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Dunkler Schnee (German Edition)

Dunkler Schnee (German Edition)

Titel: Dunkler Schnee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Klein
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Blickhöhe. Der Mann ist nur unbedeutend größer als Marisa, nach mitteleuropäischen Verhältnissen eher klein.
    „Haben Sie jemanden auf dem Weg bemerkt?“, fragt sie und schüttelt kraftlos die Hand des Mannes. Der verneint und wiederholt seine Frage nach Hilfe. Marisa fängt wieder zu weinen an und berichtet stockend und in viel schlechterem Englisch, als sie eigentlich sprechen kann, was mit ihrem Hund geschehen ist. Mitfühlend legt David einen Arm um ihre Schultern und führt sie zum Auto. „Sie kommen erst mal mit zu mir; meine Frau macht uns einen Kaffee, und dann überlegen wir, was zu tun ist.“

    „Adam ist ein alter Bekannter von uns“, sagt Pam, Davids Frau wenig später, und stellt einen dampfenden Becher vor Marisa. „Hier, trinken Sie den, der ist besser als Tim Hortons’ Kaffee, und das will was heißen“, meint sie schmunzelnd. Sie setzt sich zu Marisa und David. Dankend nimmt Marisa die Tasse in die Hand und wärmt sich die Finger, bevor sie einen vorsichtigen Schluck nimmt. „Hätten Sie vielleicht auch was Stärkeres?“, fragt sie anschließend. Im Reinkommen hat sie eine Flasche Bourbon auf dem Wohnzimmerschrank bemerkt.
    „Sicher“, antwortet David und steht auf, um das Gewünschte zu holen. Nachdem sie ihre flatternden Nerven mit einem guten Schluck Alkohol beruhigt hat, wendet sich Marisa wieder dem Kaffee zu. „Ich werde so schnell wie möglich nach Hause fliegen“, murmelt sie.
    „Wollen Sie denn gar nicht wissen, wer Ihnen das angetan hat?“, fragt Pam mit großen Augen.
    „Ich glaube zu wissen, wer dahinter steckt. Es gibt nicht viele Personen, die so etwas tun würden.“
    „Dann ist es jemand, den Sie kennen? Gerade dann können Sie denjenigen doch nicht davonkommen lassen!“ Pams Stimme wird immer lauter. Marisa sieht Pam in die Augen. Pam ist Anfang 50, aber drahtig wie eine 20Jährige. „Lass unseren Gast doch“, beschwichtigt David seine Frau. „Ich bringe Sie nach Hause, wenn Sie wollen. Möchten Sie, dass ich Adam anrufe?“
    „Das wäre nett. Heute Abend möchte ich nicht gerne allein sein.“

    Eine halbe Stunde später treffen Marisa und David zeitgleich mit Adam am gelben Holzhaus ein. Adam ist die Aufregung in Person.
    „Marisa, Darling, um Gottes Willen! Wer tut so etwas?“ Er nimmt ihre Hände und für den Bruchteil einer Sekunde sieht es so aus, als wolle er vor ihr auf die Knie fallen. Trotz aller Trauer und Wut muss Marisa lächeln. Adam fällt mit seinen rötlichen Haaren, die seine irische Abstammung nahe legen, in jeder Menschenmenge auf. Er trägt einen Pullover mit Querstreifen unter seiner Skijacke, der sein hitziges Temperament mit leuchtenden Farben unterstreicht. Oben am Weg parkt sein Quad; Marisa sieht es und fragt ihn, wo man solche Fahrzeuge ausleihen kann.
    „Es gibt hier nur einen, der Quads verleiht, und zwar John McTwain in Fall River.“
    „Sagten Sie nicht, dass derjenige, der Ihren Hund auf den See geschickt hat, ein Quad gefahren ist?“, fragt David.
    „Ich vermute, dass es sich um ein Quad handelt; ich habe leider nur das Motorengeräusch gehört.“
    „Nun, es ist ein Leichtes, John nach seinen Kunden zu fragen. Wenn Sie möchten, fahren wir hin. Sie wollen Ihre Vermutung bestätigen, oder?“ David sieht sie zweifelnd an.
    „Ja, aber trotzdem werde ich nach Hause fliegen.“
    „Moment! Du bist doch gerade erst angekommen“, wirft Adam ein, „hast du überhaupt ein Ticket für den Rückflug?“
    „Klar, sonst hätte ich doch gar nicht einreisen können“, Marisa lächelt leicht, „ich habe ein flexibles Ticket und muss natürlich fragen, wann der nächste Flug möglich ist. Ist einfacher jetzt, hab ja den Hund nicht mehr dabei.“ Sie fängt an zu weinen, beruhigt sich jedoch schnell wieder. Adam führt sie zum Haus. Drinnen kocht er Kaffee und lässt sich noch einmal die Einzelheiten erzählen. „Es ist unglaublich! Aber wenn du einen Verdacht hast, kann es ja nur ein Deutscher sein, der dir gefolgt ist, richtig?“
    Marisa nickt. „Was ist denn in Deutschland passiert? Und warum fliegst du allein in Urlaub? Was ist mit Lawrence?“
    „Laurens“, verbessert sie ihn und schüttelt dann den Kopf, „später, Adam, später, ich möchte jetzt nicht darüber reden.“

    Nach einer weiteren Stunde, in denen Spekulationen ergebnislos die Gemüter der Helfer erhitzt und die Marisa ermüdet haben, stehen die beiden Männer und die junge Deutsche an der Tankstelle von John McTwain und fragen nach dem

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