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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Treuebeweis kriegst du nur von Bundesbediensteten geboten.«
    Sie ging allein die Treppe hinab, mußte ihre ganze Wut aufbieten, damit sie nicht in Tränen ausbrach. Ich stand schweigend da und fragte mich, was mich Lucas’ Prozeß am Ende alles kosten mochte.
    Nachdem Darl Vanzandt den Eid abgelegt hatte, saß er schief im Zeugenstuhl, senkte schüchtern den Blick, als ob alle Welt auf ihn achtete, spielte mit seinem Klassenring und unterdrückte ein Lächeln, als er zu seinen Freunden schaute.
    »Bunny Vogel ist mit Roseanne Hazlitt gegangen, nicht wahr?« fragte ich.
    »Das weiß doch jeder.«
    »Ist Bunny Ihr Freund?«
    »Er war’s mal.«
    »Er hat sich auf der Universität um Sie gekümmert, nicht wahr?«
    »Wir stammen aus der gleichen Stadt, deshalb haben wir zusammengehalten.«
    »Er hat einen Tudor bestochen, damit er ein Prüfungsergebnis für Sie fälscht, nicht wahr?«
    Darls grüne Augen blickten ins Leere, trübten sich dann und richteten sich auf mich, so als müßten die Worte, die er hörte, erst in eine andere Sprache übersetzt werden, ehe er sie verstand. Er rieb sich den hellen Flaum an seiner Kinnlade. »Ja, wir sind beide geflogen«, sagte er.
    »Hat ihm Ihre Stiefmutter einen Job im Skeet-Club besorgt?«
    »Ja.«
    »Ihr seid doch zusammen ausgegangen und auch gemeinsam in dem Drive-in-Restaurant verkehrt?«
    »Manchmal.«
    »Ihr wart also ziemlich dicke Freunde, stimmt’s?«
    »Das war mal, is aber nicht mehr so.«
    »Lassen Sie sich von anderen Leuten anmachen, Darl?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Kann man Sie anpöbeln, herumschubsen, so tun, als wären Sie ein Waschlappen?«
    »Nein, so was laß ich mir nicht bieten.«
    »Was ist mit dem kleinen Mexikaner passiert, der Ihren Wagen mit seinem Nagel zerkratzt hat?«
    »Dem hab ich die Hucke vollgehaun.«
    »Weil Ihnen niemand dumm kommen und sich an Ihrem Eigentum vergreifen darf, stimmt’s? Weil Sie ihm sonst die Hucke vollhauen?«
    »Ja, ganz recht.«
    »Haben Sie jemals eine Frau zusammengeschlagen, eine Prostituierte in San Antonio namens Florence LaVey?«
    »Nein, hab ich nicht. Ich hab mich bloß gewehrt, als mich jemand ausnehmen wollte.«
    »Was passiert, wenn jemand Ihre Freunde schlägt, Darl? Hauen Sie demjenigen ebenfalls die Hucke voll?«
    »Na klar doch.« Er schaute zu seinen Freunden und grinste.
    »Haben Sie gesehen, daß Roseanne Hazlitt an dem Abend, an dem sie überfallen wurde, Bunny Vogel eine Ohrfeige gegeben hat?«
    Er drückte mit den Fingern an seiner Nase herum. Seine Augen waren von feinen Äderchen durchzogen. Er schaute mich an.
    »Ja. Beim Shorty’s. War nix weiter dabei. Die is ständig wegen irgendwas stinkig gewesen«, sagte er.
    »Und Sie sind wütend geworden, als Sie gesehen haben, daß Ihr Freund geschlagen wurde, nicht wahr?«
    »Nein. Ich hab ihr und Lucas was zu trinken spendiert. Ich war auf niemand sauer.«
    »Haben Sie bei der Gelegenheit Roofies – Betäubungsmittel – in Lucas’ Glas gegeben?« fragte ich.
    »Einspruch, Euer Ehren. Er setzt seinen eigenen Zeugen unter Druck und stellt ihm überdies Suggestivfragen«, sagte Marvin.
    »Ich ziehe die Frage zurück«, sagte ich. »Darl, warum hat Roseanne Bunny Vogel eine Ohrfeige gegeben?«
    »Sie hat gesagt, sie will sich taufen lassen. Sie wollte, daß er sie zur Kirche von den überkandidelten Pfingstlern bringt, die immer im Fernsehen sind.«
    »Sie wollte sich taufen lassen?«
    »Ich hab Ihnen doch gesagt, daß die total hirnvernagelt war. ›Mach zur Abwechslung mal was Anständiges‹, hat sie gesagt. ›Bring mich zur Taufe. Vielleicht färbt ein bißchen was davon auf dich ab.‹ Und Bunny sagt: ›Komm, wir machen ne Spritztour. Ich kurbel die Fenster runter, damit du das Dope aus der Birne kriegst.‹
    Und sie sagt: ›Ich will runter zur Lakewood Church in Houston. Ich hab schon mit dem Pfarrer geredet.‹
    Sagt Bunny: ›Das Shorty’s is aber ne komische Kirche, wenn du den Leuten zeigen willst, daß du bekehrt bist.‹ Sagt sie: ›Ich will mich hier mit Lucas Smothers treffen. Der behandelt seine alten Freunde wenigstens nicht wie den letzten Dreck.‹ Und n anderer Typ sagt: ›Das kommt daher, weil er jetzt seinen Dreck mit dir macht.‹
    Bunny hat ihr die Hand auf den Arm gelegt und gesagt, daß er sie heimfahren will. Und da hat sie ihm eine geknallt. Sie is reingegangen und hat ihm den Stinkefinger gezeigt.«
    Darl warf seinen Freunden einen feixenden Blick zu.
    »Hat Roseanne einst in dem gleichen Kirchenladen gearbeitet

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