Dunkler Rausch der Sinne
herum und versuchte die
Hand zu heben, die das Messerhielt. Lucians Finger legten sich um ihr schmales
Handgelenk und hielten es mühelos fest. Er lehnte sich an sie und presste
ihren zierlichen Körper an die Mauer. Sein Mund streifte ihr Ohr. »Du bist
nicht zu Hause und wartest auf mich.«
Ihr Herz klopfte laut. Sie war sich nicht sicher, ob es an seiner Nähe
oder an seinem unerwarteten Erscheinen lag. »Technisch gesehen, glaube ich, ich
könnte damit durchkommen, wenn ich sage, ich bin auf dem Grundstück...
gewissermaßen. Um mich ein bisschen umzuschauen.« Obwohl sie sich zwischen der
Mauer und seinem muskulösen Körper sehr verletzlich fühlte, versuchte sie, sich
zu behaupten. Er hatte ihr das Messer abgenommen, hielt ihr Handgelenk aber
immer noch fest.
»Du bist eindeutig nicht dort, wo ich dich zurückgelassen habe,
Liebes«, raunte Lucian ihr ins Ohr. Sein warmer Atem kitzelte die feinen
Härchen in ihrem Nacken und weckte eine unerwünschte Erregung in ihrem Inneren.
Er zog die Kapuze von ihrem Kopf, sodass ihr seidiges blondes Haar wild in alle
Richtungen stand.
Ihr war nicht mehr kalt. Lucian hatte es mit einigen wenigen Worten
geschafft, ihr gründlich einzuheizen. »Hattest du Probleme mit den Dingen, die
du erledigen wolltest?«, erkundigte sie sich liebenswürdig.
Seine Hand legte sich um ihren Hals, sodass ihr Puls unter seiner
Handfläche pochte. Mit dem Daumen strich er zärtlich über ihre zarte
Kinnpartie. »Er war vor dir hier, mein Engel. Du hast dich unnötig in Gefahr
begeben.« Lucian sprach mit seiner sanftesten Stimme, und doch hörte sie einen
milden Tadel heraus. Mehr als das. Eine Warnung vielleicht.
»Es ist nicht unnötig. Du begreifst es einfach nicht! Vielleicht
beobachtet er uns genau in diesem Moment.« Als ihr bewusst wurde, dass es
tatsächlich genauso sein könnte, versuchte sie, Lucian und sich selbst
herumzureißen, seine große Gestalt irgendwie mit ihrem Körper abzuschirmen.
Lucian erriet, was in ihr vorging. Sie dachte an nichts anderes, als
ihn vor Drake zu beschützen. »Ganz ruhig, Jaxon«, murmelte er mit einer
Stimme, die weich und begütigend war und ihr Inneres mit Wärme erfüllte. Er
hielt sie mit seiner ungeheuren Kraft fest, schützte sie. »Er ist nicht in der
Nähe. Ich habe das Gelände überprüft. Wenn er hier wäre, wäre ich nicht so
milde mit dir umgegangen. Du brauchst mich nicht zu beschützen. Tyler Drake
kann mir nichts antun.«
Seine Hand an ihrer Kehle war warm und besitzergreifend, und unter
seinem Daumen schien statt Rlut flüssige Hitze durch ihre Adern zu strömen.
»Ich weiß nicht, was du meinst, wenn du sagst, du hättest das Gelände
überprüft, aber ich habe alles gründlich ausgekundschaftet. Ich habe an zwei
Stellen Spuren von ihm gefunden. Vor einem der Standorte können wir uns leicht
schützen, aber mehr schon nicht.«
Lucian neigte den Kopf. »Du hörst nicht richtig zu.« Er schien von
etwas anderem abgelenkt zu werden und ihrer Unterhaltung nicht viel
Aufmerksamkeit zu widmen. »Halt still, Jaxon«, murmelte er.
Sie erstarrte. Jaxon hatte keine Ahnung, wie es geschah, aber an den
Stellen ihres Körpers, wo ihre Wunden pochten, wurde ihr plötzlich sehr heiß.
Lucian legte eine Hand auf ihren Bauch. Mehr machte er nicht, hielt einfach
seine Handfläche an ihren Körper, aber sie konnte ihn in ihrem Inneren spüren.
Der Schmerz verschwand sofort. Lucian zog sie in seine Arme. »Mach so etwas
nicht noch mal, Jaxon. Du bist müde und durchgefroren.« Er nahm ihr Gesicht in
beide Hände.
Jaxon sah, wie das dunkle Eis seiner Augen zu glühender Leidenschaft
wurde, als er seinen Kopf zu ihrem neigte. Wie gebannt stand sie da und wartete
auf die Berührung seiner Lippen. Sie fühlte seinen Atem, die Hitze, die
Verlockung. Sie fühlte, wie er ihr Inneres berührte, sanft und warm. Sein Mund
legte sich schmeichelnd auf ihren. Die Welt ringsum versank. Es gab nur noch
seidige Hitze, flüssiges Feuer. Sie schloss die Augen und überließ sich ganz
ihren Empfindungen.
Er zog sie eng an sich, umschloss ihren schlanken Körper mit seinen
starken Armen und wisperte ihr etwas zu. Sie konnte nichts hören. Sein Mund war
perfekt. Lucian vertrieb jeden klaren Gedanken, jedes Verantwortungsgefühl und
ersetzte es durch glühende Magie. Die Erde verschwand, und der Wind wehte an
ihnen vorbei. Sie spürte ihn in ihrem Haar, auf ihrem Gesicht, wie das
schwindelerregende Gefühl bei einer Achter- bahnfahrt. Aber Lucians Mund war
alles,
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