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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Unangemeldet«, sagte sie.
    »Wer ist das?«
    »Sie hat gesagt, Sie wüßten, wer sie ist.«
    »Ne. Aber schicken Sie sie trotzdem rein.«
    Die innere Tür ging auf, und die Frau mit der platinblonden Perücke stand im Durchgang. Sie ließ die Sonnenbrille von den Fingern baumeln und schaute mich erwartungsvoll an, so als müßte ich sie jeden Moment wiedererkennen.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?« frage ich. Dann bemerkte ich, daß ihr eines Auge braun war, das andere blau.
    »Bei dem Namen geht Ihnen wohl kein Licht auf, was? San Antonio? Die White Camelia Bar?«
    »Vermutlich bin ich heute morgen ein bißchen schwer von Begriff.«
    »Ich weiß, was Sie meinen. Ich bin am Sonntag abend auch immer angeschickert. Muß meiner Meinung was damit zu tun haben, daß ich unter Pflingstlern aufgewachsen bin ... Probiern wir’s noch mal ... Es geht um einen widerlichen kleinen Sack namens Darl Vanzandt.«
    »Sie sind die Frau, die er verprügelt hat. Sind Sie Kellnerin?«
    »Hosteß, Schätzchen.« Sie zwinkerte, setzte sich hin und schlug die Beine übereinander. Sie klappte eine Puderdose auf und betrachtete sich. »Dem würd ich liebend gern ein paar Bambussplitter unter die Fingernägel treiben.«
    »Sein Vater sagt, Sie und Ihr Zuhälter hätten versucht, ihn auszunehmen.«
    Sie befeuchtete eine Fingerspitze, wischte sich irgendwas vom Kinn und klappte die Puderdose wieder zu.
    »Sein alter Herr hat mir zehntausend Dollar gegeben, damit er und sein Sohn alle möglichen Lügen über mich erzählen können. Interessiert’s Sie, was wirklich passiert is?«
    »Es nützt aber nicht viel, wenn Sie Geld genommen und dafür auf eine Anzeige verzichtet haben.«
    »Mir geht’s nicht um das, was der kleine Scheißer mit mir gemacht hat. Ich hab in der Zeitung gelesen, daß ein Mädchen totgeschlagen worden is. Aber ich hab erst keinen Zusammenhang gesehn. Letzte Nacht sind dann er und dieser Ex-Sträfling namens Moon in die neue Bar gekommen, in der ich jetzt arbeite. Der kleine Stinker hat von nem Prozeß erzählt, von dem Mädchen, das vergewaltigt worden is und dem man den Schädel eingeschlagen hat, und daß ihm irgendein Anwalt die Sache unterjubeln will. Ich steh hinter der Bar und warte ständig, daß er draufkommt, wer ich bin. Aber von wegen.«
    »Ja?«
    »Lassen Sie das Mädchen wieder ausgraben. Stellen Sie fest, ob sie auf Roofis war.«
    »Sie meinen damit Ro –«
    »Sie ham’s kapiert. Rohypnol. Das benutzt der kleine Vanzandt nämlich immer. Der schnappt sich ein Mädchen und wirft es ihr ins Getränk, damit er mit ihr machen kann, was er will.« Sie setzte ihre Sonnenbrille auf, nahm sie dann wieder ab. »Ich wünschte, ich hätt ihn nach Huntsville gebracht, in den Ellis-Block. Wenn die farbigen Jungs draußen vom Feld kommen, sind sie immer dankbar für alles, was weiß is und glitscht.«
    »Ich habe den Autopsiebericht gesehen. Sie war mit Alkohol abgefüllt, hatte aber keinerlei Drogen intus.«
    Sie strich mit ihrem langen Daumennagel über eine Schwiele. »Er hat sich auf meine Brust gehockt und mir ins Gesicht gespuckt. Er hat mir die Lippen aufgeschlagen. Ich hab’s seinem alten Herrn erzählt. ›Zehntausend sind das Äußerste‹, hat er gesagt.«
    »Die Vanzandts haben eben ihre eigene Art«, sagte ich zerstreut.
    Sie stand auf.
    »Pfeifen Sie auf das Dope. Entweder hat der Bengel sie alle gemacht, oder ihr seid echt bös dran.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Zwei von der Sorte in einer Stadt. Auch wenn das hier vielleicht ein Dreckskaff is, aber so was hat’s nicht verdient«, sagte sie.
    Kurz vor der Mittagspause rief die Frau aus der Lohnbuchhaltung der Pipelinefirma in Houston an, für die mein Vater einst gearbeitet hatte.
    »Ende der dreißiger Jahre und während des Krieges haben wir keine Aufträge in der Gegend von Waco ausgeführt. Was natürlich nicht heißen muß, daß Ihr Vater nicht dort war«, sagte sie.
    »Nun ja, das hat mir trotzdem weitergeholfen«, erwiderte ich.
    »Einen Moment mal. Ich hab noch ein paar andere Sachen überprüft. Ich weiß nicht, ob Sie damit etwas anfangen können.«
    »Bitte, fahren Sie fort.«
    »Ihr Vater war von 1939 bis 1942 ständig für uns in Osttexas tätig. Dann wurde er offenbar zum Militär eingezogen. Meines Erachtens ist es so gut wie ausgeschlossen, daß er gleichzeitig für eine andere Firma im Raum Waco gearbeitet hat. Hilft Ihnen das weiter?«
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr.« Ich bedankte mich noch einmal und wollte bereits

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