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Dunkler Schlaf: Roman (German Edition)

Dunkler Schlaf: Roman (German Edition)

Titel: Dunkler Schlaf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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Zukunft etwas weniger«, sagte Skarre nachdenklich.
    »Vielleicht auch mehr«, meinte Sejer.
    Skarre senkte fromm den Kopf und faltete die Hände. »Angenommen, Anita hätte, als er das Gewehr hob und zielte, mit klarer Stimme den schönen und vortrefflichen Choral angestimmt: ›Bis hierher hat uns Gott geführt, in seiner großen Güte‹.«
    Sejer prustete los. Sein Lachen lag auf einer sehr niedrigen Frequenz und trug durch das ganze Lokal. »Eine hinreißende Vorstellung!« Er schmunzelte. »Das wäre auf jeden Fall eine Überraschung gewesen. Doch, das hätte ihn vielleicht für einen Moment aus dem Konzept gebracht.«
    »Wir reden über die Macht des Wortes«, sagte Skarre. »Daran hast du wohl noch nicht gedacht?«
    »Nein.«
    »Heutzutage trudeln alle so haltlos umher. Keiner ist mehr wirklich bodenständig«, sagte Skarre dramatisch.
    »Wenn ich dich mal etwas fragen darf«, sagte Sejer neugierig. »Gehst du ganz sicher davon aus, daß du in den Himmel kommst?«
    »Was heißt schon sicher? Wenn sie dort oben geteilter Meinung sind, werde ich mich dem Kampf mit dem Engel stellen.« Er trank einen Schluck aus der Flasche. »Frau Winther hat heute nachmittag zweimal angerufen«, sagte er müde. »Ich hoffe, er taucht bald auf. Sonst wird sie ziemlich anstrengend werden.«
    »Frau Winther?«
    »Die Mutter von Andreas. Der seit gestern vermißt wird.«
    »Das ist dein Job«, sagte Sejer trocken.
    »Alles Roger. Ich weiß, was mein Job ist.« Skarre salutierte kurz. »Spuren suchen, Indizien buchen, dann Zusammenhänge finden und die Schuld an die Verdächt’gen binden.«
    »Lernt ihr diesen Spruch noch immer auf der Polizeischule? Auf jeden Fall hat sie uns um Hilfe gebeten. Die Menschen sind schon seltsam«, sagte Sejer. »Sie erleben die unglaublichsten Dinge. Aber deshalb laufen sie noch längst nicht los, um uns darüber zu informieren. Natürlich weiß irgendwer, wo er ist.«
    »Warum bist du dir da so sicher?« fragte Skarre.
    »Wie meine Mutter immer sagte, als sie noch sprechen konnte: Ich weiß es einfach. Es gibt Menschen, die einen Mord beobachten und kein Wort sagen. Irgendeinen Grund haben sie, den Mund zu halten. Und das braucht nicht einmal ein besonders guter Grund zu sein.«
    »Ich wüßte gern, was er gerade macht.«
    »Interessiert dich das wirklich so sehr? Wir haben genug andere Fälle.«
    Skarre trank noch einen Schluck. »Er sieht einfach ziemlich gut aus.«
    »Wie meinst du das?«
    »Manche Leute würden ihn bestimmt gern in die Finger bekommen.«
    »Auf solche Gedanken kommst du, wenn du dich fragst, was geschehen sein kann?«
    »Er sieht aus wie ein Engel. Wenn er nicht bald wieder auftaucht, wird er auf jeden Fall Aufmerksamkeit erregen. Wenn du ein Gesicht wie eine Erbse hast, ist es den Leuten scheißegal. Ich meine, schnurz. Das ist ein Naturgesetz. Schöne Menschen dagegen… sieh dir nur die Frau an, die da gerade kommt. Alle sehen sich nach ihr um.«
    Sara winkte ihnen von der Tür her zu, fuhr sich langsam durch den Pony und steuerte den Tisch der beiden an. Sejers Verlegenheit ignorierend, beugte sie sich über ihn und küßte ihn auf die Stirn. Sejer strahlte.
    »Kollberg ist am Fahrradständer angebunden und markiert die Mauer«, erzählte sie.
    Nachdem sie ein Glas Weißwein getrunken hatte, spazierten sie zusammen über die Brücke. Beim Springbrunnen auf dem Marktplatz blieben sie stehen und sahen zu, wie Skarre allein in den dunklen Straßen verschwand.
    »Hat Jacob keine Freundin?« fragte Sara.
    Er zuckte mit den Schultern. »Nicht, daß ich wüßte.«
    »Aber er muß doch begehrt sein. Hübscher Junge. Und witzig. Vielleicht zieht er Knaben vor?«
    Sejer fuhr zurück. »Was sagst du da?«
    »Warum regst du dich so auf?«
    Er ging langsam weiter. »Tu ich doch gar nicht. Ich glaube das nur nicht.«
    »Du tust, als ob ich ihn beleidigt hätte.«
    »Ich will nicht ausschließen, daß Jacob es so empfunden hätte.«
    »Das glaube ich nicht. Er hätte ja oder nein gesagt.«
    »Frag ihn nicht, Sara. Um Himmels willen!«
    »Du mußt dich doch nicht meinetwegen rechtfertigen? Oder?«
    »Nein, nein. Aber er würde doch glauben, daß wir Spekulationen anstellen oder Gerüchte in Umlauf bringen. Frag ihn das nicht!«
    »Du bist doch so sicher, daß ich mich irre. Warum machst du dir dann solche Sorgen?«
    »Ich mache mir keine Sorgen. Ich sage nur, daß du ihn nicht kennst. Und du würdest ihn in eine schwierige Lage bringen.«
    »Also kannst du die

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