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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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schenken andren älteren Leuten für gewöhnlich Gehör. Kommst du mit?«
    Er legte das Taco hin. Seine Augen tränten im gleißenden Sonnenlicht, das durch die Schlitze in den Jalousien drang. »Ich bin mir nicht sicher. Ich meine, wenn sie nicht schwanger war –«
    »Außerdem fällt es den Geschworenen leichter, sich mit dem Opfer zu identifizieren, wenn sie der Meinung sind, daß es sich um einen unschuldigen Menschen gehandelt hat, der alles andere als ein derart grausames Ende verdient hat«, sagte ich. »Dann werden die Geschworenen böse und wollen denjenigen abstrafen, der sie hintergangen, sexuell ausgenutzt und ermordet hat. Marvin Pomroy wird Roseannes Unschuld und deine Schuld ansprechen, ihre Verletzlichkeit ... ihre Vertrauensseligkeit ... und deine Verderbtheit.«
    Lucas nickte, als ob er es verstünde. Doch ich sah ihm an den Augen an, daß ihm überhaupt nicht klar war, was ein guter Staatsanwalt wie Marvin Pomroy ihm antun konnte.
    »Wir müssen den Geschworenen die Videoaufnahme zeigen, auf der Roseanne einen Joint raucht und sich auszieht. Zumal sie dabei auch sehen, mit welchen Kids sie sich herumgetrieben hat«, sagte ich.
    Er schob mit dem Handballen den Teller weg und blinzelte.
    »Das Video zeigt lediglich, was für ein Leben sie geführt hat, Lucas«, sagte Temple. »Daß sie gekifft, gesoffen und sich mit allerhand Jungs eingelassen hat. Wir machen sie nicht schlecht. Wir zeigen nur, wie es wirklich war.«
    »Mag ja sein, daß sie all das gemacht hat, was Sie sagen, aber das heißt noch lange nicht, daß sie kein anständiges Mädchen war«, sagte er.
    »Das stimmt. Aber irgend jemand hat sie umgebracht, Lucas. Vielleicht ist er auf dem Video zu sehen«, sagte ich.
    Er hatte die rechte Hand um den linken Unterarm geschlungen. Sein Hals war rot angelaufen.
    »Das mach ich nicht mit«, sagte er.
    »Wie bitte?« sagte ich.
    »Ich hab mit Roseanne geschlafen, aber Ihnen hab ich erzählt, daß ich sie kaum kenne. Damit steh ich als Lügner und Feigling da. Ich will nicht mit ansehen, wie sie vor den ganzen Leuten niedergemacht wird, damit ich davonkomme.«
    »Willst du wirklich ins Gefängnis? Willst du darauf hinaus?« fragte ich.
    »Vielleicht hab ich’s ja verdient.«
    »Was?« fragte ich.
    »Sie sagen, Darl hat mich unter Drogen gesetzt. Vielleicht war ich ja bloß besoffen. Ich werde nie erfahren, was ich an dem Abend gemacht habe.«
    Er saß vornübergebeugt auf dem Stuhl und ließ den Kopf hängen. Das durch die Jalousien dringende Sonnenlicht zeichnete helle Streifen auf seinen Rücken.
    »Lucas, wir müssen mal was klarstellen. In diesem Zimmer hier gibt es nur eine Person, die für deine Verteidigung zuständig ist«, sagte Temple.
    Aber ich winkte ihr mit zwei Fingern zu. Sie schaute mich mit verdutzter Mine an, kaute dann auf ihrer Unterlippe und blickte schweigend aus dem Fenster.
    An diesem Abend zog ich mein Hemd aus und hängte es über das Gatter, rechte dann den Hühnerhof und die Pferdekoppel und kippte eine Ladung Mist und fauliges Stroh auf den Komposthaufen. Dann schöpfte ich einen Eimer Wasser aus der Abflußrinne der Windmühle und fing an, eine Reihe Löcher für die Stützpfähle auszuheben, damit ich das Gatter weiter zurückversetzen und Beaus Koppel vergrößern konnte. Es war ein zauberhafter Abend. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne, die mittlerweile hinter den Hügeln verschwunden war, schnitten wie rosige Radspeichen über den Himmel. Der Wind strich durch die Bäume, und ich konnte die wilden Blumen auf den Feldern riechen und die Barsche, die unter den Seeerosenblättern draußen im Weiher laichten. Fast hätte ich Brian Wilcox’ Wagen überhört, der mit knirschenden Reifen über meine Auffahrt rollte.
    Er stieg aus und ging durch die Scheune auf die Koppel. Hinter ihm, auf dem Beifahrersitz, sah ich Felix Ringo, den mexikanischen Drogenfahnder. Er hatte den Hut zurückgeschoben, das Fenster heruntergekurbelt und genoß die kühle Brise.
    Wilcox grinste mich spöttisch an.
    »Haben Sie bei der Arbeit immer einen Revolver am Zaunpfahl hängen?« fragte er.
    »Ein paar Typen haben mich eines Nachts hier draußen überrumpelt. Ich möchte nicht, daß sich so was wiederholt«, erwiderte ich.
    »Sie wissen doch, was quid pro quo heißt? Ein Geschäft auf Gegenseitigkeit, richtig? Ich bin bereit, Ihnen einen großen Gefallen zu tun, Holland, aber dafür will ich etwas von Ihnen.«
    »Sie können mich mal.«
    »Mit so was habe ich gerechnet, aber ich

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