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Dunkler Rausch der Sinne

Dunkler Rausch der Sinne

Titel: Dunkler Rausch der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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vorhin
gewusst, dass sie da draußen war, die ganze Zeit. Er hatte gewusst, dass sie
auf dem Balkon war.
    »Sie wussten es doch, oder?« Sie wisperte, aber sie wusste, dass er sie
hören konnte. Wenn sie ihn denken hören konnte, konnte er sie auch flüstern
hören.
     
    »Und Sie könnten all das aus meinem Gedächtnis löschen.« Das war die
einzige logische Schlussfolgerung. Wie sonst würde jemand wie Lucian es
bewerkstelligen, vor der Welt verborgen zu bleiben? »Warum haben Sie
zugelassen, dass ich dieses grauenhafte Ding sehe ? Diesen Anblick werde ich
nie mehr loswerden.«
    Du würdest dieses Wissen nicht
ausmerzen wollen. Auch keine anderen Erkenntnisse, egal, worum es geht. Das
weiß ich. Die Versuchung ist natürlich gegeben, aber du selbst würdest es nicht
wollen, und ich habe zu viel Achtung vor dir, um dir diese Entscheidung aus der
Hand zu nehmen.
    Jaxon rieb sich die schmerzende Stirn. Es stimmte. Es war eine
Versuchung, das Grauen zu vergessen, das sie gesehen hatte. Am liebsten hätte
sie laut geschrien, dass niemand ein solches Wissen verkraften könnte. Aber er
hatte Recht. Sie würde ihn hassen, wenn er eine derartige Entscheidung für sie
traf, und sie würde sich niemals für Unkenntnis entscheiden. Aber was bedeutete
dieses neue Wissen für ihre Zukunft?
    Aus keinem ersichtlichen Grund fing Jaxon an zu weinen. Als die Tränen
erst einmal flössen, waren sie nicht mehr aufzuhalten. Schwere Schluchzer
stiegen ihr in die Kehle, so heftig, dass es sie schüttelte. Sie weinte nie.
Niemals! Jaxon tauchte absichtlich unter, in der Hoffnung, die Tränen
wegzuwaschen. Es wäre demütigend, wenn Lucian sie weinend vorfand. Plötzlich
wurde ihr klar, dass er es ohnehin wissen musste; er war in ihrem Denken, ein
Schatten, der ihre geheimsten Gedanken und Erinnerungen überwachte. Sie
tauchte so abrupt auf, dass sie mit dem Kopf an den Wasserhahn stieß. Keuchend
stand sie tropf- nass in der riesigen Wanne.
    Lucian erschien direkt vor ihr und reichte ihr mit besorgter Miene ein
großes Badetuch. Jaxon schnappte hörbar nach Luft. »Mein Gott, Sie sind einfach
aus dem Nichts aufgetaucht! Sie sind nicht einmal durch die Tür gekommen!«
    Er wickelte sie in das Badelaken. Sie war viel zu verführerisch, wie
sie dort vor ihm stand, nackt, verwirrt, mit riesengroßen Augen, Wasser von
ihrem schlanken Körper perlend. Er zog sie an sich und fing an, sie
abzutrocknen. »Türen sind im Grunde ziemlich überflüssig, Liebes.«
    »Und absperren würde wohl auch nicht viel nützen«, bemerkte sie. Sie
legte den Kopf zurück und betrachtete sein schönes Gesicht. »Ich bin müde,
Lucian. Ich muss mich hinlegen.«
    Er hob sie in seine Arme. Sie sah so zart und zerbrechlich aus, als
könnte ein kräftiger Windstoß sie umpusten. »Wenn du noch mehr weinst, Liebes,
bricht es mir das Herz.« Er meinte es ernst. Er litt tatsächlich mit ihr.
Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen. Er drückte sie so fest an seine Brust,
dass sie den stetigen Schlag seines Herzens spüren konnte, und schwebte mit
ihr die Treppe hinauf und in ihr Schlafzimmer. Sanft legte er sie in ihr Bett.
    »Du
wirst jetzt schlafen, Jaxon«, befahl er.
    Seine Stimme weckte in ihr den Wunsch, alles zu tun, was er verlangte.
Nein, was er befahl. Denn genau das war es, ein Befehl, und sie war so gebannt
von der Schönheit und Klarheit seiner Stimme, dass sie seiner Überlegenheit
nachgab.
    »Habe ich Recht? Machen Sie ... machst du das?« Sie ließ sich von ihm
in ein frisches Hemd helfen. Wieder loderten kleine Flammen unter seinen Fingern
auf, als er das Hemd zuknöpfte und dabei ihre Haut streifte. Energisch zog er
ihr die Decke bis unters Kinn.
    »Ja, mit meiner Stimme und meinen Augen kann ich andere beeinflussen.«
Er sagte es ganz unbefangen, so wie er immer sprach, beiläufig, in leisem,
sanftem Tonfall.
    Ein schwaches Lächeln erhellte einen Moment lang ihre großen Augen.
»Du gibst es also ohne Weiteres zu. Wie viele von deiner Art gibt es da draußen
noch?«
    »Nicht sehr viele. Wir Karpatianer sterben aus. Nur wenige von uns
männlichen Wesen können ihre Gefährtin, ihre Lebensliebe, finden.«
    Sie schloss die Augen. »Ich weiß, dass ich nicht fragen sollte. Ich
weiß es, aber ich frage trotzdem. Was genau ist eine Lebensliebe für
Karpatianer?« Ihre langen Wimpern hoben sich, und ein leises Lachen tanzte in
ihren Augen, obwohl sie immer noch feucht von Tränen waren.
    Er strich durch ihr zerzaustes Haar und versuchte es zu glätten. »Du
bist

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