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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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schaute ihr nach, warf unwillkürlich einen Blick auf ihren Hintern.
    »Meinen Sie, die würde auch für mich arbeiten?« fragte er.
    »Wie wär’s, wenn Sie zur Sache kommen, Marvin?«
    »Zur Sache? Sie haben Garland Moon aufgehetzt und auf diesen mexikanischen Drogenfahnder angesetzt, stimmt’s?«
    Die Luft roch nach nassem Laub, überquellenden Abwasserkanälen und nach Asphalt, der in der Sonne trocknete. Ein Deputy Sheriff führte fünf an einer Hüftkette zusammengeschlossene Häftlinge in weißer Sträflingskleidung an uns vorbei.
    »Schauen Sie mich an!« sagte Marvin.
    »Ganz ruhig, Marvin«, erwiderte ich.
    »Felix Ringo hat eine Absteige im Conquistador. Er sagt, daß jemand versucht hat, durch sein Badezimmerfenster einzudringen, und er schwört, daß es sich um Garland Moon gehandelt hat. Er sagt, der Kerl habe eine kleine Kettensäge bei sich gehabt, wie man sie zum Heckenschneiden benutzt.«
    »Das schmeckt Ihnen nicht, was?«
    »Sind Sie von Sinnen? Sie vermöbeln einen Psychopathen mit dem Hackenstiel, dann bringen Sie ihn auf dumme Gedanken und hetzen ihn gegen einen Polizisten auf. Sie sind Anwalt, und als solcher sollten Sie sich Recht und Gesetz verpflichtet fühlen.«
    »Woher wollen Sie wissen, daß ich ihn gegen Ringo aufgehetzt habe?«
    »Weil Sie nach wie vor den wilden Mann spielen. Weil Sie meinen, wir wären immer noch im alten Westen.«
    »Besten Dank für den Hinweis, Marvin. Wirklich wahr.«
    »Welchen Hinweis? Moon hat Ringos Wohnung drunten in San Antonio verwüstet. Passen Sie auf. Er hat seinen Kot über sämtliche Polstermöbel verschmiert. Worauf deutet das Ihrer Meinung nach hin?«
    »Daß er todkrank ist und Bescheid weiß.«
    »Tja nun, jetzt kommt die große Überraschung: Felix Ringo will sich in Mexiko einen Haftbefehl gegen Moon besorgen, weil er Drogen geschmuggelt hat. Moon könnte in einem mexikanischen Knast landen. Dort gibt’s nichts als Reis und Bohnen und dazu jede Menge Tausendfüßler umsonst.«
    »Irgendwie wirken Sie aber ganz und gar nicht geknickt.«
    »Sie kapieren es immer noch nicht. Wenn Moon etwas davon erfährt, und das wird er garantiert – hinter wem wird er dann wohl her sein?«
    »Tja, man kann nie wissen, was einem bei nem Irren noch alles bevorsteht, Marvin.«
    Er schüttelte den Kopf und ging weiter, versuchte die Knitterfalten in der Leinenjacke glattzustreichen, die er in der Hand hielt – ein tüchtiger Mann, der sich immer in den Dienst anderer stellen würde.
    Kurz nach ein Uhr mittags wurde Lucas verteidigt. Er saß stocksteif auf dem Zeugenstuhl, hatte die Hände auf den Schenkeln liegen, doch sein Gesicht glänzte vor Schweiß, und sein Hals war rot angelaufen.
    »Als man dich festgenommen hat, hast du behauptet, daß du Roseanne Hazlitt kaum kennst. Du hast gesagt, du wüßtest nicht mal, wie sie mit Familiennamen heißt. Das war gelogen, nicht wahr?« sagte ich.
    »Ja, Sir.«
    »Und warum hast du gelogen?«
    »Weil sie mir gesagt hat, daß sie schwanger ist. Weil ich gedacht hab, daß ihr meint, ich hätte ihr was angetan, weil das Baby von mir stammt ...« Er holte Luft. »Ich habe gelogen, weil ich Bammel hatte.«
    »Was fällt dir zu Roseanne ein?«
    »Sie war ein prima Mädchen. Für die Sachen, die sie gemacht hat, hat sie nichts gekonnt, ich mein, für die Sauferei und so.«
    »Hat sie dir gesagt, von wem sie ihrer Meinung nach schwanger war?«
    »Einspruch, das ist reines Hörensagen«, sagte Marvin.
    »Ich lasse die Frage zu«, sagte die Richterin.
    »Von einem älteren Mann hier in der Stadt. Ich hab nicht weiter nachgefragt. Mir ist dabei ein bißchen mulmig zumute gewesen.«
    »Du hast gedacht, du könntest ihr ein Kind gemacht haben, nicht wahr?«
    »Ja, Sir.«
    »Warum?«
    »Sir?«
    »Warum hast du gedacht, das Kind könnte von dir stammen?«
    »Weil wir miteinander gegangen sind.«
    »Darauf wollte ich nicht hinaus, Lucas. Habt ihr Kondome benutzt, wenn ihr miteinander geschlafen habt?«
    Er rieb die Hände an den Hosenbeinen und schaute zur Richterin.
    »Beantworten Sie bitte die Frage«, sagte sie.
    »Nein, Sir, haben wir nicht«, sagte Lucas.
    »Meiner Ansicht nach war das ziemlich dumm. Warum nicht?«
    »Einspruch, Euer Ehren. Er setzt seinen eigenen Mandanten unter Druck.«
    »Treten Sie vor«, sagte die Richterin. Sie nahm ihre Brille ab und schob das Mikrofon weg. »Was haben Sie vor, Mister Holland?« fragte sie.
    »Ich möchte beweisen, daß mein Mandant psychisch nicht dazu in der Lage ist, ein derartiges

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