Dunkler Rausch der Sinne
betrachtete, wusste er, dass sie der Stand der Sonne nicht
kümmerte. Er beugte sich vor und strich mit seinem sinnlichen Mund über ihren.
»Je t'airne, mein Engel«, wisperte er, bevor er ihr den Befehl gab
zu schlafen. Es war das Letzte, was sie hörte, die Worte, die sie bei sich
trug, als die Luft aus ihren Lungen wich und ihr Herz zu schlagen aufhörte.
Lucian öffnete die Tür der Schlafkammer und schwebte
mit seiner Gefährtin hinunter ins tiefe Erdreich, das nach ihnen rief. Jaxon
lag in seinen Armen, ihre Schönheit zu völliger Stille erstarrt, als er die
Erde öffnete und sie beide zur Ruhe bettete.
Kapitel 12
Ein Misston erklang in der Stille der Erde unter der Schlafkammer.
Unter den vielen Schichten und Ablagerungen drang ein langsames, tödliches
Zischen durch den schweren, satten Boden und die Luft, die darüber lag. Es zog
sich um das Anwesen herum und verbreitete ein Gefühl von Bedrohung auf dem
Gelände. Lucians schwarze Augen öffneten sich abrupt. Sein bleischwerer Körper
lag regungslos da, während er auf die Geräusche von Insekten und Tieren
lauschte. Irgendwo in der Nähe scharrte eine Ratte nach Nahrung. Ein Wolf
brummte einen Rudelgefährten gereizt an. Was war das für ein Laut, der so sehr
die Harmonie der restlichen Welt störte, dass er bis in die Tiefen der Erde
gelangte und ihn weckte?
Das Knistern der Steinmauer verriet ihm, dass ein Eindringling die
Stärke seiner Schutzmaßnahmen auf die Probe stellte. Lucian lauschte
angestrengt. Er setzte sich mit den Alphatieren des Wolfsrudels in Verbindung
und warnte sie vor jeder Art Fleisch oder anderer Nahrung, die ihnen von einem
Außenseiter zugeworfen wurde. Er schärfte ihnen ein, auf die anderen
Mitglieder des Rudels zu achten, auf die jungen, unvorsichtigen Tiere, die
sich gern jeder Autorität widersetzten. Mit seinem Geist sprach er eine
deutliche Warnung vor Gift aus, vor dem Tod des Rudels. Erwies die Alphatiere
an, sich mit ihren Gefährten tief in den Wald zurückzuziehen, wo Schusswaffen
sie nicht erreichen konnten. Das männliche Alphatier entblößte seine Fangzähne
und knurrte leise, um sein Rudel zu alarmieren.
Lucian
war zufrieden und lauschte weiter in die Nacht. Der Eindringling war
hartnäckig. Er merkte, dass er weder über die Mauer noch durch die Tore auf das
Gelände gelangen konnte. Er kletterte auf einen Baum, wobei er die hintere
Seite des Grundstücks wegen der Wölfe mied. Zweifellos konnte er sehen, dass
sein »Geschenk« - vergiftetes Fleisch - nicht angerührt worden war, und er
wagte es nicht, in der Nähe der wachsamen Tiere einen Angriff zu riskieren.
Lucian schloss die Augen und verließ seinen Körper, um sich auf die Suche zu
machen. Er wurde so leicht wie die Luft, bewegte sich wie reine Energie, als er
sich aus der Erde befreite. Er schwebte durch den engen Gang in den Keller und
von dort in die Küche.
Wie immer verhinderten die schweren Vorhänge, dass Sonnenlicht in das
Innere des Gebäudes fiel. Immer noch in Form reiner Energie bewegte er sich
durch das Haus, bis er den Aussichtsposten auf dem Balkon erreicht hatte.
Francescas kunstvoll gearbeitete Buntglasscheiben filterten das gleißende
Tageslicht, sodass er gute Sicht auf den Eindringling hatte, der an das Haus
herankommen wollte. Endlich. Der Mann, der Jaxons Familie ausgelöscht hatte.
Aber war er es? Lucian wartete, bis das Gesicht durch das dichte Laub des
Baumes zu erkennen war.
Lucians Enttäuschung war so groß, dass sie sich in einem leisen
Knurren äußerte. Dieser Eindringling konnte unmöglich Tyler Drake sein. Er trug
einen dunkelblauen Anzug und eine Seidenkrawatte. Lucian beobachtete, wie
mühelos er die Äste des Baumes erklomm, von dem aus man über die Mauer schauen
konnte. Der Mann sprach in ein Funkgerät. »Scheint niemand zu Hause zu sein,
aber da reinzukommen wird nicht leicht, jedenfalls nicht, wenn sie nicht merken
sollen, dass sie Gesellschaft haben.«
Lucians Verstand arbeitete schnell. Mehrere Jahrhunderte lang hatte er
in tiefem Schlaf in der Erde verbracht und in dieser Zeit war seinem Volk
einiges zugestoßen. Er hatte Gerüchte über eine Gruppe von Menschen gehört, die
sich für Wissenschafter hielten. Sie behaupteten, Beweise für die Existenz von
Vampiren zu haben, und gelobten, sie zu vernichten. Da man sie bisher kaum
ernst genommen hatte, waren sie entschlossen, einen Vampir lebend zu fangen.
Das einzige Problem war, dass sie offenbar nicht in der Lage waren, zwischen
einem Karpatianer,
Weitere Kostenlose Bücher