Dunkler Spiegel
Bereitschaftsraums. Worf stand dort und hielt einen Phaser in der Hand, der so umgebaut war, daß er wie die gemein wirkenden Standardwaffen des anderen Schiffes aussah. Worf trat vor und reichte Picard den Phaser.
»Ich habe mir das Design aus den Dateien der Waffenkammer besorgt«, sagte der Klingone. Picard nahm den Phaser; da er kein Halfter hatte, in das er ihn stecken konnte, hielt er ihn einfach in der Hand. »Sie haben das vorausgesehen«, sagte er überrascht zu Worf.
»Es schien eine Eventualität zu sein, auf die wir vorbereitet sein mußten. Captain – seien Sie vorsichtig.«
»Ich versichere Ihnen, Lieutenant, ich werde so vorsichtig sein wie die sprichwörtlichen Igel, denn genauso fühle ich mich.« Picard schaute zu Riker hinüber. »Das sind Ihre Befehle, Nummer Eins: Ihre Priorität ist es, dieses Schiff auf jede erdenkliche Art und Weise nach Hause zu bringen. Sollte das nicht möglich sein, müssen Sie die Enterprise vernichten – sie darf diesen Leuten nicht in die Hände fallen. Gehen Sie kein Risiko ein. Verstanden?«
»Verstanden«, sagte Riker, obwohl er offensichtlich mit der Entwicklung der Dinge nicht zufrieden war. »Captain, Sie können nicht hinüberbeamen, bevor wir Ihnen einen Sender eingepflanzt haben. Sonst können wir Sie nicht finden oder mit dem Transporter erfassen, falls etwas schiefgehen sollte.«
»Mir wurde bereits einer eingepflanzt«, sagte Picard ruhig. »Dr. Crusher hat das heute morgen erledigt.« Er warf Worf einen amüsierten Blick zu. »Vorausahnungen entwickeln sich manchmal zur Kunstform.«
»Darüber sind unsere Kulturen sich einig«, sagte Worf. »Ich wünsche Ihnen Erfolg, Captain.«
»Danke, Lieutenant. Mr. O'Brien, haben Sie das Außenteam transportiert?«
»Vor dreißig Sekunden, Captain.«
»Sehr gut. Ich bin bereit. Energie.«
Der Bereitschaftsraum löste sich um ihn herum auf.
Das Innere des Quartiers des Captains nahm um sie herum Gestalt an. Die Phaser in den Händen haltend, schauten sie sich schnell um. Niemand war zu sehen.
Deanna runzelte überrascht die Stirn. Soweit sie es sagen konnte, sah der Raum genauso aus wie das Quartier des Captains auf ihrer Enterprise: Sogar die Buchregale schienen identisch zu sein.
Geordi war anscheinend auf denselben Gedanken gekommen. Er sah sich um, nickte ihr kurz zu und schlich dann zur Tür, blieb knapp außerhalb der Reichweite der Öffnungssensoren stehen und berührte den Kontrollschalter, um sie von innen zu verriegeln. Dann deutete er mit der Hand zur Tür und sah sie fragend an.
Sie lenkte ihre empathische Empfindlichkeit in diese Richtung, bemerkte in unmittelbarer Nähe jedoch nur ein Gefühl der Langeweile – ein Posten stand vor der Tür. Auch damit hatte sie noch immer ihre Schwierigkeiten. Sie hatte den Bericht überflogen, den Spock über das Verhalten der Kommandocrew-Mitglieder des anderen Schiffes verfaßt hatte, und sich über die wütende Äußerung des anderen Captain Kirk gewundert: »Wo ist mein persönlicher Leibwächter?« Schon allein die Implikationen dieser Worte hatte sie dermaßen schockiert, daß sie kaum fähig gewesen war, den Rest des Berichts zu lesen, der beschrieb, daß er Spock Macht, Geld und ein Kommando angeboten hatte. Das war eine Welt, in der der Captain nicht erwartete, daß seine Crew ihm vertraute, sondern damit rechnete, daß sie ihn in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen umzubringen versuchte.
Deanna ließ ihr Wahrnehmungsvermögen ein wenig schweifen. Die Empfindungen waren noch immer überwältigend negativ, schienen ihr aber nicht mehr so schwer zu schaffen zu machen. Vielleicht war es so wie mit einem üblen Geruch: Je länger man ihn ertragen mußte, desto weniger störte er ihn. Deanna erschauerte. Sie war sich nicht sicher, ob sie wollte, daß solche Emotionen sie nicht mehr störten.
Geordi nickte und ging zu der Wand des Raums, in die der Schrank des Captains eingelassen war. Er zog den Tricorder hervor, dessen Tonsignale er ausgeschaltet hatte, und suchte den Schrank nach versteckten Sprengladungen oder anderen Fallen ab. Zufrieden berührte er einen Schalter. Die Tür glitt zur Seite und enthüllte ordentlich aufgehängte Uniformen.
»Oha«, sagte er leise.
Troi sah ihn an. »Probleme?«
»Eigentlich nicht. Aber diese Uniformen« – er schob mehrere zur Seite – »sehen wie meine aus, sind aber noch knapper. Das wird dem Captain gefallen.«
Deanna atmete amüsiert aus und richtete ihre Aufmerksamkeit dann wieder auf das,
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