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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ein anderer ständig wieder runterstößt.«
    »Was hat Moon gesagt?«
    »Er hat gesagt: ›Schade, daß ich Bunny verpaßt habe. Ich hab gehört, daß er’s auf der Uni gewaltig hat krachen lassen. Das gefällt mir.‹«
    »Sonst nichts?«
    Bunny schaute die Kühlschranktür an, riß die Augen auf und mahlte mit dem Unterkiefer, als ob auf dem weißen Lack ein Film abliefe. Dann gab er einen dumpfen Ton von sich und setzte von neuem an. »Er hat meinen alten Herrn an der Nase gepackt, hat zugedrückt und sie hin und her gedreht. Und dabei hat er ihn die ganze Zeit angegrinst.«
    Bunnys Augen waren rosarot unterlaufen und schimmerten unnatürlich, wie ein geschältes Osterei, das beim Färben fleckig geworden ist. Er starrte in seine Kaffeetasse.
    »Es geht noch um was anderes, nicht wahr?« sagte ich.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Worum, Bunny?«
    »Der alte Herr hat sich von mir zum Busbahnhof bringen lassen. Er hat gesagt, er will meine Oma in Corpus Christi besuchen. Er hat gesagt, ich soll das auch machen.«
    »Tragen Sie’s ihm nicht zu sehr nach«, sagte ich.
    Dann fing Bunny an zu weinen.
    »Was verschweigen Sie, mein Junge? Wessen schämen Sie sich so?« fragte ich.
    Doch er gab keine Antwort.
    Ich konnte nicht schlafen. Erst wollte ich in dem Café bei der Kirche ein spätes Abendessen zu mir nehmen, aber es war geschlossen. Daher fuhr ich zu dem Drive-in-Restaurant im Norden der Stadt, einem im Neonlicht liegenden Flecken Niemandsland, das während der Woche von den Kids aus dem East End in Beschlag genommen wurde, weil sie über das entsprechende Geld verfügten, keinem Beruf nachgingen und keinerlei Verpflichtungen hatten. Vielleicht auch, weil es der einzige Ort war, an dem sie unter sich waren, sahen, daß die anderen das gleiche geheime Bedürfnis hatten wie sie, und eine Zeitlang nicht von ihm umgetrieben wurden.
    Ich nahm in einer mit rotem Vinyl gepolsterten Sitznische am Fenster Platz und schaute durch den Regen auf die in Reih und Glied stehenden Wagen, die unter der auf Spanndrähten aufgezogenen Segeltuchplane parkten. Die Fenster der Autos waren von innen beschlagen, bei manchen lief der Motor, so daß feine Rauchschwaden in die nasse Luft aufstiegen. Ab und zu glimmte eine Zigarette im Wind auf, gelegentlich zeichneten sich eine Schulter oder ein Haarschopf an den Scheiben ab. Aber niemand, jedenfalls ich nicht, wußte, was in all den von Hand gewienerten, auf Hochglanz polierten, aufgemotzten und tiefer gelegten Wagen, deren Lack wie bengalisches Feuer im Neonlicht funkelte, vor sich ging.
    Es war ein ganz normaler Werktag, aber offenbar mußten sie morgen nicht zur Schule. Saßen sie da drin und knutschten miteinander ebenso unschuldig und voller Verlangen wie Generationen junger Menschen vor ihnen? Hatten auch sie das Gefühl, etwas Neues und Wundersames zu entdecken, wenn sie ihr Bier tranken, so als stellten der Frühling, ihr lustvolles Sehnen und die Glut in ihrer Kehle eine einzige große Verheißung dar, die wie ein niemals endender Song war? Waren auch sie wie junge Blumen, die einstmals aufblühen und ihre Pollen verbreiten würden? Oder waren sie bereits von Haß und gegenseitiger Verachtung zerfressen, empfanden keinerlei Freude mehr aneinander, verachteten alles, was anders war, ohne zu wissen, warum?
    Darl Vanzandts 32er Ford stand inmitten der anderen Wagen unter der Segeltuchplane. Der kirschrote Lack glänzte feucht und schimmernd wie ein offener Wundkanal. Das Fenster auf der Beifahrerseite war heruntergekurbelt, und Darls bloßer Arm hing über der Tür, so daß der Bizeps hervortrat wie eine kleine weiße Grapefruit. Ein Mädchen saß auf seinem Schoß und kämmte ihm die Haare, legte sie ein ums andere Mal zurecht, so als arbeite sie an einer Skulptur. Er wandte den Kopf und schaute mit ausdrucksloser Miene und leerem Blick zum Restaurant.
    Die Kellnerin brachte mir ein Steak mit zwei Spiegeleiern oben drauf, dazu eine Portion Bohnenpüree und Tortillas. Ich stach die Eidotter auf dem Steak an, schnitt das Fleisch in dünne Streifen und rollte sie mitsamt dem Bohnenpüree in eine Tortilla. Als ich aufblickte, rannte das Mädchen aus Darls Wagen durch den Regen auf das Restaurant zu. Sie kam durch die Tür, schüttelte sich das Wasser aus den Haaren, steckte einen Vierteldollar in das Münztelefon neben meiner Nische, warf einen Blick durch das Fenster und scharrte nervös mit dem Fuß am Boden.
    »Mister Vanzandt? ... Ja, ich bin’s, Holly. Hören Sie, Darl ist nicht

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