Dunkler Rausch der Sinne
sie ihm genommen würde, könnte er für den Rest seiner
endlosen Tage nur noch Tod und Vergeltung ausüben. Niemals würde er ruhig und
in Frieden in die Morgendämmerung einkehren. Sein Griff verstärkte sich, und
ein Lächeln erreichte die tiefe Schwärze in seinen Augen. Freude breitete sich
warm in seinem ganzen Körper aus. Doch, er würde es tun. Er würde hingehen, wo
immer sie wollte. Wenn Jaxon in ein anderes Dasein überging, würde er ihr ohne
zu zögern folgen.
Jaxon bemerkte, dass sich ihr Puls dem Rhythmus von Luei- ans
Herzschlag angepasst hatte und langsamer schlug. Sie konnte wieder leichter
atmen. Die Wärme seines Körpers war auf sie übergegangen, und sie fühlte sich
unglaublich geborgen. Sie schloss die Augen und wehrte sich nicht gegen die
Gefühle, die er in ihr wachrief. Sie hatte es gern, von seinen Armen gehalten
zu werden. Sie hatte es gern, sich in Sicherheit und nicht mehr allein zu
fühlen. Mehr als alles andere wünschte sie sich, dass Lucian nie wieder ein so
intensives Gefühl von Einsamkeit erlebte. Sie wusste, was es hieß, einsam zu
sein, aber die wenigen Male, die sie in sein Denken vorgedrungen war, war sie
auf Dunkelheit, Kälte und Einsamkeit gestoßen. Es kam nicht darauf an, dass
sie die Gründe dafür nicht näher untersuchen konnte; sie spürte nur, dass ihr
nichts so wichtig war wie seine Sicherheit.
»Ich weiß genau, dass du beim Krankenhaus irgendetwas mit diesen
Männern angestellt hast«, murmelte sie mit leicht schläfriger Stimme an seine
Brust. »Ist das dein Chauffeur?«
»Er
ist so etwas wie eine Leihgabe.«
»Mir ist aufgefallen, dass er sich nicht auf den Boden geworfen hat.
Er duckte sich und suchte in seiner Jackentasche nach etwas. Was meinst du,
könnte das gewesen sein?« Jaxon schlug die Augen auf und betrachtete Lucians
von einem Bartanflug überschattetes Kinn. Wie von selbst stahlen sich ihre
Finger nach oben, um über seine Haut zu streichen.
»Ich habe keine Ahnung, was der durchschnittliche Chauffeur in so
einer Situation macht«, erwiderte Lucian unbefangen. »Vielleicht hat er ein
Handy und wollte Hilfe rufen.«
»Die Hälfte unserer Polizei war schon dort.« Sie kuschelte sich enger
an ihn. Es gefiel ihr, Lucians Hand in ihrem Haar zu fühlen, die Art, wie er
die seidigen Strähnen streichelte, seine Fingerspitzen an ihrem Nacken. »Wer
hat ihn dir geliehen?«
»Er
ist der Sohn der Haushälterin eines Freundes.«
»Der Haushälterin eines Freundes ?«, echote sie mit wachsendem
Misstrauen in der Stimme.
Er seufzte. »Das klingt fast nach einem Verhör. Du bist nicht zufällig
Polizistin?«
»Durch und durch. Erzähl mir die ganze Geschichte. Ich mag lange
Geschichten.«
Seine Hände legten sich in einer gespielten Bedrohung um ihren Hals.
»Du wirst mir jede Menge Ärger machen, das sehe ich jetzt schon.«
»Sonst macht es ja keiner. Ständig nur Hochachtung und Ehrerbietigkeit,
das kann dir ja nicht gut tun. Irgendwann glaubst du noch, du hättest es verdient.«
Sie lachte, und ihr Körper fühlte sich an seinem gelöst und anschmiegsam an.
Dort gehörte sie hin. Er fühlte es, wusste es in seinem tiefsten
Inneren. Für ihn bestand nicht der geringste Zweifel daran, dass Jaxon seine
andere Hälfte war, für ihn geschaffen, für ihn bestimmt. Jedes Mal, wenn er sie
ansah, hätte er lächeln können. Jedes Mal, wenn er sie ansah, schlug ihn eine
nie gekannte Begierde in ihren Bann.
Schmiedeeiserne Tore tauchten vor der Limousine auf, hoch und kunstvoll
gearbeitet und genauso schön wie das Haus selbst. Der Chauffeur lenkte den
Wagen langsam durch die Öffnung und fuhr die lange Einfahrt zum Haus hinauf.
Hohes Buschwerk auf beiden Seiten des Weges verlieh dem Grundstück ein wildes,
waldähnliches Aussehen. Wohin Jaxon blickte, wuchsen Bäume und Sträucher und
Farne. Als sie zum Haus sah, stellte sie fest, dass es mehrere Stockwerke hatte
und mit Baikonen und kleinen Türmchen geschmückt war. Es gab Fenster in allen
möglichen Formen und Größen, und alle waren aus Buntglas. Alles wirkte
altmodisch und sehr schön.
»Die
Gefährtin meines Bruders Gabriel hat mir den größten
Teil der Buntglasscheiben
geschickt. Sie leistet Unglaubliches. Sie ist eine große Heilerin, und das
zeigt sich in ihrer Arbeit. Viele der Stücke wurden von Francesca und ihrem
jungen Mündel Skyler angefertigt. Die Muster bieten den Menschen innerhalb des
Hauses Schutz.« Er bemerkte es beiläufig, als wollte er nur Konversation
machen.
Jaxon war
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