Dunkler Rausch der Sinne
sich hinter seine Deckung zu
ducken, und machte sich auf den Weg zur Tür. Es war ein langer Weg. Die
Gegenseite feuerte jetzt unablässig, sodass es an allen möglichen Stellen zu
Explosionen kam. Feuer brach aus. Beim ersten Schuss fühlte er ein Brennen auf
der Kopfhaut. Der zweite Schuss war gut gezielt. Sein linker Arm wurde taub.
Barry ließ Benton los und sank auf den Boden.
Dann war Jaxon da. Jaxon Montgomery, seine Partnerin. Jaxon gab niemals
auf, ehe es vorbei war, und sie ließ ihren Partner nie im Stich. Jaxon würde
in diesem Lagerhaus an seiner Seite sterben. Sie gab ihm Feuerschutz, während
sie auf ihn zurannte. »Steh auf, du fauler Sack. So schwer verletzt bist du
nicht. Mach, dass du rauskommst.«
Ja, das war seine Jaxon, immer voller Mitgefühl für seine Probleme.
Benton, der Mistkerl, schleppte sich gerade zur Tür und versuchte seine Haut zu
retten. Bany strengte sich an. Er hatte jeden Orientierungssinn verloren, und
der Rauch und die Hitze waren keine Hilfe. Irgendetwas stimmte nicht mit seinem
Kopf; er hämmerte und pochte,
und alles schien verschwommen und sehr weit weg. Jaxx' schmale Gestalt landete
neben ihm. Ihre schönen Augen waren riesengroß vor Sorge. »Da hast du uns ja
was Schönes eingebrockt«, sagte sie leise. »Los, beweg dich!« Sie musterte ihn
kurz, um den Schaden zu begutachten, und wandte sich dann wichtigeren Dingen
zu. »Ich meine es ernst, Barry. Beweg deinen Hintern!« Es war ein eindeutiger
Befehl.
Jaxx rammte ein neues Magazin in ihre Waffe und rollte sich über den
Boden, um den Beschuss von ihrem Partner abzulenken, kniete sich hin und
feuerte in die Halle. Als er seinen bleischweren Körper in Richtung Tür
schleppte, erhaschte Radcliff einen Rlick auf einen Mann, der getroffen zu
Boden ging. Heiße Genugtuung erfüllte ihn. Jaxon war eine hervorragende Scharfschützin.
Nie verfehlte sie ihr Ziel. Auch wenn sie beide hier starben, sie würden
mindestens einen der Feinde mitnehmen.
Irgendetwas trieb ihn, sich genau in dem Moment nach ihr umzuschauen,
als die Kugeln Jaxon trafen und ihren zierlichen Körper einige Meter durch die
Lagerhalle nach hinten schleuderten. Sie sackte wie eine Stoffpuppe auf den
Boden. Ein dunkler Fleck breitete sich um sie herum auf dem Fußboden aus.
Rasend vor Zorn versuchte Rarry seine Waffe zu ziehen, aber sein Arm
war zu kraftlos. Das Einzige, was er tun konnte, war, bis zur Tür zu robben
oder zurückzukriechen. Er kroch zurück, schleppte sich mühsam den ganzen Weg
bis zu ihr. Sie lag einfach da und wandte den Kopf leicht in seine Richtung.
»Nicht,
Jaxx. Tu mir das nicht an.«
»Mach,
dass du wegkommst.«
»Ich meine es ernst, verdammt. Tu mir das nicht an!« Er bemühte sich
verzweifelt, zu ihr durchzudringen, sie zum Durchhalten anzuspornen. Sie
musste sich bewegen, musste mit ihm nach draußen.
»Ich bin müde, Barry. Ich bin schon sehr lange müde. Jetzt kann jemand
anders die Welt retten.« Sie murmelte die Worte so leise, dass er sie kaum
verstand.
»Jaxx!« Barry versuchte sie hochzuziehen, aber seine Arme verweigerten
ihm den Dienst.
Links von ihm fiel plötzlich die kleine Tür ins Schloss. Sie saßen
fest. Und Benton hatte Recht; hier waren genug Chemikalien, um sie alle in die
Luft zu jagen. Barry wartete, rechnete jeden Moment mit dem Tod.
Dann hörte er Schreie, entsetzliche, markerschütternde Angstschreie. Er
starrte angestrengt in die Rauchschwaden und lodernden Flammen und sah Männer
zu Boden stürzen. Er sah Dinge, die es einfach nicht geben konnte. Ein
riesiger, wilder Wolf fiel einen flüchtenden Mann an und schlug seine mächtigen
Kiefer in dessen Brust, um an das Herz zu gelangen. Der Wolf schien überall zu
sein, einen Mann nach dem anderen niederzumachen, Gewebe und Fleisch
aufzureißen, Knochen mit den Kiefern zu knacken. Barry sah, wie dieser Wolf
seine Gestalt änderte und zu einer Eule mit langen Krallen und spitzem
Schnabel wurde, mit dem sie auf einen weiteren Mann herunterstieß und ihm die
Augen direkt aus dem Kopf riss. Es war ein unvorstellbarer Albtraum voller Blut
und Tod und Rache.
Barry hätte nie geglaubt, dass genug Gewalttätigkeit in ihm steckte, um
solche grauenhaften Visionen heraufzubeschwören. Er wusste, dass ihn
mindestens zwei Kugeln getroffen hatten; er spürte, wie das Blut über sein
Gesicht und seinen Arm lief. Anscheinend halluzinierte er. Aus diesem Grund
versuchte er auch nicht, auf den Wolf zu schießen, als das Tier schließlich zu
Jaxon und ihm lief. Er
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