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Dunkler Spiegel

Titel: Dunkler Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Duane
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Es würde nicht aufhören.
    »Ich kann es nicht ausstehen, die Dinge dermaßen
    überstürzen zu müssen«, sagte sie eine Ewigkeit später, als der Schmerz etwas nachließ. »Das kommt mir so hingeschludert vor – nicht ordentlich und schrittweise vorzugehen, sondern Hals über Kopf.« In diesem Augenblick spürte er, wie ihre mentalen Finger seinen Geist berührten – fast beiläufig. Die Wirkung war entsetzlich, als würde jemand genüßlich eine offene Wunde berühren, langsam einen Finger über die zerrissenen Ränder gleiten lassen, genau dort, wo das überempfindliche Gewebe allmählich verkrustete und trocknete. Er schluchzte.
    »Ich vermute, ich werde mich damit abfinden müssen. Wenn Sie es sich nicht ganz schnell anders überlegen und mir sagen, was Sie wissen. Es ist so anstrengend, einen anderen Verstand auf die harte Tour durchsuchen zu müssen... aber ich werde es tun, wenn es sein muß. Vielleicht werde ich danach ein wenig müde sein, aber schon eine Stunde später wird es mir wieder besser gehen. Und Sie werden tot sein.« Sie lächelte breit. »Aber nicht, ohne vorher zu fühlen, was Ihnen wie mehrere Jahre der Schmerzen vorkommen wird.«
    Er stöhnte. O ja, ich kann es in die Länge ziehen , sagte sie in seinem Kopf, und es war, als hätte sein eigener Verstand zu ihm gesprochen, als sei er zum Verräter geworden und wolle ihn für all die Fehler bestrafen, die er in seinem Leben begangen hatte. Das Zeitgefühl ist einer der inneren Sinne, die sich am leichtesten manipulieren lassen. Ich kann nicht allzuviel Zeit mit Ihnen verbringen – ich habe noch eine Menge zu tun –, aber die kurze Zeit, die ich Ihnen widme, wird Ihnen wie ein paar Monate vorkommen. Ich weiß, wo genau ich den Geist berühren muß, um diesen Eindruck zu erwecken. Sehen Sie? Und irgend etwas geschah, so daß der Augenblick erstarrte, während der Schmerz so stark, so intensiv wurde, daß er nicht einmal mehr schreien konnte, sondern lediglich dort hing und ihn spürte, wie die Qual ihn verbrannte, als wäre er ein Stock in einem Feuer. Dann lief die Zeit weiter, und sein Bewußtsein kam wieder soweit zum Vorschein, daß er die Augen öffnen und sie ansehen konnte...
    »Sehen Sie?« sagte sie. »Es ist ganz einfach. Ist Ihnen nun klar, wie lange die Zeit zwischen einem Atemzug und dem nächsten sein kann?« Sie lachte. »Wie heißt es noch so schön über die Relativität? Eine Sekunde mit einem hübschen Mädchen – eine Sekunde auf einer heißen Herdplatte.« Sie lächelte ihn bezaubernd an. »Sehen Sie, jetzt haben Sie beides. Und Sie werden beides noch für eine geraume Weile haben. Also, sagen Sie mir« – der Schmerz wurde wieder stärker, doch diesmal hielt die Zeit nicht an –, »wer Sie begleitet hat.«
    Der Simulator zwang ihn zu einem weiteren Schrei, und der fremde Geist berührte ihn, war einfach da, und er schrie hilflos: »Counselor!«
    »Es ist sinnlos, mich um Gnade zu bitten«, sagte sie leise. »Davon habe ich heute nur noch sehr wenig übrig.«
    Er schluckte verzweifelt, als ihm klar wurde, daß er fast wirklichen Schaden angerichtet hätte. Sag es ihr! schrie sein Verstand. Nun sag es ihr schon, aber immer nur bröckchenweise!
    Nicht! kreischte ein anderer Teil. Du darfst alles tun, es ihr nur nicht sagen, halte sie auf, tu alles, was du kannst, um sie aufzuhalten, was du kannst, aber sage es ihr nicht!
    Der Schmerz ließ wieder alles weiß werden. Verzweifelt klammerte er sich an den Rand seines Verstands, versuchte zu verhindern, daß er wieder in diesen brennenden Strudel zurückstürzte.
    »Wer ist mit Ihnen gekommen?« sagte die Stimme. Und die Finger lösten sich, die ihn am Rand des Schmerzes hielten.
    Er fiel, schrie, verbrannte bei lebendigem Leib – und das Bild von Picard kam und ging, bevor er irgend etwas dagegen tun konnte.
    Das bereitete ihm den größten Schmerz.

    Nicht sehr weit entfernt hörte eine andere Person die Schreie, und Tränen liefen ihr Gesicht hinab, und sie konnte nichts dagegen tun. Qualen dieser Art waren sehr leicht wahrzunehmen. Deanna wartete in Geordis Quartier und wußte, daß sie ihn geschnappt hatten, wußte, wo er sich befunden hatte, als sie ihn erwischt hatten, wußte, daß die andere Troi irgendwie darin verwickelt war. Sie würden bald hier eintreffen, um den anderen LaForge zu befreien.
    Sie waren tatsächlich schon ganz nah: Sie konnte ihre Annäherung wahrnehmen. Schreckliche Unentschlossenheit und Furcht senkten sich über sie. Sie spürte, was

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