Dunkler Rausch der Sinne
anfreunden können. Alles in ihr
sagte ihr, dass das Ganze eine Falle war und sie mitsamt ihren Kollegen drauf
und dran war, in einen Hinterhalt zu geraten.
Ohne zu zögern, sprach sie in das winzige Funkgerät. »Verschwindet,
Jungs. Ich will, dass ihr euch alle zurückzieht. Meldet euch, wenn die Luft
rein ist. Barry und ich halten die Stellung, bis wir von euch hören. Los
jetzt.«
»So stark, hm?« Sie konnte das Lachen in Barrys Stimme hören.
»Superwoman im Einsatz.«
»Halt die Klappe«, fuhr sie ihn grob an. Leichte Sorge schwang in ihrer
Stimme mit, und ihre Augen suchten unablässig das Gelände ringsum ab. Das
Gefühl von Gefahr in ihrem Inneren verstärkte sich.
Der winzige Empfänger in ihrem Ohr knisterte. »Sollen wir uns den
größten Coup aller Zeiten durch die Lappen gehen lassen, weil eine Frau die
Nerven verliert?« Das war der Neue. Der Mann, der gegen ihren Willen ihrem Team
zugeteilt worden war. Der Mann, der offenbar gute Beziehungen innerhalb der
Abteilung hatte und auf dem Weg nach oben war. Benton. Craig Benton.
»Verzieh dich, Benton. Das ist ein Befehl. Streiten können wir uns
später«, befahl Jaxon, erkannte aber mit sinkendem Mut, dass er mit ein Grund
für die bösen Vorahnungen war, die sie hatte. Benton wollte als Held dastehen.
Aber bei ihrer Arbeit war kein Platz für Helden.
Barry Radcliff, dessen Körper sich unwillkürlich versteift hatte,
fluchte leise. Er wusste es genauso gut wie sie. Barry war lange genug ihr
Partner, um zu wissen, dass Jaxx immer Recht hatte, wenn sie behauptete, dass
Ärger in der Luft lag. »Er geht rein. Er geht rein! Ich kann ihn an der
Seitentür sehen!«
»Bleib,
wo du bist, Barry«, zischte Jaxx, die sich bereits in Bewegung setzte. »Ich
werde versuchen, ihn da rauszuholen. Du holst den Rest der Welt her, weil es
nämlich gleich Krieg geben wird. Halt unsere Jungs raus, bis Verstärkung kommt.
Es ist ein Hinterhalt.«
Sie wirkte so klein und schmal in ihren schwarzen Sachen, dass Barry
sie in der Dunkelheit der Nacht kaum erkennen konnte. Wie immer bewegte sie
sich völlig laudos. Es war beklemmend. Bei der Arbeit ertappte er sich häufig
dabei, zu ihr zu schauen, um sich zu vergewissern, dass sie noch bei ihm war.
Jetzt kam auch er in die Gänge. Es stand gar nicht zur Diskussion, dass seine
Partnerin ohne ihn dieses Gebäude betrat. Er befolgte zuerst ihre Befehle und
rief Verstärkung, aber er folgte ihr. Er sagte sich selbst, dass es rein gar
nichts mit Jaxon Montgomery und alles mit ihrer Partnerschaft zu tun hatte. Es
hatte nichts mit Liebe zu tun und alles mit dem Job.
»Ihr solltet das hier mal sehen«, hörten sie durch ihr Funkgerät.
»Kommt rein. In dem Laden sind genug Chemikalien gelagert, um die halbe Stadt
in die Luft zu jagen.«
»Du Idiot, es sind genug Chemikalien, um das ganze Gebäude mitsamt dir
in die Luft zu jagen. Und jetzt raus mit dir!« Das war Jaxon in Bestform. Ihre
Stimme war leise und verächtlich, schneidend wie ein Peitschenhieb. Jeder, der
diese Stimme hörte, war sofort überzeugt.
Craig Benton spähte unsicher nach rechts und dann nach links. Plötzlich
verursachte ihm das Haus eine Gänsehaut. Er fing an, sich langsam in Richtung
Tür zurückzuziehen. Auf einmal biss ihn etwas ins Bein, etwas Großes,
Hässliches, und stieß ihn zu Boden. Craig fand sich auf dem kalten Zementboden
wieder, den Blick starr an die Decke gerichtet. Alles blieb still. Er tastete
mit einer Hand nach seinem Bein und traf auf rohes Fleisch. Er stieß einen
Schrei aus. »Ich bin verletzt, ich bin verletzt! O Gott, es hat mich
erwischt!«
Jaxon wollte als Erste durch die Tür, aber Radcliff stieß ihre schlanke
Gestalt mit seiner Schulter aus dem Weg. Er tauchte in die Dunkelheit ein,
indem er sich nach rechts rollte und Deckung suchte. Er hörte, wie Kugeln an
ihm vorbeipfiffen und sich in die Kiste hinter ihm bohrten. Er glaubte, Jaxon
eine Warnung zugerufen zu haben, war sich aber nicht sicher, als er zu Benton
kroch. Alles ging viel zu schnell, und sein Augenmerk war nur auf ein Ziel
gerichtet - den Blödmann rauszuholen und so schnell wie möglich zu
verschwinden.
Er schaffte es zu Benton. »Klappe halten«, schnauzte er ihn an. Musste
dieser Anfänger so schwer sein wie ein Footballspie- ler? Ihn hier rauszuziehen
würde nicht leicht sein, und wenn Craig weiter wie am Spieß schrie, würde er
den Trottel persönlich erschießen. »Nichts wie weg!« Er packte Benton unter
den Achselhöhlen, wobei er darauf achtete,
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