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Dunkler Schlaf: Roman (German Edition)

Dunkler Schlaf: Roman (German Edition)

Titel: Dunkler Schlaf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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paßt, dachte er. Ich habe Angst, zum Teufel. Angst um Andreas.
    »Jacob Skarre.«
    »Kommen Sie. Wir gehen in den Keller.«
    Zipps Mutter kam aus der Küche. »Nein, setzt euch hierhin. Ich mache Kaffee.«
    »Wir gehen in den Keller«, sagte Zipp mürrisch. »Er will ja schließlich mit mir sprechen.«
    Sie musterte ihn verärgert. Trotz ihres beträchtlichen Übergewichts trug sie einen engen weißen Trainingsanzug. Ihr Haar hatte sie mit einem roten Kamm hochgesteckt. Jetzt machte sie auf dem Absatz kehrt.
    »Will einfach alles wissen«, sagte Zipp resigniert.
    Skarre lächelte. »Ich würde gern allein mit dir sprechen.«
    Sie gingen die Treppe hinunter. Skarre sah sich um. Merkte, daß Zipp nervös war, aber das waren die meisten, ob sie nun Grund dazu hatten oder nicht. Aber er merkte es sich. Merkte sich die struppigen Haare und die engen Jeans. Den kleinen Kellerraum mit den hoch in der Wand sitzenden Fenstern. Wie Roberts Zimmer, dachte er. Fernseher und Videogerät. Plakate an den Wänden. Genesis, Jagger. Ein voller Aschenbecher. Die Decke auf dem Sofa, die vielleicht bedeutete, daß er manchmal hier unten schlief. Zipp nahm sich eine Zigarette vom Tisch. Zündete sie an und blies Rauch aus. Starrte Skarre an, der in einem Sessel saß und freundlich zurückstarrte. Die Zeit verging. Die Glutspitze wuchs. Die Stille hielt an. Grauer Staub wirbelte in einem Lichtstreifen vor dem Fenster.
    »Wollen Sie mir keine Fragen stellen?«
    Skarre lächelte zuvorkommend. »Ich wollte eigentlich vor allem reden. Muß doch wissen, wer Andreas ist. Und was er angestellt haben kann.«
    »Da sagen Sie was Wahres.« Zipp nickte.
    »Beginnen wir mit den konkreten Dingen. Wann ihr euch getroffen und wann ihr euch getrennt habt. So was. Die festen Punkte.«
    Zipp hatte Zeit zum Nachdenken gehabt. Aber seine Lage war einfach unmöglich. Bei allem, was sie getan hatten und worüber er nicht reden durfte. Er wollte helfen, konnte es aber nicht. Du klatschst doch nicht!
    Er mußte sich und Andreas vom Haus der Oma wegholen. Das meiste konnte er immerhin erzählen. Daß sie im Headline gewesen waren. Daß sie zusammen »Bladerunner« gesehen hatten. Daß sie danach noch durch die Stadt gezogen waren. Aber nicht das mit dem Kinderwagen. Nicht das mit dem Haus und der Oma. Nicht das mit dem Friedhof. Verdammt, das war eine Menge.
    «Zuerst waren wir in der Kneipe«, sagte er.
    »In welcher Kneipe?«
    »Im Headline.«
    »Wann?«
    Zipp überlegte. »Gegen acht Uhr abends.«
    »Habt ihr euch da vor der Tür getroffen?«
    »Äh, ja. Nein.« Er traf ganz schnell eine Entscheidung. »Andreas ist hergekommen.«
    »Wann?«
    »So gegen halb acht«, sagte Zipp.
    »Aha.« Skarre notierte. Er mußte den Jungen zur Ruhe bringen. Er nahm alle Auskünfte gelassen hin, lächelte, hörte höflich zu, nickte und notierte. Zipp entspannte sich ein wenig, redete weiter, rauchte und lächelte schließlich.
    »Ich kapier verdammt noch mal nicht, was passiert ist. Ich hoffe, es geht ihm gut.«
    »Ja, laß uns das hoffen. Dein bester Kumpel?«
    Zipp schluckte. »Mein bester und einziger.«
    »Also. Er ist gegen halb acht hier bei dir aufgekreuzt. Ihr seid zu Fuß ins Headline gegangen. Das sind vielleicht fünfzehn Minuten?«
    »So ungefähr.«
    »Weißt du, wo er herkam?«
    »Von zu Hause, nehme ich an.« Zipp musterte ihn nervös.
    »Nein. Er hat das Haus in der Cappelens gate um halb sechs verlassen. Gleich nach dem Essen.«
    »Ach? Das hat er mir nicht erzählt.«
    Verdammt, dachte Zipp, warum hab ich nicht die Wahrheit gesagt? Daß er vor sechs hier war. Daß wir durch die Stadt gefahren sind. Aber da war ja die Sache mit dem Kinderwagen. Er gab sich alle Mühe, einen kühlen Kopf zu bewahren. Das wiederholen, was wirklich stimmt, schärfte er sich ein, und ansonsten »ich weiß nicht« sagen.
    »Er hat also nicht gesagt, wo er zwischen halb sechs und halb acht war?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Das hast du vergessen?«
    »Er hat es nicht gesagt«, korrigierte Zipp sich. Er leckte sich die Lippen. Der Mann sah ungewöhnlich sympathisch aus. Aber Zipp hatte genug Videos gesehen,um gewarnt zu sein. Die gerissenen Gehirne, verkleidet als nette Kerle.
    »Okay. Ihr wart zusammen in der Kneipe. Habt einen getrunken.«
    »Zwei Bier. Vielleicht auch drei oder vier. Dann waren wir im Videoladen und haben einen Film ausgeliehen. Und den hier bei mir gesehen. ›Bladerunner‹.«
    »Phantastischer Film«, sagte Skarre begeistert.
    »Spitzenfilm«, stimmte Zipp

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