Dunkler Sturm - Roman
hin und her, sah jedoch nur Finsternis, die sich bewegte. Als er die Blitze wahrnahm, die Gabriel aussandte, wusste er, dass er etwas unternehmen musste. »Verdammt!« Rogue zog den Revolver aus dem rechten Halfter. Dann wartete er und versuchte vorauszuberechnen, wohin sich die Dunkelheit als Nächstes bewegen würde. Dorthin feuerte er zweimal. Etwas stürzte zu Boden, und schlagartig verstummten der Wind und das Heulen. »Alles okay, Junge«, beruhigte er Gabriel, während er den Revolver wieder einsteckte.
Gabriel versuchte so gut er konnte die Magie unter Kontrolle zu halten, die in ihm tobte. Es war ein Gefühl, als hätte er eine gewaltige Gasblase in seinem Bauch, die keine Ruhe geben wollte. Schließlich gelang es ihm, sie zu beherrschen, aber der Nimrod war immer noch aufgewühlt. Gabriel sah zu, wie Rogue etwas aus der Tasche nahm und es in die Luft warf. Dann schrie er etwas, und im nächsten Moment wurde der Raum grell erleuchtet. Gabriel blickte sich um und wünschte sich, es wäre wieder dunkel.
Der Boden war mit den Kadavern von Ratten, Katzen, Hunde und Vögel übersät. Er glaubte sogar, die halb mumifizierten Reste eines Schweins am Fuß einer Treppe liegen zu sehen. Ein schmerzerfülltes Stöhnen lenkte Gabriels Aufmerksamkeit in die Mitte des Raums, wo sich Rogue um eine Gestalt kümmerte, die zwar die äußere Form eines Mannes hatte, aber alles andere als menschlich war.
»Verdammt, Magus!«, verfluchte der Vampir, der unter dem Namen Vater Zeit bekannt war, Rogue, während er sich um das Loch in seiner Schulter kümmerte, aus dem rötliche Flüssigkeit sickerte und auf seinen verschlissenen Mantel tropfte.
»Ich habe dich gebeten aufzuhören, aber du wolltest ja nicht hören. Jetzt halt den Mund und lass mich nach deiner Schulter sehen.« Rogue kniete sich neben den Vampir und untersuchte die Schussverletzung. Die meisten Vampire hätten sich innerhalb weniger Minuten von einer solchen Wunde erholt, vor allem wenn sie so alt waren wie Vater Zeit, aber das waren Vampire, die gut ernährt waren. Am Zustand der Tierleichen und von Vater Zeits ausgemergeltem Körper erkannte Rogue, dass es schon eine Weile her war, seit der Vampir ordentlich gegessen hatte.
»Verschwinde; ich kann die Wunde alleine heilen.« Vater Zeit schlug mit seinem guten Arm nach Rogue, aber es sah aus, als hätte er nicht einmal die Kraft, ihn alleine zu heben, geschweige denn, jemandem wehzutun.
»Nicht, wenn du weiter so hungerst.« Rogue drückte seine Hand gegen die Wunde und flüsterte einige Worte. Als er die Hand wegzog, hatte sich die Verletzung geschlossen. »Wann hattest du das letzte Mal etwas, das reden konnte?« Rogue deutete auf die Kadaver am Boden.
»Ich werde nicht von den Schafen trinken. Mein Durst hilft mir, mich zu konzentrieren, während ich auf unser Ende warte«, erwiderte Vater Zeit erschöpft.
»Du solltest lieber von jemandem trinken, sonst wirst du das Ende noch verpassen, weil du nicht mehr da bist, Kumpel.«
»Ist das ein Vampir?« Gabriel stand neben ihnen und betrachtete Vater Zeit neugierig. Er hatte sich Vampire immer als wunderschöne, magische Wesen vorgestellt, aber der Mann auf dem Boden vor ihm sah eher aus, als wäre er einem Horrorfilm entsprungen. Er wirkte wie eine Leiche, mit zerzaustem weißem Haupthaar und Bart. Seine spröden Lippen waren zu einem Grinsen zurückgezogen und entblößten gelbe Reißzähne in entzündeten Kiefern. Er starrte Gabriel mit blutunterlaufenen, tief in den Höhlen liegenden Augen bösartig an.
»Er war einer, bevor er verrückt geworden ist«, antwortete Rogue und wischte sich die Hände an der Jeans ab.
» Du bist verrückt, Magus. Denn selbst mit deinen Dämonenaugen kannst du die Schrift an derWand nicht sehen. Die Nachkommen von Usiri und seiner Herrin wandeln über die Welt und suchen ihren Platz am Tisch.«
»Wovon redet er?«, fragte Gabriel.
»Vater Zeit glaubt, dass irgendein Supervampir kommen und die gesamte Vampirrasse auslöschen wird. Die Geschichte ist zwar ziemlich weit hergeholt, aber deswegen versteckt er sich seit mehreren Jahren und ernährt sich nur noch von Tierblut.«
»Deine Geschichte ist meineWahrheit, Magus. Wenn unser größter Fehler das erste Mal Blut saugt, wird er sich unser Wissen aneignen, unsere Stärke und einen alles verzehrenden Durst entwickeln. Dieser Durst wird seine Eingeweide verbrennen und ihn in denWahnsinn treiben; nicht einmal das Blut von hundert Schafen wird ihn befriedigen, denn er giert
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