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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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dem Sattel, verpaßte ihm eins auf die Nase, packte ihn dann am Kragen und schmetterte seinen Kopf gegen den Stützbalken der Veranda.
    Seine Kopfhaut platzte auf, aber ich konnte nicht aufhören, auch dann nicht, als er längst am Boden lag. Ich trat ein ums andere Mal mit Stiefeln und Sporen auf sein Gesicht ein, wollte gerade wieder zutreten, als ich zurückgerissen wurde.
    Pete klammerte sich an meinen Arm, hatte den zusammengeknüllten Fünfdollarschein in der Hand und schaute mich voller Angst an, so als habe er es mit einem Fremden zu tun.
    »Hör auf, Billy Bob! Bitte, laß es gut sein«, rief er mit schluchzender Stimme, während sich von zwei Seiten die Sirenen näherten.

9
    Ich saß im abgedunkelten Büro des Sheriffs, dessen massige Silhouette sich vor dem Fenster in seinem Rücken abzeichnete. Der Deputy, der mich festgenommen hatte, lehnte an der Holzwand. Sein Gesicht lag im Schatten. Der Sheriff nahm die Zigarre aus dem Mund, beugte sich über den Spucknapf, der neben seinem Schreibtisch stand, und spie aus.
    »Sie haben den Kerl total zur Minna gemacht. Was ist bloß los mit Ihnen?«
    »Entweder Sie belangen mich jetzt, oder Sie lassen mich laufen, Sheriff«, sagte ich.
    »Nun halten Sie mal die Luft an. Meinen Sie etwa, ich will mich auch noch mit gottverfluchten Anwälten rumärgern? Als ob ich nicht schon genug besoffene Neger und verkommene Weiße im Knast sitzen hab ... Ah, da ist der Mann ja schon. Können Sie nicht jemand verprügeln, ohne gleich einen internationalen Zwischenfall vom Zaun zu brechen?« sagte er.
    Die Tür ging auf, und ein dunkelhäutiger Mann mit einem Tropenhut, in dessen Krempe ein grünes Plastikfenster eingelassen war, und einem braunen Anzug ohne jede Knitterfalte betrat den Raum. Er nahm den Hut ab und schüttelte dem Sheriff die Hand, dann dem Deputy in Uniform und schließlich mir. Er war etwas älter als ich, Mitte Vierzig vermutlich, hatte ein fleischiges Gesicht und einen schmalen Schnurrbart, wie ihn Filmschauspieler in den dreißiger Jahren trugen.
    »Felix Ringo, ein mexikanischer Drogenfahnder?« wiederholte ich.
    »Jawoll, sagt Ihnen der Name was, Mann? Stammt von einem Gringo, einem Vorfahren von mir, der ein berühmter amerikanischer Bandit gewesen is«, sagte er.
    »Johnny Ringo?« fragte ich.
    »Jawoll, so hat er geheißen. Hat sich mit Jungs rumgetrieben wie dem Typ droben in Arizona, der im Kino immer einen schwarzen Anzug anhat, jawoll, diesem Wyatt Earp.«
    »Felix is südlich des Rio Grande ne große Nummer. Sie haben ihm den Einsatz verhunzt, Billy Bob«, meinte der Sheriff.
    »Oh?« sagte ich.
    »Der Typ, den Sie durch die Gegend geschleift haben, hinter dem bin ich seit sechs Monaten her. Jetzt dürfte er weg sein«, erklärte der Mexikaner.
    »Vielleicht hätten Sie ihn schon vor sechs Monaten festnehmen sollen. Er hat heute morgen einen kleinen Jungen geschlagen.«
    »Ja, Mann, aber vielleicht sehn Sie das nicht im Zusammenhang. Wir nehmen jemand fest, drehn ihn durch die Mangel, und dann nehmen wir den nächsten fest. Sehn Sie, Geduld ist hier – wie sagt man bei Ihnen? – die höchste Tugend.«
    »Der Kerl, den ich aus der Bar gezerrt habe, ist nicht der nördliche Ableger vom Medellin-Kartell. Was soll der Krampf, Sheriff?« fragte ich.
    Der Sheriff rollte die Zigarre zwischen den Lippen und schaute den mexikanischen Drogenfahnder an.
    »Billy Bob war bei den Texas Rangers, deshalb meint er, er wär erhaben über die gewöhnliche Drecksarbeit, die die meisten von uns machen müssen«, sagte er.
    »Das ist eine ganz beschissene Einstellung«, sagte Felix Ringo.
    »Entweder Sie nehmen jetzt meine Fingerabdrücke, oder ich gehe, Sheriff«, sagte ich.
    Er warf die Zigarre in den Spucknapf, wo sie zischend ausging.
    »Dort is die Tür. Aber verstehn Sie mich nicht falsch. Halten Sie sich ja aus Sachen raus, die Sie nix angehn«, sagte er.
    Felix Ringo folgte mir nach draußen. Die steinernen Gebäude rund um den Platz lagen im grellen Sonnenlicht, die Bäume hoben sich giftgrün vor dem Himmel ab. Ich sah Mary Beth Sweeney, die neben ihrem Streifenwagen im Schatten stand und etwas auf ein Klemmbrett schrieb. Sie hielt inne und schaute quer über die Rasenfläche zu mir und dem Mann, der sich Felix Ringo nannte.
    »Wollen Sie irgendwas?« fragte ich ihn.
    »Ich hab Sie schon mal gesehn. Sie sind Ranger gewesen?« sagte er.
    »Was hat es damit auf sich?«
    »Ihr Jungs habt nachts Sachen gemacht, womöglich Leute umgebracht, Obstpflücker zum

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