Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dunkler Spiegel

Titel: Dunkler Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Duane
Vom Netzwerk:
Agoniesimulatorkabine jedesmal, wenn er schrie, eine neue Qual in sich war – und er konnte einfach nicht damit aufhören.
    Der Schmerz kam in Wellen, wie ein Meer, und war genauso unerbittlich. Man konnte ihn nicht abstellen oder blockieren. Er rollte durch seinen Körper und zog eine Qual hinter sich her, die wie eine verlängerte Version jener Pein war, die er empfunden hatte, als in der technischen Abteilung das Kühlgas freigesetzt worden war: eine Kälte, die überall auf seinem Körper wie Feuer brannte. Aber das hier war keine Kälte. Er hätte halb in Lava eingetaucht sein können, oder in Dampf, so fühlte der Schmerz sich jedenfalls an. Dann ließ er nach, wenn auch nur ein wenig, wie er vermutete; aber seinen gequälten Nerven kam die Veränderung so gewaltig vor wie der Unterschied zwischen leichten Kopfschmerzen und einer starken Migräne. Dennoch war er lächerlich und erbärmlich dankbar, wenn er auch nur um eine Winzigkeit nachließ. Er hatte den Eindruck, er würde einfach alles tun, um zu verhindern, daß er wieder stärker wurde. Und in jenen Augenblicken des abgeschwächten Schmerzes wurde diese Furcht in ihm immer stärker: daß er nach einer Weile wirklich alles sagen und tun würde.
    »Wer ist mit Ihnen gekommen?« fragte die sanfte Stimme. Er konnte schon seit langem nicht mehr richtig sehen. Er hatte keine Ahnung, ob der Agoniesimulator irgendwie sein VISOR störte oder die Sehnerven selbst rebellierten. Er mußte blinzeln und angestrengt durch das Schimmern des Feldes starren, bevor er sie dort stehen sehen konnte, lächelnd, wartend. Er wußte, daß sie ihm nicht nur mit dem Simulator zusetzen konnte, aber sie hatte es nicht eilig. Er hatte kaum noch genug Kraft, um den Kopf zu schütteln, und dachte, es sei besser, er würde die wenige ihm noch verbliebene schonen. Also hing er lediglich da, sagte nichts, tat nichts. Obwohl sein Körper zuckte – die armen überreizten Nerven schossen aus Mitgefühl und ängstlicher Erwartung unentwegt Impulse ab. Jedesmal, wenn er sich zu bewegen versuchte, bewegte sein Körper sich nicht so, wie er es wollte – und es tat weh.
    »Sie können es mir genausogut verraten«, sagte die Counselor. »Ich werde damit erst aufhören, nachdem Sie mir gesagt haben, was ich wissen will. Und damit meine ich nur den Simulator. Sobald Sie es mir endlich gesagt haben, werde ich mich persönlich davon überzeugen, daß es auch die Wahrheit ist.« Geordi erschauerte erneut und schrie auf, weil es ihm Schmerzen bereitete; jeder Nerv zuckte und schien sich bei der Bewegung zusammenzurollen.
    »Je früher Sie es mir sagen«, fuhr sie ganz vernünftig fort, »desto nützlicher sind Sie für mich. Und je nützlicher Sie für mich sind, desto wahrscheinlicher ist es, daß ich Sie leben lasse, nachdem wir hiermit fertig sind. Ihr Gegenstück – o ja, wir haben ihn gefunden, das war nicht weiter schwer, nachdem Sie uns gesagt haben, wo wir nach ihm suchen sollen – ist ein sehr talentierter Mann. Zwei von ihm zu haben, wäre für das Empire noch besser. Ich wage zu behaupten, daß wir Ihre Tätigkeit für uns sehr angenehm gestalten könnten. Aber dazu kann es nur kommen, wenn Sie diese Sache überleben. Und ob Sie sie überstehen oder nicht, hängt einzig und allein davon ab, ob Sie mich ärgern oder nicht.«
    Er erschauerte erneut. Ihnen gesagt? dachte er durch die Verwirrung der Qual und Furcht. Ich erinnere mich nicht, ihr irgend etwas gesagt zu haben... Aber das war das Entsetzliche an dieser Situation. Vielleicht hatte er es ihnen verraten. Es konnte durchaus sein. Und wenn er es ihnen gesagt hatte... was hatte er ihnen noch verraten? Hör jetzt auf damit und behalte die Kontrolle darüber, was du ihr sagst! Gib ihr eine kleine Information nach der anderen.
    Der Schock des Schmerzes überkam ihn erneut. »Wollen Sie nicht leben?« sagte sie leise, während eine Welle der Pein über ihn hinwegrollte und seinen Körper zucken ließ.
    Er wußte, daß es gelogen war. Er wußte, daß sie ihn auf keinen Fall am Leben lassen konnte, daß sie ihn töten würde – und dies auch genießen –, nachdem sie ihm die Informationen entlockt hatte, die sie brauchte. Aber der Schmerz baute sich langsam wieder auf, spülte die Vernunft hinweg, und er atmete tief ein und schrie und schrie, und sein Körper versuchte verzweifelt, irgend etwas zu tun, um die Qual zu beenden. Alles wurde verschwommen, nur der Schmerz blieb noch übrig, und eine ganze Welt war darin weiß und tot geworden.

Weitere Kostenlose Bücher