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Dunkler Schlaf: Roman (German Edition)

Dunkler Schlaf: Roman (German Edition)

Titel: Dunkler Schlaf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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darf aber nicht zur Gewohnheit werden«, sagte Sejer. Sie saßen im Königlichen Wappen bei einem Bier. Mitten während der Woche.
    »Nein, das wäre entsetzlich, Konrad«, erwiderte Skarre und grinste.
    Das Wort »Hasch« war nicht gefallen. Sejer hatte mit dem Gedanken gespielt, sich dann aber dagegen entschieden. Wenn Jacob Fragen hatte, dann sollte er sie stellen. Außerdem würde das nie wieder vorkommen.
    »Hast du dir das schon mal überlegt?« fragte Sejer mitten im zweiten Halben. »Wenn das neue Polizeigebäude auf Grønland gebaut wird und niemand bereit ist, Gelder für den Ausbau des Straßennetzes bereitzustellen, dann müssen wir demnächst bei jedem Einsatz auf die Bahn warten.«
    »Das wird witzig«, sagte Skarre. Er zog sich eine Locke vom Nacken nach vorne und spielte daran herum.
    »Deine Haare sind lang«, sagte Sejer.
    »Ja. Ich habe diese Vorstellung, daß es für einen Schwanz reichen wird – wenn du es noch ein paar Wochen aushältst.«
    »Einen Pferdeschwanz?« Sejer runzelte die Stirn.
    »Versteh doch«, erklärte Skarre voller Inbrunst, »wenn ich mir einen Pferdeschwanz binden kann, dann fallen meine Haare viel weniger auf als jetzt.«
    »Pferdeschwanz. Und Uniform?«
    »Ich habe in den Vorschriften nachgelesen. ›Haare und Bart müssen gepflegt sein und in gemäßigtem Rahmen gehalten werden. Die Frisur darf das korrekte Tragen von Kopfbedeckungen nicht behindern. Lange Haare werden entweder hochgesteckt oder als Pferdeschwanz oder Zopf getragen. Haarbänder und Schleifen sind verboten‹«, teilte er mit.
    »Himmel, das kannst du auswendig. Wir reden von Neutralität, Jacob.«
    »Gott und die Welt hat heutzutage einen Pferdeschwanz«, widersprach Skarre.
    »Was kommt als nächstes? Ein Ohrring?«
    »Eine Perle, Konrad. Ich nehme sie vor Dienstbeginn raus. Auch wenn das nicht nötig wäre. ›Ohrschmuck von geringem Durchmesser, der dicht am Ohr sitzt, ist erlaubt.‹«
    »Na also – und du bist ja auch kein Fahnder. Aber wenn wir nicht bald das neue Polizeigebäude bekommen«, sagte Sejer, »dann bricht die Zusammenarbeit mit den Juristen restlos zusammen. Jetzt sitzen die zweihundert Meter weiter, und es klappt so gut wie gar nichts. Wir müssen mit denen in ein und demselben Haus untergebracht werden.«
    Skarre hob seine Stoutflasche und schenkte sich nach. »Wenn ich mir Gel in die Haare schmiere, sehen sie kürzer aus. Eins kann ich dir sagen. Gøran hat längere Haare als ich. Nur sind die ganz dünn.«
    »Aber würde dir das überhaupt stehen, Jacob? An die Kopfhaut geklatschte Haare?«
    »Weiß ich nicht. Mit diesen Locken werde ich jedenfalls nicht ernst genommen. Frau Winther hat mich für einen Dienstanwärter gehalten.« Er trank einen Schluck von dem dunklen Bier. »Wie geht’s denn Robert?« fragte er dann.
    Sejer seufzte. »Den Umständen entsprechend. Das ist ein Klischee, aber ich glaube, genau so ist es.«
    »Diese jungen Leute, die bei ihm waren, hätten die nicht eingreifen können?«
    Sejer zog mit dem Finger einen Strich über sein beschlagenes Glas. »Sie dachten vielleicht, daß er ihnen nur einen Schreck einjagen wollte. Wenn er sich doch bloß damit zufriedengegeben hätte!«
    »Aber irgendwas mußten sie doch tun können! Ein sturzbetrunkener Junge mit einem geladenen Schrotgewehr, und alle stehen wie gelähmt da und sehen nur zu?«
    »Es gibt nicht für alles eine Lösung«, sagte Sejer.
    Die Vorstellung, daß der Mensch in so hohem Grad vom Augenblick und von seinen primitiven Trieben abhängig ist, gefiel Skarre überhaupt nicht.
    »Es hätte etwas Überraschendes sein müssen«, meinte Sejer.
    »Verblüffend genug, um ihn aus dem Sturm zu retten, in den er wohl geraten war. Aber sie hatten eben nicht genug Zeit. Und keine ausreichenden psychologischen Kenntnisse.«
    Sejer spürte die Lust auf eine Zigarette kommen. Aber er rauchte pro Tag nur eine, und zwar abends, vor dem Schlafengehen. Wenn er sich jetzt eine ansteckte, dann hatte er seine Ration aufgebraucht. Und zwei zu rauchen wäre unerhört gewesen.
    »Er war nun mal fest entschlossen zu schießen.«
    Ich könnte eine halbe rauchen, überlegte Sejer. Und mir vor dem Schlafengehen die Kippe genehmigen. Aber das wäre Selbstbetrug.
    »Aber das ist einfach zu schrecklich, du mußt schon entschuldigen«, sagte Skarre und schaute zur Decke. »Daß sie zugeschaut und nichts unternommen haben.«
    »Nichts ist so schwierig, wie sich einzumischen. Das macht fast niemand.«
    »Vielleicht trinkt er in

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