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Dunkler Spiegel

Titel: Dunkler Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Duane
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was sie außerhalb des Raums wahrnehmen konnte. Sie ging langsam hin und her, am Bett vorbei, zur anderen Seite des Quartiers und zu den Bullaugen, durch die man die Sterne sehen konnte. Die Bewegung beruhigte sie und half ihr beim Denken. Am anderen Ende des Raums befand sich eine Tür; soweit sie wußte, war dies auf ihrer Enterprise nicht der Fall, doch sie ließ es für den Augenblick dabei bewenden, blieb kurz davor stehen und tastete mit ihrem empathischen Sinn umher. Dasselbe leise, fast knurrende Hintergrundgeräusch des Zorns, der Frustration, des unterdrückten Hasses. Das war das schlimmste daran: Der Haß war so tief verwurzelt, daß er größtenteils mehr oder weniger als selbstverständlich akzeptiert wurde – wie geistiges Nagelkauen. Hier und da kam ein heller Punkt zum Vorschein, ein Ort, wo Emotionen aufflackerten – hier Ärger, dort Vergnügen –, aber nur allzu selten.
    Sie ließ ihren Geist weiterhin suchen – vorwärts, ja,
    dann ein wenig nach Backbord...
    Ein Schock warf sie zurück, und ein ungewohntes Gefühl, so seltsam, als... Einen Sekundenbruchteil suchte sie nach einem Vergleich. Als wäre das Bein eingeschlafen, und man berührt es und kann es nicht spüren, weiß aber, daß es das eigene ist. Aber das traf es auch nicht ganz. Vielmehr war es eine überaus vertraute Gesinnung – und das war kein Wunder, denn es war die ihre. Aber es war nicht sie . Es war die andere Troi, die im Augenblick verhältnismäßig ruhig und gelassen war. Aber der Geschmack dieses Geistes – Deanna wollte ihr gesamtes inneres Ich zurückreißen, als hätte sie einen glühend heißen Gegenstand berührt. Aber sie wußte, daß eine so heftige Bewegung die Aufmerksamkeit der anderen Troi erregen könnte. Langsam wich sie zurück, wie ein Vogel, der sich von einer sich sonnenden Schlange entfernte. Der Vergleich war passend. Das gefühlsmäßige Niveau der anderen Troi entsprach dem eines Verstands, der gerade meditierte oder sich einer Konzentrationsübung unterzog. Doch unter dieser Ruhe lag eine schleichende, zufriedene Wut. Auch das fühlte sich an, als sei diese Person ständig mehr oder weniger wütend auf die Welt und wolle sie unentwegt für die Übertretungen strafen, die sie begangen hatte. Dieser Geist war sehr stark und stabil und daran gewöhnt, alles zu bekommen, wonach ihn verlangte. Deanna entfernte sich langsam und gleichmäßig von seinem Rand, zog ihre Anwesenheit zurück und unterdrückte ihren tiefen Abscheu. Es war, als würde man in einen Spiegel schauen und ein verzerrtes Bild sehen, oder besser gesagt, ein völlig klares – das aber stirnrunzelnd zurückschaute, wenn man ausdruckslos hineinsah. Und die irritierende Frage stellte sich: Was ist realer? Welche Seite ist der Spiegel?
    »Haben Sie etwas entdeckt?« fragte Geordi.
    Troi schüttelte den Kopf.
    »Sind Sie in Ordnung?« fuhr Geordi fort. Ihr schockierter Gesichtsausdruck war ihm nicht verborgen geblieben.
    »Sie hatten recht mit der Vermutung, daß mein Quartier belegt ist. Geraten Sie nicht mit ihr aneinander, Geordi. Meiden Sie sie.«
    Er nickte. »Das ist komisch – was ist hinter dieser anderen Tür?« Er richtete den Tricorder darauf und untersuchte sie. Dann schüttelte er den Kopf, zuckte mit den Achseln und wandte sich ab. »Ein weiteres Quartier.«
    »Das mit dem des Captains verbunden ist? Vielleicht...«
    Troi hielt inne, wurde von dem leisen, singenden Summen des Transporters unterbrochen. Geordi warf Troi einen schockierten Blick zu, als er den Phaser in ihrer Hand sah, den sie auf die Stelle richtete, wo die Materialisation stattfand. »Ist mit Ihnen wirklich alles in Ordnung?«
    Sie schüttelte den Kopf, wurde die Erinnerung an diese Aura der Berechnung und des Amüsements nicht los: ein denkender, voraussehender Verstand, der auf seine Weise erschreckender war als die entfesselten Emotionen, die sie überall sonst an Bord dieses Schiffes wahrnahm.
    Die Materialisation des Captains war vollzogen, und Picard schaute sich schnell um. Auch er war mit einem Phaser bewaffnet, wie Deanna erfreut fest stellte, und als er sie sah, kündete sein Gesichtsausdruck von Erleichterung. »Wie lange sind Sie schon hier?« fragte er.
    »Etwa eine Minute«, sagte Geordi. »Captain, ziehen Sie sich lieber um.«
    »Eins nach dem anderen«, sagte er und ging direkt zu dem kleinen Terminal auf dem Schreibtisch. »Computer, hier spricht Captain Jean-Luc Picard.«
    »Bestätigt«, sagte der Computer. Der Captain winkte Geordi zu

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