Dunkler Rausch der Sinne
eine Lebensliebe, Jaxon. Meine Lebensliebe. Es hat über zweitausend Jahre
gedauert, dich zu finden, und in all der Zeit habe ich nie gewagt, an solch ein
Wunder zu glauben.«
Sie hob abwehrend eine Hand. »Ich hätte es wissen müssen. Ich wusste,
dass ich das nicht hören wollte. Zweitausend Jahre, sagst du? Dann musst du ja
ganz schön betagt sein. Du hast Recht - du bist viel zu alt für mich.«
Seine kräftigen weißen Zähne blitzten. Sie waren ebenmäßig und gerade,
und seine Lippen waren sehr sinnlich. Alles an ihm war vollkommen. Sie starrte
ihn finster an. »Könntest du nicht wenigstens vermodert und runzelig und zahnlos
sein?«
Lucian lachte, und sein Lachen klang so wundervoll, dass sie das
leichte Flattern von Schmetterlingsflügeln in ihrem Bauch spürte. Er hatte eine
unglaubliche Ausstrahlung. Sie wusste, dass sie wie verzaubert von ihm war.
Waren ihre Gefühle echt, oder suggerierte er sie ihr? Nie zuvor hatte sie so
etwas empfunden. Es war erschreckend, wie stark die Gefühle waren, die er in
ihr hervorrief.
»Nie habe ich so empfunden.« Er sagte es mit Nachdruck, voller
Aufrichtigkeit. Die Reinheit seiner Stimme schloss aus, dass er log. »Nie habe
ich eine andere Frau auf diese Art gewollt, Jaxon. Für mich gibt es nur dich.«
»Du kannst mich nicht haben. Ich lebe in einer Welt, in der für Liebe
kein Platz ist. Kein Platz für dich. Tyler Drake mag kein Vampir sein, aber er
ist sehr gefährlich. Ich will nicht für noch mehr Tote die Verantwortung
tragen. An meinen Händen klebt genug Rlut für eine ganze Armee.« An diesen
Unsinn mit den Vampiren würde sie einfach nicht glauben, beschloss sie. Mehr
gab es dazu nicht zu sagen. Andernfalls gehörte sie in eine psychiatrische
Anstalt. Gott im Himmel, vielleicht gehörte sie ja wirklich dorthin!
Er nahm ihre Hände, drehte sie um und betrachtete sie forschend. Dann
zog er sie an seine warmen Lippen und presste einen Kuss in die Mitte der
Innenflächen. »Ich kann keinen Tropfen Blut sehen, Liebes. Du warst nie
verantwortlich für das, was Tyler Drake getan hat.«
»Du hörst mir nicht zu.« Sie klang traurig, als sie sich tiefer in die
Kissen kuschelte. Wieder einmal fühlte sie sich sicher, obwohl sie wusste,
dass es so etwas wie Sicherheit nicht gab. »Ich will kein Risiko eingehen, was
dich betrifft.«
Lucian lachte wieder. Jaxon
hörte die Heiterkeit in seiner Stimme.
»Du verstehst es immer noch
nicht, meine Kleine, aber du wirst es früh genug verstehen.«
Kapitel 3
Die Gerüche und Geräusche
ringsum verrieten Jaxon, dass sie in einem Krankenhaus war. Vorsichtig schlug
sie die Augen auf. Sie lag in einem Bett, aber sie konnte in ihrer Hand immer
noch ihre Pistole fühlen. Eine Krankenschwester hielt sich in der Nähe auf.
Die Frau lächelte Jaxon an. »Sie sind aufgewacht. Das ist gut. Der
Doktor hat vor, Sie heute Abend zu entlassen. Er war ein wenig in Sorge, Sie
allein nach Hause zu lassen, aber Ihr Verlobter hat ihm versichert, dass Sie
gut betreut werden würden.«
Jaxon sank der Mut. Sie hatte gehofft, die Vampire und der dunkle,
attraktive Fremde aus den Karpaten wären nur ein Traum gewesen, aber sie war
mehr als sicher, dass sie vor ihrer Schussverletzung keinen Verlobten gehabt
hatte. Sie blieb ganz still, weil sie keine Ahnung hatte, was sie sagen, wie
sie reagieren sollte. Sie wusste nicht einmal, wie es kam, dass sie auf einmal
in einem Krankenhaus lag. Die Schwester wuselte geschäftig herum und zog die
Vorhänge zurück, sodass Jaxon sehen konnte, dass die Sonne bereits
untergegangen war.
Jaxon stellte fest, dass sie sich nicht mehr sicher fühlte. Sie befand
sich in einer Umgebung, in der sie wenig oder überhaupt nichts kontrollieren
konnte. Wenn Tyler zu ihr wollte, würde es ihm nicht schwerfallen. Er könnte
sich als Krankenpfleger verkleiden und direkt in ihr Zimmer marschieren. Und
sie war wieder allein. Einige wenige kostbare Augenblicke ihres Lebens hatte
sie tatsächlich mit einem anderen geteilt, mit Lucian, so bizarr das Erlebnis
auch gewesen sein mochte. Jetzt war sie allein und wieder einmal für die
Sicherheit der Menschen in ihrer Nähe verantwortlich.
Du hast mir nicht zugehört, Jaxon. Da war sie wieder,
diese weiche, beruhigende Stimme. Entweder das, oder ich habe deine
Intelligenz völlig falsch eingeschätzt und muss noch mal von vorn anfangen. Sie hörte einen
Hauch Belustigung in der Stimme.
Jaxon sah sich rasch um. Außer der Krankenschwester war niemand in
ihrer Nähe, und
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