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Dunkler Spiegel

Titel: Dunkler Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Duane
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sie dies bei keiner anderen Person tun konnte – aber es war ihr Geist. Sie konnte ihn beeinflussen.
    Und er bemerkte nichts... Sie verweilte einen beträchtlichen Augenblick dort, aber er hatte sich so sehr in sein widerwärtiges Vergnügen vertieft, daß er sie nicht einmal wahrnahm. Deanna wollte erneut erschauern – wie konnte jemand sich auf diese Weise im Schmerz eines anderen suhlen? –, widerstand dem Drang jedoch, da sie befürchtete, dies würde Aufmerksamkeit erregen. In den nächsten Augenblicken mußte sie ihre eigenen Reaktionen völlig für sich behalten, und sie schluckte den Ekel herunter, der sich in ihr rührte, bis er fast verschwunden war. Es war schrecklich, dieses »andere Ich« zu sehen: Es zeigte ihr nur allzu deutlich, was aus ihr geworden wäre, hätten die Dinge sich in der Vergangenheit falsch entwickelt – oder würden sie sich in der Zukunft falsch entwickeln. Doch sie ließ sich nicht davon ablenken.
    Sie glitt vorsichtig tiefer in den Geist, bis sie tatsächlich ein paar Gedanken vernehmen konnte. Es war unheimlich und überaus frustrierend, daß sie Fähigkeiten, die denen eines vollen Betazoiden entsprachen, auch nur annähernd erreichen konnte, wenn sie eine Verbindung mit diesem Geschöpf einging. Aber sie bewahrte die Ruhe, lauschte und öffnete den Gedanken und Bildern ihren Geist. Wer hat Sie begleitet? hörte sie die Counselor fragen – und spürte, daß Geordi verzweifelt Widerstand zu leisten versuchte, dann aber doch ihr Bild durch seinen Geist flackerte. Counselor.
    Ihr Gegenstück verstand die Bedeutung falsch und bedrängte ihn noch härter. Deanna schluckte. Ihre Anwesenheit war nur durch einen Zufall geheim geblieben.
    Dann kam das nächste Bild aus dem Dunstschleier der Schmerzen. Picard. Über die Verbindung hörte sie, daß ihr Gegenstück dachte: Der Captain! Der Geist der anderen Deanna stand plötzlich vor Mutmaßungen in Flammen und war augenblicklich zufrieden. Ihr wurde klar, daß der Mann, mit dem sie gesprochen hatte und der ihr so sanft und unverbindlich vorgekommen war, keineswegs derjenige gewesen war, mit dem zu sprechen sie geglaubt hatte.
    Die Counselor öffnete die Augen und wandte sich von dem leidenden, schreienden Mann ab und ihren Wächtern zu. »Sie und Sie begleiten mich. Sie«, sagte sie zu dem dritten, »bleiben hier. Behalten Sie diese Stufe noch etwa zehn Minuten lang bei, dann stellen Sie sie etwas tiefer. Aber nicht so tief, daß er sich wieder vollständig erholen kann. Und achten Sie genau auf die Ruhephase.«
    »Jawohl, Counselor.«
    »Ich bin in ein paar Minuten wieder da... dann lasse ich Sie wissen, was mit ihm geschieht.« Und sie ging davon, die beiden Wächter im Schlepptau.
    Deanna bekam mit, daß sie sich entfernte. Sofort erhob sie sich von dem Bett und löste die Verbindung vorsichtig und so unauffällig, wie es ihr möglich war. Dann berührte sie ihren Kommunikator. Jetzt war nicht die Zeit für Vorsicht oder Geheimhaltung: Es kam lediglich auf Schnelligkeit an. »Captain, mein Gegenstück weiß Bescheid. Sie ist auf der Suche nach Ihrem Double. Vielleicht ist jedoch noch nicht alles verloren. Die Situation läßt sich noch retten, wenn Sie zuerst dort sind.«
    Der Kommunikator summte unter ihren Fingerspitzen. Sie las ihm schnell die Koordinaten des Lagerraums vor und fügte hinzu: »Ich lasse es Sie wissen, sobald es etwas Neues gibt. Troi Ende.«
    Sie ging schnell hinaus und eilte den Gang entlang zum Turbolift, um sich auf Deck vierzehn bringen zu lassen, wo Geordi sich befand. Die Zeit läuft mir davon, dachte sie. Es wird sehr knapp werden. Doch sie hielt die Furcht aus ihrem Gesicht und schritt mit dem stolzen, hitzigen Blick, den sie bei ihrem anderen Ich bemerkt hatte, den Gang entlang und dachte im besten Tonfall ihrer Mutter: Ich bin eine Tochter des fünften Hauses. Wer wagt es, sich mir in den Weg zu stellen?
    Niemand wagte es. Erneut betrachtete sie den Ausdruck auf ihren Gesichtern, die Furcht, die Besorgnis, und verspürte darüber ein schwaches, süßsaures Prickeln der Erregung, der Freude. Auch zu Hause brachte man ihr Respekt entgegen, aber nicht auf diese Weise.
    Deanna lächelte bedauernd. Der Preis dafür war zu hoch: Die Versuchung, die in der Freude über den Schmerz anderer lag, war zu groß. Was für eine Rolle spielt es, wie sehr man so etwas genießt, wenn man dabei seine Seele, seine Menschlichkeit verliert? Und es macht viel zuviel Freude.
    Sie betrat den Lift. »Deck vierzehn«, sagte sie

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