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Dunkler Schlaf: Roman (German Edition)

Dunkler Schlaf: Roman (German Edition)

Titel: Dunkler Schlaf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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Flecken, nur das Gesicht war schwarz und wies einige silbrig glänzende Partien auf. Die Krallen waren gerade lang genug und machten keine Probleme. Kurz gesagt, alles war in Ordnung. Das einzige, was Kollberg fehlte, war Erziehung.
    »Du bist riesig«, flüsterte Sejer. »Aber besonders clever bist du nicht.«
    Der Hund wedelte erwartungsvoll mit dem Schwanz. Sejer hatte keinen Hundekuchen, also ließ Kollberg den Kopf sinken und legte sich mit seinem vollen Gewicht auf Sejers Schuhe. Sara trat in die Tür. Sie hielt eine Packung Spaghetti in der Hand.
    »Und was macht ihr? Wenn so etwas passiert?«
    Er seufzte. »Das Übliche. Das Vorkommnis wird als das untersucht, was wir einen verdächtigen Todesfall nennen. Die Technik macht Fotos von der Zelle. Das Gefängnispersonal wird befragt, welchen Eindruck der Tote zuletzt gemacht hat. Ob die Zelle abgeschlossen war, ob jemand dort eingedrungen sein kann. Ob er deprimiert war. Und wenn ja, ob sie einen Arzt gerufen hatten. Danach geht’s in die Gerichtsmedizin.«
    »Fühlst du dich schuldig?« fragte sie leise.
    Er zuckte mit den Schultern. Tat er das?
    »Er war sehr kooperativ«, sagte er nachdenklich. »Vielleicht zu sehr. Wollte die Sache hinter sich bringen. Hatte Pläne. Aß sogar, zum ersten Mal seit langer Zeit. Ich arbeite nicht im Gefängnis. Aber ich hätte es durchschauen müssen.«
    »Du kannst nicht Gedanken lesen«, sagte sie rasch.
    Er sah sie an. »Du hättest es durchschaut, nicht wahr?«
    Sie lehnte sich an den Türrahmen. »Ich habe eine Reihe von Patienten verloren.«
    »Ja.«
    »Aber du hast schon recht. Es wäre mir aufgefallen, und ich hätte darauf geachtet. Oft scheinen sie gerade dann aufzublühen, wenn sie suizidal werden. Weil sie endlich eine Entscheidung getroffen haben und das Ende der Verzweiflung nahen sehen. Wenn Patienten zu uns kommen und weniger Medikamente oder mehr Ausgang verlangen, sind wir immer auf der Hut. Aber Robert war kein Psychiatriepatient. Er war Häftling.«
    »Vielleicht habe ich trotzdem etwas gelernt.«
    »Du bist kein Arzt«, sagte sie leise. »Wissen Anitas Eltern es schon?«
    »Ich habe mit dem Vater gesprochen. Er war verzweifelt. Hofft, daß sie nicht daran schuld sind. Sie waren ihm nicht böse. Dazu hat ihnen wohl die Kraft gefehlt.«
    Sie verschwand in der Küche, und er hörte das Blubbern im Topf, als das Wasser den Siedepunkt erreichte. Nach zehn Minuten rief sie ihn. Er wusch sich die Hände und setzte sich. Sie aßen schweigend. Es war wunderschön, mit Sara zu schweigen. Sie konnte ihr eigenes Leben leben, auch wenn er nur einen Meter von ihr entfernt saß. Sie konnte eigene Gedanken denken, ohne ihn einzubeziehen. Ihr Gesicht verzog sich auf witzige Weise, wenn sie in Gedanken versunken war. Er schaute zu ihr hinüber, wenn er die Hand nach Salz und Pfeffer ausstreckte. Und er rieb sich reichlich Parmesan über die Spaghetti.
    »Sara«, sagte er schließlich. »Deine Aufgabe ist es, Leute zum Reden zu bringen. Zum Reden über sich selbst. Über ihre Schwierigkeiten. Wie machst du das?«
    Sie lächelte überrascht. »Du mußt doch Hunderte von Verhören durchgeführt haben. Erzähl mir nicht, daß du dein Handwerk nicht beherrschst!«
    »Das beherrsche ich. Aber bei manchen Menschen passiert es mir, daß ich feststecke. Ich sitze da und weiß, daß der andere weiß. Aber ich bringe es ganz einfach nicht aus ihm heraus.«
    »Das passiert mir auch.«
    »Trotzdem. Wie kommst du an sie heran?«
    »Mit Hilfe der Zeit«, sagte sie.
    »Aber ich habe keine Zeit. Ein Achtzehnjähriger ist spurlos verschwunden, und sein Kumpel hat solche Angst, daß er vor meinem Schreibtisch fast ohnmächtig wird. Und dann verzieht er den Mund wie früher Ingrid, wenn wir mit dem Lebertranlöffel kamen.«
    »Zu jedem Garten gibt es ein Tor«, sagte sie.
    Er mußte lächeln.
    »Und wenn es eine Ausnahme gibt, dann mußt du eben über den Zaun springen.«
    »Ich bin Polizist. Ich habe gewisse Regeln zu befolgen.
    »Phantasie ist eine gute Sache.«
    »Habe ich keine Phantasie?«
    »Doch, natürlich. Aber du mußt sie anwenden. Wie oft hast du ihn schon kommen lassen?«
    »Zweimal.«
    »Und wo seid ihr dann?«
    »In meinem Büro. Der Rahmen muß autoritär sein. Damit sie den Ernst der Lage begreifen.«
    Sie griff nach der Ketchupflasche und schüttelte sie heftig.
    »Lad ihn zu einem Bier ein! In die Kneipe, wo er mit Andreas war. Setzt euch an denselben Tisch. Zieh etwas anderes an. Jeans und Lederjacke. Kannst du dir nicht die

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