schon vor fünf Jahren meinen Segen geben sollen, als ich begriffen hatte, dass sie dich liebt. Aber ich hatte es für eine vorübergehende Schwärmerei gehalten – und leider nicht geahnt, wie viel Unglück ihr mein Fehlurteil bescheren sollte.«
»Ich habe mich seitdem nicht sehr verändert«, behauptete Egan.
»Doch, das hast du wohl.« Olaf wirkte traurig. »Ich war furchtbar stolz, dickköpfig und hatte hohe Ziele für meine einzige Tochter. Mein Ziel hätte sein müssen, dass sie glücklich ist, nicht ihr gesellschaftlicher Status – oder meiner. Ich hätte dich niemals fortschicken dürfen.«
»Nun ja, zu jener Zeit war ich ein trinkfreudiger Narr und hätte sie wahrscheinlich nicht glücklich gemacht.« Er nickte Olaf zu. »Wir gehen gleich morgen zur Dorfkirche und lassen uns trauen, auch wenn das nicht den nvengarianischen Vorstellungen entspricht.«
»Egal. Eine Heirat in einem anderen Land ist auch in Nvengaria gültig, und wenn wir zurück sind, können wir dort eine richtige Zeremonie in meinem Haus nachholen, mit all unseren alten Freunden – so wie es sein soll.«
Auf einmal entriss sich Zarabeth Egans Armen. Tränen strömten ihr über das Gesicht, die im Mondlicht glänzten.
»Hatte einer von euch beiden vielleicht vor, mich auch zu fragen?«, rief sie wütend und sah ihren Vater an. »Ein Ehemann ist tot, hier, Zarabeth, nimm dir den nächsten?«
»Natürlich wollte ich dich fragen, Liebes«, erwiderte Egan rasch, »aber du trauerst.«
»Was dich nicht hindert, alles in meiner Gegenwart zu planen, als könnte ich dich nicht hören? Es geht um meine Vermählung.« Sie stieß ihm ihren Finger hart gegen die Brust. »Um mein Leben!«
Egan lüpfte verwundert die Brauen. »Sind alle nvengarianischen Mädchen so widerspenstig, Olaf? Schottische tun, was ihr Vater ihnen sagt, ohne Fragen zu stellen.«
»Pah!« Immerhin hörte Zarabeth auf zu weinen, und genau das war Egans Absicht gewesen. »Ich erzähle Gemma und deiner Schwester, dass du so denkst. Sicher werden sie dazu ein oder zwei Wörtchen zu sagen haben. Ach ja, und Mrs. Williams auch!«
Egan stellte sich vor, wie ihn die drei Frauen in die Ecke drängen, ihn erbost anfunkeln und ihm erklären würden, was sie von ihm hielten. Bei diesem Gedanken wurde er ganz blass: »Nein, bitte nicht.«
Olaf blieb ernst. »Sebastians Witwe zu sein ist gefährlich. Seine Leute werden sich rächen wollen. Da ist es günstig, wenn du dich mit einer anderen Familie verbindest, und Egans ist sowohl angesehen als auch stark.«
Egan pflichtete ihm bei: »Ja, das dachte
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